Speicher zum Anfassen

19.08.2004
Das Management von Speichernetzwerken ist ein zentrales Thema auf der Storage Networking World Europe (7. und 8. September 2004) in Frankfurt. Der Industrieverband SNIA (Storage Network Industry Association) zeigt in seinem "Solutions Center", wie Standards helfen können, die Plattformen unterschiedlicher Hersteller unter einen Hut zu bringen. Von Christine Schmidt und Rainer Erkens

Fragt man IT-Manager, was sie derzeit am meisten bewegt, stehen die Themen Speichermanagement und Interoperabilität stets ganz oben auf der Liste. Vielfach bestehen Speicherumgebungen aus heterogenen Systemen, die in ein Netzwerk integriert werden müssen. Problematisch gestaltet sich dabei vor allem die Administration, da die Plattformen in der Regel mit proprietären Managementsystemen ausgerüstet sind. Ganz aktuell ist derzeit auch das Thema IP-Storage, das die Nutzung der vorhandenen Ethernet-Infrastruktur für die Datensicherung ermöglicht. Es bringt einerseits erhebliche Kostenvorteile, wirft andererseits aber auch Fragen hinsichtlich Performance und Zuverlässigkeit auf.

Lösungen für diese Probleme und Antworten auf drängende Fragen soll das "Solutions Center" geben. Es ist ein wesentlicher Bestandteil der Storage Networking World Europe (SNWE), die in diesem Jahr am 7. und 8. September in Frankfurt am Main stattfindet. In diesem Labor ist ein reales Speichernetzwerk aufgebaut, an dem der Benutzer den Einsatz neuer Technologien live miterleben kann.

Kooperation statt Konkurrenz

Im Center arbeiten 19 Unternehmen zusammen, die sonst eigentlich im Wettbewerb miteinander stehen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, zu zeigen, wie unterschiedliche Plattformen und Systeme verschiedener Hersteller in Speicherlösungen integriert werden können. Zur Vorbereitung treffen sich alle Teilnehmer drei Wochen vor der Konferenz im "Total Storage Interoperability Center" von IBM in Mainz und testen ihre Demos.

Doch das Solution Center ist keine Speicherinsel. Es ist mit dem Rechenzentrum von IBM in Mainz und dem Tech Center der SNIA in Colorado Springs, USA, über Internet verbunden. Die Standorte außerhalb des Tagungsortes sind in die Demos mit einbezogen.

Speichermanagement mit SMI-S

Besonders die Integration unterschiedlicher Systeme in einem Netzwerk stellt IT-Verantwortliche vor große Probleme. Dieser Fall tritt besonders häufig auf, wenn Unternehmen fusionieren oder ein Zukauf eingegliedert werden muss. Aber auch bei einer SAN-Konsolidierung innerhalb eines Unternehmens kommt es vor, dass Plattformen unterschiedlicher Hersteller zu konsolidieren sind. Die Storage Management Initiative Specification (SMI-S) der SNIA will hier Abhilfe schaffen. SMI-S ist ein Standard für das Management von Speicherkomponenten. Er hat zum Ziel, die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Plattformen sicherzustellen. Die Vorteile von SMI-S liegen dabei auf der Hand: Speicherressourcen lassen sich effizienter nutzen, das Speichermanagement wird vereinfacht. War zuvor ein separates Management-Tool für jedes einzelne Gerät nötig, so erfolgt die Verwaltung nun zentral, was die Kosten für Aufwand und Lizenzen erheblich reduziert. Da heterogene Systeme im Verbund betrieben werden können, haben Endanwender die freie Wahl, welche Systeme sie einsetzen möchten und können problemlos mehrere Standorte oder Server konsolidieren. Im Solutions Center demonstriert die SNIA, wie Speichermanagement-Applikationen, die mit so genannten SMI-S-Clients ausgestattet sind, mit Speichergeräten verschiedener Hersteller, den SMI-S-Providern, interagieren. Gezeigt wird zum Beispiel das automatische Erkennen und Hinzufügen von Arrays, das Mapping und Maskieren von logischen Einheiten (LUN), das Erkennen von Topologien und Speichergeräten und das Management von Bandbibliotheken - kurz: Aktionen, die ein Speicheradministrator täglich durchführen muss. Jede Management-Applikation kann dabei jedes Speichergerät verwalten und steuern, egal von welchem Hersteller es stammt, weil alle Komponenten über die SMI-Spezifikation miteinander kommunizieren können. Eingesetzt werden Systeme der Hersteller Brocade, Cisco, CNT, EMC, Engenio (ehemals LSI), HDS und IBM.

