Sprachbox, E-Mail-Server und Faxgerät in einem

23.07.1998

MÜNCHEN: In vielen Unternehmen herrscht ein regelrechter Wildwuchs, was die Kommunikation mit außen betrifft. Hier sollen sogenannte Kommunikationsserver helfen. Sie verteilen nicht nur Faxe, sondern dienen mittlerweile auch als Web- und E-Mail-Server. In Verbindung mit der Tk-Anlage können sie sogar Telefonanrufe persönlich zustellen. Systemhäuser und VARs, die solche komplexen Systeme installieren wollen, benötigen auf jeden Fall ein fundiertes Kommunikations-Know-how.Bei einem isolierten, zentralen Fernkopiergerät dauert es oft Tage, bis das ausgespuckte Fax beim eigentlichen Empfänger auf dem Schreibtisch landet. Mit Fax-Servern, die jedem einzelnen Mitarbeiter die Dokumente auf seinen Rechner zustellen, ist zumindest dieses Problem behoben.

Doch mittlerweile entwickeln sich diese unternehmensweiten Lösungen zu allumfassenden Informationsverteilern. Denn nicht nur Faxe sollen übermittelt werden, sondern auch E-Mails und Sprachnachrichten.

Systemvoraussetzung für einen solchen Kommunikationsserver ist die Anbindung an das öffentliche Telefonnetz über ISDN. Hierzu steht meistens ein Server-PC mit aktiver ISDN-Karte zur Verfügung. Alle übrigen Client-PCs kommunizieren mit diesem Server über das unternehmenseigene Lan. Die nötige Software, eben den Kommunikationsserver, liefern die unterschiedlichen Hersteller aus.

Einer der bekannteren unter ihnen ist die Tobit Software GmbH aus Ahaus. Ihr sogenannter Corporate-information-Server "David" bringt so unterschiedliche Dienste wie Fax, E-Mail, SMS und Sprachbox unter einen Hut. Zugreifen kann der Anwender auf die ihm - auf welchem Weg auch immer - zugegangenen Nachrichten über das Lan oder Internet mit Hilfe eines Telefon- oder Faxgerätes. Darüber hinaus soll David aber noch Dokumente verwalten helfen. Im Bereich Messaging sind Funktionen wie Fax-polling, Fax-on-demand und Fax-back hervorzuheben. Zum Aufbau eines eigenen Webservers und zum Publizieren von HTML-Dokumenten steht das David-Modul "WebBox" zur Verfügung.

C3-Messenger kann auch mit Microsoft und Lotus

Ein ähnliches Produkt bietet auch die Hamburger 19-Mann-Firma Com:on Communication Systems GmbH. Der "C3-Messenger" versteht es mit den gängigen E-Mail-Formaten SMTP und POP3 umzugehen. Aber auch der Austausch zu den Mail-Systemen von Microsoft Exchange und Lotus Notes ist gewährleistet. Neben Fax unterstützt der Messenger auch den Eurofiletransfer über ISDN und hält eine Voice-Mailbox parat. Ein Sicherheitskonzept mit individueller Paßwort- und Rechtevergabe ist in dem Kommunikationsserver inbegriffen.

Noch keine Fax-Lösung bietet die Berliner Godot Kommunikationselektronik GmbH bei ihrem gleichnamigen Kommunikationsserver. Produktmanager Luckow hält eine Fax-Lösung noch nicht für ausgereift genug. "Ein Fax-Modul sollte nämlich einfach zu bedienen sein, das ist momentan nicht der Fall." Weiterhin berichtet der Manager gegenüber ComputerPartner von Systemadministratoren, die erst nach mehreren Monaten die volle Komplexität von Faxservern verstanden hätten. Deshalb ist "Godot" ein reiner E-Mail- und Web-Zugangsserver. Er wird als Komplettlösung geliefert, also mit Hard- und Software. Im Idealfall schließt der Käufer die "BlackBox" mit dem mitgelieferten Kabel ans ISDN-Netz und über den Ethernet-Port an das hauseigene Lan an.

Die Konfiguration geschieht einfach über den Web-Browser.

Server-kid für Händler

Speziell an Händler richtet sich das "Godot-Kid": die Server-Software auf bootfähiger Festplatte. Diese können die Wiederverkäufer nun in ein System ihrer Wahl einbauen, wobei die Berliner mit Handbüchern und Hardware-Empfehlungen Hilfestellung leisten. Die Verkaufspreise fangen hier bei 1.280 Mark brutto an.

