Spracherkennung ist noch keine Killerapplikation

02.11.1999

An der Verbesserung der Schnittstellen Mensch - Computer wird weltweit gearbeitet. Wer mit einer Bit-Maschine arbeiten muß, weiß diese Forschung zu schätzen. Denn trotz fortgeschrittener grafischer Benutzeroberflächen ist die Verbindung zwischen möglicher Information und deren visueller Umsetzung (Gestaltung), zwischen Denkhandeln und dessen Darstellung auf dem Bildschirm noch immer streng an die Routinen manueller Eingabe gebunden. Das ist bedauerlich, denn dadurch ist vielen Menschen der Zugang zum PC verwehrt. Auch wenn neuesten Zählungen zufolge der Markt für Privat-PCs boomt und mittlerweile in deutschen Privathaushalten zirka sieben Millionen PCs stehen - noch immer zerfällt die Bevölkerung konsequent in wenigstens zwei Hälften. Die eine bringt dem Computer nicht die geringste Sympathie entgegen. Denn er ist ihr zu umständlich, kompliziert in der Handhabung, kurzum, auch bei wohlwollender Prüfung nicht mit den Schnittstellen versehen, die ihn für den selbstverständlichen Gebrauch im Leben tauglich machen.Diesem Manko versucht Sprachsoftware bekanntlich Abhilfe zu verschaffen. Mit großem Fortschritt, vergleicht man heutige Diktiersoftware mit den ersten Programmen vor gut drei Jahren. Doch daß sie bereits so weit wäre, ein neues "Interface", eine neue Schnittstelle mit dem Rechner zu bilden, vergleichbar dem Browser bei der Internet-Kommunikation, davon ist sie auch heute noch weit entfernt.

Jeder Test zeigt: Was Diktierprogramme derzeit können, verhilft ihnen zum Sprung in die Rubrik "Sonderanwendungen des Rechners". Von der Abschaffung der Maus, wie bereits qua Werbung versprochen, kann keine Rede sein. Die "Killerapplikation" Spracheingabesoftware läßt noch auf sich warten, selbst wenn sie in einigen speziellen Umgebungen - Kanzleien und Arztpraxen, Versicherungen und Banken - sinnvoll verwendet werden kann. Sie verlockt nicht zusätzliche Massen zum Kauf eines Rechners - einfach deshalb, weil die manuelle Eingabe von Informationen noch nicht ersetzt werden kann. Wann natürlich-sprachliche Eingabesysteme die Maus ablösen werden, steht in den Sternen. Bis dahin werden wir mit der Kombination

PC-Maus/Tastatur-Eingabe leben müssen.

Wolfgang Leierseder

wleierseder@computerpartner.de

Zur Startseite