Speichertrends

20.08.1998

Die Preise für Speicherchips steigen wieder. Durchgehend alle Chiptypen haben in den letzten 14 Tagen einen Sprung nach oben gemacht und zeigen weiter eine leicht steigende Tendenz. Sehr stabil ist derzeit 100-MHz-64MB-SDRam, da aufgrund von technischen Problemen noch immer nicht alle Hersteller, wie angekündigt, ihre Produktion aufnehmen konnten.Für die Erholung sind zwei Entwicklungen verantwortlich. Die Nachfrage hat deutlich angezogen, während sich gleichzeitig das Angebot weltweit um etwa sechs Prozent verminderte. Die höhere Nachfrage ist vor allem auf Zukäufe von OEMs zurückzuführen, die im Hinblick auf einen für das vierte Quartal erwarteten Boom im PC-Markt ihre Lagerbestände auffüllen. Dahinter steht auch die Sorge, daß die Produktionskürzungen der Chiphersteller in absehbarer Zeit zu Lieferengpässen bei einzelnen Chiptypen führen könnten. Die Erholung erweist sich aber vielleicht als Strohfeuer, da die Nachfrage wieder abflauen dürfte, sobald die PC- und Modul-Hersteller ihre Lager aufgefüllt haben.

Entspannung brachte auch die weltweit weiter reduzierte Chipproduktion. Nach den koreanischen und taiwanischen Herstellern, die ihren Ausstoß um 25 Prozent vermindert haben, fahren jetzt auch die Japaner ihren Ausstoß zurück. Glaubt man den japanischen Herstellern, handelt es sich bei den Fabrikschließungen Ende Juli, Anfang August um die üblichen jährlichen Betriebsferien, die keinerlei Auswirkungen auf die Produktionsziele bis Jahresende haben. Freilich ist auffällig, daß die Betriebsferien dieses Jahr deutlich länger dauern als in den Vorjahren.

Auch in Europa hinterläßt die Krise ihre Spuren: Siemens schließt sein erst vor 15 Monaten eröffnetes, hochmodernes Werk für 64-MB-Chips im britischen North Tyneside. Bislang nur ein Gerücht, aber symptomatisch dafür, daß bei den Herstellern die Karten neu gemischt werden, ist die Meldung, daß Marktführer Samsung sich die

Chipfertigung der koreanischen LG Electronics einverleiben will.

Wie werden sich die Preise weiter entwickeln? Analysten rechnen infolge der Produktionskürzungen im August und September mit weiter anziehenden Preisen an den Spotmärkten, denen mit zeitlicher Verzögerung die Contractpreise folgen werden. Ob die Erholung von Dauer sein wird, hängt davon ab, ob die Japaner an ihren angekündigten Produktionszielen bis zum Jahresende festhalten. Trifft dies zu, werden die Preise wieder einbrechen. Entscheidend dürfte sein, ob es den Herstellern gelingt, ihre Produktionskosten, wie geplant, auf fünf Dollar (64 MB SDRam) zu senken. Das würde es ihnen ermöglichen, eine weitere Runde des mörderischen Preiskrieges einzuläuten. Beobachter halten aber allenfalls 6,5 bis sieben Dollar für realistisch.

Marina Sajitz, Kingston Technology

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