Speichertrends

04.01.1999

Nachdem sich seit Anfang Januar die Preise für Speicherchips praktisch kaum noch verändert haben, beginnen sie jetzt offenbar, langsam, aber kontinuierlich wieder abzubröckeln. Betroffen sind davon alle Chiptypen, wenn auch unterschiedlich stark. Das ist im Grunde weniger überraschend als die Tatsache, daß sich die Preise trotz der sehr schwachen Nachfrage im ersten Quartal 1999 so lange auf dem derzeitigen Niveau halten konnten. Der geringen Nachfrage steht nach wie vor ein ausreichendes Angebot gegenüber, wenn auch Premiumqualität bei einzelnen Chiptypen schwerer erhältlich ist.Vermutlich nicht alle, aber doch eine Reihe großer Chiphersteller können mit den relativ niedrigen Preisen besser leben, als die meisten Analysten vermuteten. Während diese Ende letzten Jahres die realen Produktionskosten für einen 64-Mbit-SDRAM-Chip noch mit rund zehn Dollar bezifferten, scheinen die Bemühungen vieler Chipproduzenten, ihre Kosten radikal zu senken, schneller und nachhaltiger Früchte getragen zu haben, als die meisten Beobachter glaubten. Darauf deuten jedenfalls erste Jahresabschlüsse hin, die wie jetzt bei Hyundai im Halbleiterbereich keine roten Zahlen, sondern einen Gewinn von immerhin 114 Millionen Dollar ausweisen. Nach dem tiefroten ersten Halbjahr 1998 hat der koreanische Elektronikkonzern doch noch die Kehrtwende geschafft. Bleibt abzuwarten, ob die Bilanzen der anderen großen Planer im Speichermarkt ähnliche positive Überraschungen werden bieten können.

Eigentlich sind die derzeit angebotenen Speicherchiptypen einschließlich 100-MHz-SDRAM bereits Schnee von gestern. Fraglich ist aber, welche Technologie die Nachfolge antreten wird. An und für sich wurde damit gerechnet, daß dies Direct Rambus sein würde. Namentlich Intel unternahm große Anstrengungen, der Rambus-Technologie zum Durchbruch zu verhelfen, und investierte in japanische und koreanische Chiphersteller, um bis Jahresmitte die Verfügbarkeit von Rambus-Chips in Stückzahlen sicherzustellen. Die Verzögerung bei der Auslieferung des Camino-Chipsatzes von Intel, der die Rambus-Architektur unterstützen wird, bringt diesen Zeitplan aber durcheinander. Mit dem neuen Chipsatz ist nach unbestätigten Meldungen erst zum Ende des dritten Quartals zu rechnen. Rambus würde unter diesen Umständen allenfalls im Jahresendgeschäft eine Rolle spielen. Analysten rechnen damit, daß Rambus in diesem Jahr maximal zehn Prozent des Speichermarktes erreichen kann, knapp 40 Prozent im nächsten Jahr und erst 2001 über 50 Prozent Marktanteil kommen wird.

Die Verzögerungen bei Rambus geben SDRAM-Chips mit 133 MHz Bustakt Auftrieb, die eigentlich als chancenlos galten. Beobachter halten es für möglich, daß PC133-SDRAM als Sprungbrett zu Speichertechnologien der nächsten Generation wie DDR-SDRAM fungieren könnte. Für Direct Rambus wäre in diesem Szenario kein Platz. Aber noch ist alles offen. Oder wie es so schön heißt: "Nichts Genaues weiß man nicht."

Marina Sajitz, Kingston Technology

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