Intelligentes Speichermanagement

Zum Thema intelligentes Speichermanagement zeigt das Solutions Center auf der SNW folgende Funktionen: Alarmierung, Performance Monitoring von Storage Area Networks (SAN), LUN-Management, Zoning, Provisioning, Kapazitätsplanung, Security, Reporting und Trendanalysen. Außerdem wird demonstriert, wie sich eine SAN-Infrastruktur für die Datensicherung einsetzen lässt, wobei die Speicherressourcen von mehreren Servern gemeinsam genutzt und von einem zentralen Managementsystem verwaltet werden. Für diese Demonstrationen kommen Management-Applikationen und Hardware der Hersteller Brocade, Computer Associates, CNT, EMC, Engenio, HP, IBM, Menatnet, Quantum und Storage Tek zum Einsatz.

Kosten sparen mit IP-Storage

IP-Storage stößt vor allem bei mittelständischen Unternehmen auf Interesse. Dabei wird das vorhandene Ethernet für die Datenspeicherung verwendet. Galt die Technik lange Zeit als zu unsicher und fehleranfällig, gibt es heute zahlreiche Produkte, die den Einsatz zu einer preiswerten Alternative machen.

Das Solutions Center demonstriert sowohl native iSCSI-Lösungen als auch iSCSI-Gateways mit Disc Block Level Virtualization, SAN-Verbindungen über FCIP, asynchrone Plattenspiegelungen über Fibre Channel und Gigabit Ethernet IP. Des Weiteren werden Troubleshooting und Monitoring gezeigt sowie Appliances, die intelligente Speicherservices für Backup, Datenmigration und -replikation über eine Remote-Verbindung bieten.

Steckbrief

Christine Schmidt ist Marketing Manager Continental Europe bei CNT.

Rainer Erkens ist Chairman SNIA Europe Solutions Committee.

Kontakte:

Christine_Schmidt@cnt.com, rainer.erkens@de.ibm.com

SNIA Europe

Die Storage Networking Industry Association (SNIA) ist eine Non-Profit-Organisation aus mehr als 300 verschiedenen Herstellern, Endanwendern und Einzelmitgliedern, die sich die Förderung von Storage-Lösungen auf die Fahnen geschrieben haben. Zu diesem Zweck entwickelt die SNIA technische Standards und bietet Zertifizierungen im eigenen Testlabor an. Über Fachvorträge und Schulungen sorgt sie für die Weiterbildung und Zertifizierung von IT-Personal sowie für den Wissenstransfer.

Glossar

SCSI: Small Computer System Interface: Als parallele Bus-Schnittstelle wurde SCSI 1986 von der ANSI normiert. Das Protokoll kennt einen Initiator als Quelle und ein Target als Ziel. Letzteres kann aus mehreren logischen Einheiten (LUN) bestehen.

FC: Fibre Channel ist eine Technologie zur seriellen Übertragung von Daten. Mit FC sind derzeit Übertragungsraten von bis zu 2 GBit/s möglich.

iSCSI: Internet SCSI. Zum Transport über Ethernet-Netze verpackt iSCSI Daten und Befehle in Protocol Data Units (PDU) und dieses wiederum in TCP/IP-Pakete. Der Standard ist seit Februar 2003 ratifiziert und ermöglicht es, blockorientierte Datenspeicherung auf IP-Netzen zu betreiben.

iFCP: Internet Fibre Channel Protocol. iFCP verpackt FC-Daten in IP-Pakete und mappt die Adressen von FC-Geräten auf IP-Adressen.

FCIP: Fibre Channel over IP: Im Unterschied zu iFCP werden die Daten nicht verpackt, sondern über ein IP-Netz getunnelt.

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