Speichermedien bei Digitalkameras: Wer hat das beste Rezept?

05.04.2000
Digitales Bildmaterial ist begehrt. Gleiches gilt für die dazugehörigen Speicher-medien. Von einem einheitlichen Standard ist der Markt jedoch weit entfernt. Computer-Partner gibt einen Überblick.

Gutes, digitales Bildmaterial braucht Speicherkapazität - und das nicht zu knapp. Im Zuge der immer höheren Auflösungen im Megapixelbereich bei digitalen Fotoapparaten werden auch höhere Anforderungen an die dazugehörigen Speichermedien gestellt. Bei den derzeit erhältlichen Geräten tummeln sich verschiedenste Speicherformate. Ob sich eines davon langfristig über die anderen hinwegsetzten kann, steht noch in den Sternen. Viele Hersteller setzten sogar verschiedene Systeme in ihren Produktschienen ein. Hier eine aktuelle Marktübersicht:

Compact Flash

Die von den Herstellern Canon, Casio, Epson, Kodak, Kyocera, Minol-ta, Nikon, Panasonic und Sanyo Speicherkarte gehört zu den meist verbreiteten Medien in diesem Segment und wurde bereits 1994 erstmals vorgestellt. Erhältlich als Typ I mit einer Speicherkapazität von bis zu 192 Megabyte und dem zu ältern Kameras jedoch nicht kompatiblen Typ II mit 300 MB liefert das hermetisch abgeschlossene Modul mit ATA-Logik eine einheitliche Schnittstelle, welche auch breite Anwendung bei Notebooks, Handheld-Computern und PDAs gefunden hat. Seit kurzem gibt es den Speicher nicht mehr nur als Chipkarte, sondern in Form des "Microdrive" von IBM auch als richtige Festplatte mit einer Kapazität von 340 MB. Diese ist aufgrund des hohen Preises für den Privatmann jedoch noch uninteressant.

PC-Card

Das ebenfalls nach dem ATA-Verfahren arbeitende Modul wird vornehmlich von Fuji, Kodak, Nikon und bei älteren Sony-Digitalkameras eingesetzt und hat schon zehn Jahre auf dem Buckel. Die auf dem PCI- und PCMCIA-Standard aufsetzende Karte gibt es in drei Größen (Typ I bis III) mit Speichervolumina bis zu 1,6 Gigabyte. Aufgrund der größeren Abmessungen (54 x 85,6 x 3,3/5,/10,5 mm) befindet sich dieses Format bei den Digitalkameras jedoch auf dem absteigenden Ast.

Smart Media

Ursprünglich unter der Bezeichnung "Solid State Floppy Disk" vermarktet, setzen die Hersteller Agfa, Fuji, Leica, Minolta, Olympus, Ricoh und Toshiba das Smart-Media-Format als derzeit preisgünstigste Speicherkarte in ihren Digitalknipsern ein. Flacher, dafür aber auch etwas großflächiger als Compact-Flash-Produkte besitzt der ursprünglich von Toshiba entwickelte Standard keine eigene Steuerungslogik, wodurch es gerne zu Kompatibilitätsproblemen zwischen älteren und neueren Geräten kommt. Durch die weniger aufwendige Bauweise, offenliegende Kontakte und dünnes Plastikmaterial sind die Flachheimer zudem störungsanfälliger.

Memory Stick

Der japanische Unterhaltungselektronik-Riese Sony versucht, den Memory Stick mit aller Macht als Universalmedium für den Datenaustausch zu etablieren. Inzwischen sind auch Videokameras, Diktiergeräte und Walkmen mit dem kaugummigroßen Speicherstreifen verfügbar. Mangels ATA-Schnittstelle ist der Minispeicher jedoch weniger flexibel einsetzbar als Compact Flash-Karten. Zudem ist der Adapter für PC-Card-Einschübe mit 150 Mark recht teuer, und es gibt neben Sony noch keinen anderen Hersteller, der den Memory Stick einsetzt.

Und dann war da noch ...

Den oben genannten Formaten werden von Insidern aufgrund ihrer Marktdurchringung die besten Chancen auf eine langfristige Etab- lierung eingeräumt. Ein einheitlicher Standard für alle digitalen Kameras scheint jedoch mehr als unrealistisch.

Um das Angebot noch weiter zu verwässern, gibt es einen Haufen anderer Produkte, für die sich die Kunden erwärmen sollen: So hofft beispielsweise Iomega mit dem Clik-Medium auf mehr Unterstützung seitens der Hardware-Produzenten (bisher gibt es nur die Digitalkamera "CL 30 Clik" von Agfa) für die 40 MB fassende Minischeibe mit Magnetschicht. Interessant dabei: Compact-Flash- und Smart-Media-Karten können per akkubetriebenem Zusatzlaufwerk auf Clik-Medien überspielt werden.

Memory-Stick-Erfinder Sony hat zusätzlich noch eine eigene Produktlinie namens "Mavica", welche mit herkömmlichen 1,44 MB Zoll-Floppy-Disketten arbeitet. Dem Vorteil der einfachen Nutzung am PC stehen ein vergleichsweise großer Formfaktor der Kameras und eine beschränkte Speicherkapazität gegenüber.

Hochgelobt werden die voraussichtlich ab Herbst verfügbaren Geräte bestückt mit der "iD Photo MO"-Technik. Auf den fünf Zentimeter großen Datenträgern lassen sich bis zu 730 MB bei einer Übertragungsrate von 20 Megabit pro Sekunde aufzeichnen. Erste Kameras mit diesem Medium wurden bereits von Olympus, Hitachi und Sanyo angekündigt.

Somit ist ein Ende der Formatflut bei den Speichermedien für Digitalkameras nicht abzusehen. Dies wirkt für den Markt wie eine künstliche Bremse, da sich viele potentielle Käufer nicht für ein Produkt entscheiden können oder auf eine Vereinheitlichung warten.

Somit heißt es für Händler und Kunden also weiterhin: Wer die Wahl hat, hat die Qual. (akl)

www.compactflash.org

www.pc-card.com

www.ssfdc.or.jp/english

www.sony.de

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