Überhaupt verspricht der Hersteller große Einsparungen von Telefonkosten bei Benutzung seines Kommunikationsservers. So werden externe E-Mails nur zu bestimmten Zeiten automatisch abgeholt. Einmal besuchte Webseiten speichert Godot auf einem Proxy-Server, von dem sie jederzeit kostengünstig geladen werden können.

Durch die dynamische Vergabe

von IP-Adressen soll ein Internet-Account mit Fixkosten von 25 Mark monatlich gleich mehreren Mitarbeitern genügen.

Eine noch weitergehende Integration der Telefoninfrastruktur in Datennetzen offeriert die Kieler Cabus Computer-Systeme GmbH.

Auch Fernabruf über das Telefon möglich

Ihr sogenanntes integriertes Kommunikationssystem (IKS) empfängt und sendet Telefonanrufe, Faxe und E-Mails, verwaltet diese Nachrichten und verteilt sie bei Bedarf weiter. Jeder Mitarbeiter im Unternehmen erhält eine eigene Mailbox, von der er sich seine Sprach-, Fax- und Daten-Botschaften jederzeit abrufen kann, egal ob er gerade an seinem PC im Büro beziehungsweise zu Hause sitzt oder gerade unterwegs ist. Im letzteren Fall kann er einfach ein Telefon benutzen, um sich die ihm zugegangenen Nachrichten anzuhören sowie Faxe am gewünschten Gerät auszudrucken. Ansonsten kann der Anwender Faxe direkt an seinem Windows-PC empfangen und sie mit der mitgelieferten OCR-Software in maschinenlesbare Texte umwandeln. Das integrierte Kommunikationssystem von Cabus ist darüber hinaus zu der betriebswirtschaftlichen Software Navision kompatibel. Die Installationskosten beginnen bei 10.000 Mark.

Partnerprogramme sind gefragt

Selbstverständlich sind Kommunikationsserver keine Produkte, die man so einfach beim Händler um die Ecke kaufen kann. Hier sind Systemhäuser und VARs gefragt. So verfügt zum Beispiel die Com:on GmbH über ein Netz von 15 Systempartnern im deutschsprachigen und Benelux-Raum. Diese erfüllen weitgehend selbständig die individuellen Anforderung ihrer Kunden, beispielsweise die Anbindung an die betriebswirtschaftliche Standardsoftware Navision oder SAP R/3. "Wir sind an weiteren Partnerschaften interessiert", erläutert der Marketingleiter Torsten Schulz die Expansionsgelüste von Com:on gegenüber ComputerPartner. Sogar nach Spanien haben die Hamburger ihre Fühler ausgestreckt.

Um Partner bei der Vermarktung des C3-Messengers zu werden, müssen die Kandidaten über ausreichend Erfahrung mit Microsoft Exchange oder Lotus Notes verfügen. Weitere Voraussetzungen sind Kenntnisse der Telekommunikationsbranche und der Marktzugang zu Unternehmen mit bis zu 500 vernetzten PC-Arbeitsplätzen. Immer auf der Suche nach Partnern ist auch der Marktführer im Bereich der Kommunikationsserver, die Tobit GmbH. Sie bietet den neu dazugekommenen Wiederverkäufern Unterstützung mit Werbe- und Informationsmaterial. Nach Abschluß eines speziellen Premium-support-Vertrages erhalten die Partner einen direkten Draht zum technischen Support. Im weiteren Verlauf der Partnerschaft organisiert das Berliner Softwarehaus Schulungen und Präsentationen zu Produkten. Seinen autorisierterten Händlern räumt Tobit Einkaufsrabatte ein und informiert sie bevorzugt über neue oder überarbeitete Programmversionen. Das geschieht oft im Rahmen von sogenannten Tech

Events, Roadshows und ähnlichen Veranstaltungen. Updates bekommen die Tobit-Partner verbilligt oder gleich zum Selbstkostenpreis. All diese Informationen können Interessierte im Internet unter www.tobit.de abrufen. (rw)

Die Integration von Sprach- und Datenkommunikation schreitet voran.

Als Brücke zwischen beiden Welten kommen Kommunikationsserver in Frage.

Tobias Groten, Tobit-Geschäftsführer: "Anwender bekommen nun unabhängig von Ort, Zeit und Medium ihre Nachrichten zugestellt."

hristoph Schacht, Geschäftsführer von Godot: "Wir wollen die komplexe Servertechnologie endlich für einen breiten Anwenderkreis bedienbar und bezahlbar machen."

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