Speichertrends

29.04.1999

MÜNCHEN: Der Fachhandel kann PC100-Speichermodule so günstig einkaufen wie noch nie in diesem Jahr. Die Hersteller hoffen darauf, daß sich der Markt stabilisiert. Im Moment ist das Angebot deutlich höher als die Nachfrage.Laut Kingston hat sich der Speichermarkt nach den heftigen Turbulenzen zum Ende des ersten Quartals inzwischen wieder beruhigt. "Die Preise haben sich auf einem gegenüber dem Tiefstand Anfang April wieder leicht erholten Niveau stabilisiert", erklärt Unternehmens-sprecherin Marina Sajitz. "Am deutlichsten fiel die Erholung bei 64 Mbit SDRAM aus, das allerdings von dem Einbruch zum Quartalsende auch am stärksten gebeutelt wurde." In der Summe haben aber alle Chiptypen die im vierten Quartal 1998 erreichten Gewinne weitgehend eingebüßt und dümpeln inzwischen wieder auf einem vergleichbar niedrigen Niveau wie zur Mitte des vergangenen Jahres.

Speicherhersteller haben ihre Gewinne verspielt

"Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern", prophezeit Sajitz.

"Die Nachfrage ist nach wie vor gering, das von einigen Experten erwartete signifikante Anziehen der Absatzzahlen bei PCs läßt weiter auf sich warten." Der Grund dafür dürfte nicht zuletzt in der anhaltenden Unsicherheit über die weitere technische Entwicklung im PC-Bereich liegen. "Sicher scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur, daß die derzeitige PC100-Architektur spätestens im vierten Quartal abgelöst werden soll, da PC100 nicht mehr mit den angekündigten Pentium-III-600-MHz-Prozessoren mithalten kann", mutmaßt die Kingston-Sprecherin.

Ob in dem Rennen um die PC100-Nachfolge Direct Rambus oder PC133 die Nase vorne haben wird, scheint noch nicht ausgemacht, obwohl die führenden Hersteller der Branche einschließlich Intel Direct Rambus den Vorzug geben. Die Konsumenten üben sich jedenfalls im Augenblick in Kaufzurückhaltung und decken ihren Bedarf an höherer Leistung eher durch preisgünstige Speicheraufrüstung als durch den Kauf neuer Rechner.

Das Angebot übersteigt die Nachfrage bei weitem

"Der begrenzten Nachfrage steht unverändert ein zu großes Angebot gegenüber", klagt Sajitz. "Auch wenn immer noch gilt, daß erhebliche Mengen der auf den Spot-Märkten angebotenen Speicherchips ein qualitativ niedriges Niveau aufweisen." Premiumqualität bleibt relativ rar. Im Augenblick können Käufer von PCs und Speichermodulen nur bei den Markenherstellern mit Qualitätsprodukten rechnen. "Die deutlich billigeren No-Names können durchaus eine Weile einwandfrei funktionieren. Auf Dauer kann das aber niemand garantieren", konstatiert Sajitz.

Am Überangebot dürfte sich so schnell nichts ändern. Ein Indikator, wie sich die Angebotsseite entwickeln wird, ist die Entwicklung der durchschnittlichen Speicherdichte von DRAM-Chips. Je höher die Speicherdichte, desto mehr Chips lassen sich bei gleichbleibender Produktionskapazität aus einem Wafer herstellen. Im langjährigen Durchschnitt lag der Zuwachs der Speicherdichte seit 1991 bei etwa 48 Prozent pro Jahr. Seit Anfang des vergangenen Jahres beobachten Analysten eine deutliche Beschleunigung dieser Entwicklung. Das heißt nichts anderes, als daß die Chiphersteller ohne zusätzliche Produktionskapazitäten ihren Ausstoß immer schneller steigern können. "Betriebswirtschaftlich macht es für die Hersteller Sinn, ihre Effizienz nach Kräften zu steigern. Für den Speichermarkt ist es kontraproduktiv, weil es den Angebotsdruck weiter erhöht", erklärt die Kingston-Sprecherin.

Händlereinkaufspreise auf Jahrestiefstand

Im deutschen Markt haben Speichermodule zum Teil ihren Jahrestiefstand erreicht. 64-MB-SDRAM/PC100-Bausteine kosteten zum Jahreswechsel circa 105 Mark. Am teuersten mußten Wiederverkäufer in der KW 8 Anfang März (148 Mark) einkaufen. Heute kostet ein Riegel zwischen 99 und 103 Mark. Bei 128 MB sieht es ähnlich aus. Hier bewegt sich der Händlereinkaufspreis von 270 Mark (KW 1) über rund 285 Mark in der KW 9 bis zum heutigen Stand von circa 215 Mark. Experten gehen davon aus, daß nur der hohe Dollarkurs den Speichermarkt vor einem tieferen Fall bewahrt. Fachhändler sind nach wie vor gut beraten, nur nach Bedarf einzukaufen. (jb/kfr)

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