Speichertrends

14.05.1999

Während durchgängig alle Chiptypen nur noch wenig Bewegung zeigen, fallen 64-Mbit-SDRAM-Chips zur Zeit durch heftige Kapriolen auf. Deren Preise schwanken von Tag zu Tag außerordentlich stark, gehen heute nach oben, morgen nach unten. Insgesamt ist der Abwärtstrend bei 64 Mbit SDRAM aber unverkennbar. Das Auf und Ab bei diesem Baustein spiegelt recht gut die Situation am Markt wider. Silizium ist derzeit das am häufigsten verbaute Chipmaterial. Da angesichts der Ungewißheit, wie es am Speichermarkt weitergeht, PC- und Modulhersteller kaum noch Lagerbestände halten und nur noch ihren unmittelbaren Bedarf zukaufen, lassen kurze Phasen höherer Nachfrage besonders bei diesem Speicherbaustein die Preise relativ heftig nach oben ausschlagen. Daran wird sich so schnell nichts ändern, da die Hersteller auch in nächster Zukunft wohl kaum größere Lagerbestände aufbauen und nur nach Bedarf Chips kaufen werden. Etwas anderes kann man ihnen angesichts der gegenwärtigen Situation am Markt gutenGewissens auch kaum empfehlen.

Es paßt zu der herrschenden Unsicherheit im Markt, daß in schöner Regelmäßigkeit Tatarennachrichten die Runde machen, die besagen, daß der eine oder andere Hersteller zusätzliche Chargen zu Dumpingpreisen auf den Markt kippt. So war Ende April zu hören, Micron biete riesige Mengen von Markenware aus einem geplatzten Deal mit IBM bis zu zehn Prozent unter Preis an. Andere Gerüchte besagten, daß einzelne PC-Hersteller, deren Ergebnisse 1998 und im ersten Quartal 1999 weit hinter den Erwartungen zurückblieben, dazu übergegangen seien, ihre Lagerbestände zu räumen. Was immer an solchen Gerüchten dran sein mag, Faktum ist, daß das Angebot weiterhin deutlich höher ist als die Nachfrage.

Es hat den Anschein, als ob die Chiphersteller den Kampf um eine Stabilisierung der Preise für SDRAM aufgegeben haben und alle ihre Hoffnungen auf die für das vierte Quartal 1999 erwarteten Nachfolge-Technologien setzen. Von einem Abbau der vorhandenen Überkapazitäten ist jedenfalls keine Rede mehr. Große Hersteller wie Micron oder Toshiba setzen offenbar eher darauf, ihre Kosten weiter massiv zu senken. Der Weg dazu ist vornehmlich die Steigerung der Speicherdichte der Chips. Der Wechsel zur 0,21-Micron-Technologie ermöglicht es, bei gleichbleibender Produktionskapazität dreimal mehr Speicherchips herzustellen. Für den Hersteller sinken dadurch die Kosten. Die Kehrseite der Medaille ist aber, daß dadurch der Angebotsdruck weiter wächst, die Preise weiter nach unten rutschen und letztlich der Kostenvorteil rasch wieder aufgefressen wird.

Marina Sajitz, Kingston Technology

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