Speichertrends

15.04.1999

MÜNCHEN: Fachhändler können sich freuen: Speichermodule sind zu günstigen Preisen in beliebiger Stückzahl verfügbar. Um die Bilanz zu verbessern, greifen viele Hersteller jetzt zu einem altbewährten Mittel, um den Absatz zu fördern.Roger von Tesmar bringt es auf den Punkt: "Zur Zeit dreht sich die Preisschraube bei SDRAM-PC66/100-Bausteinen deutlich nach unten", so der Marketing-Direktor bei Wichmann Workx. "In den letzten 14 Tagen haben die Preise zwischen acht und zehn Prozent nachgegeben."

Zum Quartalsende ist es für viele Hersteller an der Zeit, Zwischenbilanzen vorzulegen. Das erste Vierteljahr ist für die Chip-Hersteller aber alles andere als glänzend verlaufen. "Die Nachfrage blieb durchgehend bei allen Chiptypen sehr gering, das Angebot war reichlich", faßt Marina Sajitz, Unternehmenssprecherin bei Kingston Technology, die Situation zusammen. "Viele Hersteller waren deshalb offenbar versucht, kurz vor Toresschluß ihre Quartalsergebnisse noch etwas zu schönen und über Preissenkungen ihren Absatz zu erhöhen."

Dazu kommt, daß für die meisten japanischen Hersteller der 31. März das Ende des Geschäftsjahres ist. Auch bei diesen dürfte die Versuchung groß gewesen sein, nach einem durchgehend wenig erfreulichen Jahr die Bilanzen noch etwas aufzubessern.

Mit der bislang geübten Preisdisziplin ist es erst einmal vorbei. "Mit der offenbar massenhaft auf den Markt geworfenen Ware haben die Hersteller aber eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang gesetzt", warnt Sajitz. "Aufgrund der permanent fallenden Preise neigen Modul- und PC-Hersteller dazu, ihre Lagerbestände möglichst gering zu halten. Warum sollten sie heute größere Mengen auf Lager nehmen, die sie morgen bereits wesentlich billiger bekommen können? Darauf reagieren die Chiphersteller mit weiteren Preissenkungen und heizen damit den Abwärtstrend weiter an."

Spezifikation bereitet Herstellern Problem

Das macht sich derzeit bei allen Chiptypen sehr deutlich bemerkbar - an den Spotmärkten noch stärker als bei Contract-Preisen. Ganz heftig hat es 64-Mbit-SDRAM erwischt, das zum Quartalsende knapp über acht Dollar notierte, mittlerweile aber klar unter diese Marke gefallen ist. 16-Mbit-SDRAM konnte sich zunächst noch gut behaupten, verliert inzwischen aber deutlich. Selbst die Preise für EDO und FPM, die bisher stabil waren, gaben nach. "Die Erwartung einiger Beobachter, daß sich die Turbulenzen nach dem Quartalsende wieder legen würden, haben sich jedenfalls bis jetzt nicht bestätigt. Es ist aber damit zu rechnen, daß der Preisverfall nicht mehr lange weitergehen kann", erklärt Sajitz.

Ganz anders könnten sich die Dinge entwickeln, wenn wie angekündigt im zweiten Quartal PC133-Speicher die PC100-Chips ablösen sollten. "Bis jetzt ist allerdings nicht zu sehen, welcher Hersteller Chips in Stückzahlen liefern soll, um kurzfristig PC100-Speicher auf breiter Front zu ersetzen", klärt Sajitz auf. "Genannt wird immer wieder Samsung, das aber kaum den gesamten Markt wird versorgen können. Auch sonst stimmt die Aussicht auf eine sehr schnelle Einführung der PC133-Architektur nicht heiter. Bis jetzt ist es einigen Herstellern nicht einmal gelungen, die PC100-Spezifikationen in den Griff zu bekommen." Insofern ist die Strategie von Intel und Rambus, die Markteinführung von Direct-Rambus-Speicher lieber zu verschieben, bis alle Probleme restlos gelöst sind, vielleicht doch die bessere. "Unternehmen, die auf PC133 setzen, haben aber ein Zeitproblem: Wenn sie nicht sehr frühzeitig vor Direct Rambus auf dem Markt präsent sind, dürfte PC133 gegen den wesentlich leistungsfähigeren Konkurrenten keine große Chance mehr haben", vermutet sie weiter. Die Lager der deutschen Distributoren sind prall gefüllt. SDRAM-Module mit 64, 128 und 256 MB sind in großen Stückzahlen verfügbar. "Die Preise dürften sich jetzt kurzfristig nicht verändern", erklärt von Tesmar. Mittelfristig hofft der Marketing-Manager auf einen Wiederanstieg der Notierungen. Eine entscheidende Rolle wird dabei auch die Kursentwicklung des Dollar spielen. (jb/kfr)

"Günstige Speicher aus dem asiatischen Raum sind der Grund für den Preisrutsch im Speichermarkt", will Roger von Tesmar, Marketing-Direktor bei Wichmann Workx, wissen.

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