Speichertrends

08.06.1998

Am Speichermarkt herrscht zur Zeit die übliche Sommerflaute. Die Umsätze bewegen sich auf äußerst niedrigem Niveau. Die Preise zeigen kaum noch Veränderungen. Lediglich bei 64-Mbit-Chips, die immer noch ein gutes Stück vom Crossover-point entfernt liegen, bröckeln die Preise wie erwartet weiter - langsam, aber kontinuierlich.Für die Beruhigung an der Preisfront sind neben dem sehr geringen Umsatzvolumen auch die von Herstellerseite getroffenen Maßnahmen verantwortlich zu machen, durch Produktionskürzungen, die Stillegung von Fabriken oder Diversifikation auf der Angebotsseite Druck aus dem Markt zu nehmen. Gleichzeitig melden einzelne Chiphersteller wieder deutlich vollere Auftragsbücher für das dritte Quartal. Ein namentlich nicht genanntes Unternehmen der Branche spricht von Bestellungen, die in Megabytes doppelt so hoch seien wie die im zweiten Quartal ausgelieferten Chargen. Auch andere Hersteller rechnen mit einem Anziehen der Nachfrage in dieser Größenordnung.

Es wäre aber verfrüht, daraus bereits auf eine Trendwende zu schließen. Die Erwartungen auf eine Verringerung des Überangebots basieren überwiegend auf Ankündigungen und Maßnahmen, die bestenfalls mittelfristig greifen können. Solange nicht auch die Japaner ihre Chipproduktion deutlich drosseln, dürfte sich kaum etwas an dem fundamentalen Problem des immer noch bestehenden massiven Überangebots am Chipmarkt ändern. Dafür gibt es derzeit keine Anzeichen. Die für die zweite Jahreshälfte erwartete wieder höhere Nachfrage führen Beobachter auf Zukäufe von PC-Herstellern zurück, die mit einem Anziehen ihres Absatzes bis Jahresende rechnen und deshalb ihre in den letzten Monaten sehr niedrig gehaltenen Lagerbestände aufstocken. Analysten sehen den Rechnermarkt aber wesentlich skeptischer als die Hersteller und prognostizieren allenfalls für den europäischen Markt ein respektables Wachstum. Was Asien betrifft, hängt alles davon ab, wie rasch es gelingt, die Wirtschafts- und Währungskrise zu überwinden. Auf alle Fälle besteht auf absehbare Frist kein Anlaß, über eine Angebotsverknappung und über Allokation am Chipmarkt zu spekulieren, wie das vereinzelt bereits geschieht.

Zu den anhaltenden Gerüchten über amerikanische Antidumping-Maßnahmen kommen jüngste Berichte, daß auch europäische Hersteller Strafzölle gegen koreanische, aber auch japanische und taiwanesische DRam-Produzenten betreiben. Genannt wird namentlich Siemens. Kenner der Szene spotten aber, daß es bei der Schwerfälligkeit der EU-Kommission gut neun Monate dauern könne, bevor eine Entscheidung falle. Bis dahin freilich dürfte sich das Problem von selbst erledigt haben.

Marina Sajitz, Kingston Technology

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