Spracherkennung mausert sich

15.10.1998

NETTETAL: Zwar verspricht Terra Tec mit der Spracherkennungs-Software "Smart Word Naturally Speaking 2.2" nicht den Himmel auf Erden, aber Träumen darf man schon mal. Schließlich lockt das Ende des Eintippens von Texten per Tastatur. Ob das Keyboard wirklich reif für die Rente ist, hat ComputerPartner getestet.In Bescheidenheit übt sich die Verpackung der Software: Dünner Karton, zurückhaltendes Layout und kein Hochglanzdruck. Die einfache Stützkartonage im Inneren kann nicht verhindern, daß die Box bei einem Sturz aus dem Regal leichte Blessuren davonträgt.

Bevor der Anwender mit 140 bis 160 Wörtern Texteingabe pro Minute loslegen kann, steht die Installation an. Diese verlief im Test absolut reibungslos. Bei der Installation von "Speechback", das die Wiedergabe der diktierten Texte ermöglicht, bleiben NT-User außen vor. Nur Anwender von Windows 3.x, 95 und 98 kommen in den Genuß, sich ihre Texte nach dem Diktat anhören zu können.

Besitzer von aktuellen PCs haben mit den Mindestanforderungen keine Probleme: 166-Megahertz-Pentium, 48 MB Arbeitsspeicher und 80 MB freie Festplattenkapazität sind nötig. Wer diese Empfehlungen genau erfüllt oder darunter liegt, darf sich notgedrungen kleine Pausen gönnen. Es dauert ein wenig, bis das Programm die Sprachdateien lädt und der Editor auf dem Monitor erscheint. Nicht anders verhält es sich beim Abspeichern der neuen Sprachdateien nach dem Diktat. Dies gilt auch, wenn die Software direkt aus Word 97, Word Pro, Word Perfekt oder Star Office gestartet wird. Diese komfortable und damit anwenderfreundliche Art zu arbeiten, wird leider mit Performance-Verlusten und Verzögerungen beim Editieren bezahlt.

Nichts für Ungeduldige

Nach der Installation ist Ungeduld fehl am Platze. Zunächst fordert der "Audio Setup Assistent" seinen Tribut. Er testet das Sound-System des Computers. Das Verhalten des Assistenten erinnert an einen nervösen Araberhengst: Er bäumt sich sofort auf, wenn ihm die Position des Mikrofons, die Soundkarte oder der PC nicht paßt. Wer diese Hürde übersprungen hat, sollte sich weiterhin in Geduld üben, denn prinzipiell gilt für die Arbeit mit Naturally Speaking: Je mehr die Software vom individuellen Wortschatz und von der individuellen Aussprache des Anwenders weiß, desto höher ist die Trefferquote bei der Spracherkennung und desto geringer der zeitliche Aufwand, der nach dem Diktat zur Aktualisierung der Sprachdateien aufgebracht werden muß. Daher empfiehlt es sich, das empfohlene Sprachtraining zu absolvieren. Zur Auswahl stehen vier Texte, mit denen man der Software die eigene Stimme vertraut macht.

In diesem Zusammenhang verdient sich die Funktion "Neue Wörter suchen" ein Lob. Ältere Texte, die konventionell mit der Tastatur geschrieben oder eingescannt wurden, können geladen und zeitsparend bearbeitet werden. Ein Klick mit der Maus, danach die Vokabeln der Reihe nach ins Mikrofon sprechen. Anschließend speichern. Fertig! Innerhalb kürzester Zeit läßt sich dadurch der individuelle Sprachwortschatz des Anwenders zu den 280.000 Wörtern des Lexikons hinzufügen. 50.000 davon sind permanent im Arbeitsspeicher geladen.

Darüber hinaus kann die aktuelle Version Sprachprofile von mehreren Usern anlegen. Ein zusätzliches Zuckerl bekommen Juristen und Orthopäden mit der Version 2.2 geboten: Speziell für sie stehen als Zip-Dateien eigene Fachlexikas auf der CD-Rom bereit. Sie müssen bei Bedarf nur noch in das System aufgenommen werden.

Eine gewisse Faszination kann der Software nicht abgesprochen werden, wenn sie den diktierten Text auf dem Monitor schriftlich fixiert. Weniger faszinierend ist es dagegen, wenn einzelne Wörter im Text korrigiert werden müssen.

Letztendlich hängt der Nutzwert der Software stark vom Engagement des Anwenders ab. Wer glaubt, die Software ersetzt gleich nach der Installation die Sekretärin, wird enttäuscht sein. Zudem eignet sich das Programm eher nicht für Anwender, die nur einmal im Monat einen Brief schreiben.

Der Kundenservice orientiert sich bei Terra Tec im wesentlichen an den marktüblichen Leistungen. Das Unternehmen stellt für Händler Prospekte, kleine Kundengeschenke und Plakate bereit. Eine kostenlose Demoversion zu bekommen, ist ebenfalls kein Problem. Außer den Telefongebühren fallen weder beim Händler- noch beim Endkundensupport weitere Kosten an. Zudem unterstützt der Anbieter Händler bei Werbekampagnen vor Ort. (mm)

Wachablösung für die Texteingabe per Keyboard? Die Spracherkennung Smart Word Naturally Speaking 2.2 von Terra Tec soll helfen.

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