Speichertrends

15.10.1998

Es wird zunehmend schwierig, noch halbwegs verläßliche Prognosen über die kurzfristige Preisentwicklung am Speichermarkt abzugeben. Wir erleben derzeit auf einem insgesamt immer noch sehr niedrigen Niveau ein rasches Auf und Ab der Preise. Nachdem sie in der zweiten Septemberhälfte wieder leicht eingebrochen waren, zeigen sie sich jetzt uneinheitlich. Während SDRAM stagniert, zeigen ältere Technologien wie FPM und EDO steigende Tendenz. Diese Entwicklung läßt sich damit erklären, daß die Mehrzahl der Hersteller auf SDRAM umgestiegen ist und die Nachfrage nach EDO und FPM das noch vorhandene Angebot bereits leicht übersteigt. Tendenziell ist damit zu rechnen, daß 16 und 64 Mbit SDRAM bis Jahresende weiter leicht nachgeben wird. Das gilt auch für 100 MHz-Typen, die mittlerweile von einer größeren Zahl von Herstellern in Stückzahlen geliefert werden können. Die derzeit hohe Preisschwankung ist ein exaktes Abbild der gegenwärtigen Marktsituation. Einerseits besteht unverändert ein erheblicher Überhang an Produktionskapazitäten. Andererseits machen sich mittlerweile die Bemühungen der Hersteller, namentlich in Asien, bemerkbar, durch kurzfristige Produktionskürzungen den Markt zu stabilisieren. Der Trend zu einer weiteren Verringerung der Chip-Produktion ist ungebrochen, wie eine Flut von Ankündigungen in den vergangenen 14 Tagen zeigt. Die Koreaner, die im September einwöchige Betriebsferien eingelegt hatten, wollen ihre Fabs auch im Oktober wieder für eine Woche schließen. In Japan, wo die Asienkrise durch den spektakulären Crash einiger großer Banken im September einen neuen Höhepunkt erreicht hat, beabsichtigen die großen Chip-Hersteller eine Reduzierung der Produktion von 64Mbit DRAM um 30 Prozent. Mitsubishi will den monatlichen Ausstoß bis zum Frühjahr von 5 auf 4,5 Millionen Stück drosseln. Das Werk in Alsdorf bei Aachen wird nicht wie vorgesehen auf 64Mbit umgestellt, sondern soll künftig Systemchips und Flash Memory herstellen. NEC will die Produktion von 15 auf 10 Millionen Einheiten reduzieren. Selbstdie taiwanischen Hersteller, die bislang eine vergleichsweise aggressive Marktstrategie verfolgten und umfangreiche Neuinvestitionen angekündigt hatten, beginnen jetzt, den Rückzug

anzutreten.

Gleichzeitig erwarten Analysten für die zweite Jahreshälfte ein Umsatzplus von rund 17 Prozent. Der Anstieg wird zwar nicht ausreichen, den Einbruch von mehr als 36 Prozent seit Jahresbeginn auszugleichen, dürfte aber doch dazu beitragen, Druck aus dem Markt zu nehmen. Nach dem gegenwärtigen Stand dürfte die wahrscheinlichste Entwicklung sein, daß die Preise am Speichermarkt bis Jahresende von einem stetigen Auf und Ab auf relativ niedrigem Niveau geprägt sein werden. Eine nachhaltige Erholung ist erst ab dem Sommer 1999 zu erwarten. Einige Beobachter rechnen damit, daß ab Mitte 1999, spätestens aber im Jahr 2000, die Nachfrage das Angebot um etwa vier Prozent übertreffen wird, also Allokation eintreten wird.

Marina Sajitz, Kingston Technology

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