Sprachtalent und Manager von Hexaglot

04.08.1999

MÜNCHEN: Ob der stolze Besitzer des "Hexaglot EG 5000 PC" sein Gegenüber mit "Bonjour", "Buenos dias", "Hello" oder "Guten Tag" begrüßt, spielt für das Übersetzungs- und Terminplanersystem keine Rolle. Souverän findet das Gerät eine längst vergessene Vokabel in der jeweils benötigten Sprache. Für die immer unter Zeitdruck stehenden Vielflieger aus der ComputerPartner-Redaktion Grund genug, das System einmal in der Praxis zu testen.Nüchtern und sachlich präsentiert sich die Verpackung. Sie ist nicht besonders auffällig und nur etwa so groß wie eine Zigarrenschachtel. Damit spart sie natürlich Ressourcen, und kein Fachhändler muß sich lange überlegen, wie er den EG 5000 in seinen meist überfüllten Verkaufsregalen unterbringt. In einer weiteren, raffiniert gefalteten und sehr stabilen Kartonage sind das digitale Wörterbuch, ein serielles Kabel, Installationsdiskette und das 21-seitige Handbuch eingebettet.

Der knapp 190 Gramm schwere und 150 x 80 x 18 Millimeter große EG 5000 liegt gut in der Hand und paßt in jede Hand- oder Westentasche. Der Eindruck relativiert sich beim Öffnen, denn die glänzende Plastiktastatur und der rote Rahmen um das 80 x 40 Millimeter große Display sind nicht jedermanns Geschmack. Die mäßige Entspiegelung des Displays läßt sich durch einen Kontrastregler ausgleichen.

Die internationale Ausrichtung des Geräts wird an der amerikanischen Tastaturbelegung deutlich. Zielgruppe und Einsatzgebiet fordern ebenfalls ihren Tribut. So müssen beispielsweise die deutschen Umlaute oder die spanischen Sonderzeichen umständlich durch eine Tastenkombination eingegeben werden. Zudem erlaubt die enge Tastatur nur das Adler-Suchsystem. Eine Eins verdient sich die Lasche, die zwischen den Batterien und dem Kontakt des Systems eingeklemmt ist und vor der Inbetriebnahme entfernt werden muß, um das Gerät mit Strom zu versorgen. So wird verhindert, daß sich der Anwender gleich nach dem Kauf händeringend nach neuen 1,5-Volt-Batterien der Größe AAA umschauen muß.

Fast intuitiv lassen sich Mutter- und Zielsprache einstellen. Danach die gesuchte Vokabel eingeben, Enter drücken, fertig. Rund 400.000 Wörter und 200 Redewendungen kennt der EG 5000. Allerdings ist es von Vorteil, wenn der Anwender schon vorher mit der Zielsprache Bekanntschaft geschlossen hat, denn Aussprachehilfen kennt das System nicht. Auch wenn sich im Feature "Konjugation der Verben" die Bedeutung eines Partizips leicht erraten läßt, so sind ein paar grammatikalische Grundregeln ebenfalls von Vorteil. Gleiches gilt für das Kapitel "Redewendungen", das zwischen den Themen "Allgemeine Sätze", "Essen und Trinken" sowie "Geschäftsleben" unterscheidet.

Danach wird das Handbuch fast unentbehrlich. Bei den Optionen "Rechner", "Kalender und Terminplaner" oder "Telefonverzeichnis" ist es um die intuitive Bedienung geschehen. Eine gute Idee sind die vier integrierten Spiele. Haben Sie es beispielsweise schon einmal geschafft, eine spanische Vokabel zu erraten, und zwar bevor Sie am Galgen hängen? Warum allerdings im deutschen Handbuch die Einleitung des entsprechenden Kapitels in französisch gehalten ist, bleibt ein Geheimnis.

Reisen bildet

Nach der Dienstreise wartet der heimische PC auf die gesammelten Daten, die auf dem insgesamt 32 Kilobyte großen Speicher des EG 5000 gesammelt wurden. Die dazu notwendige Software läßt sich problemlos installieren. Vorbildlich: Während der Installation wird der Anwender gefragt, ob er die Durchführung protokollieren möchte, um bei einer Deinstallation alle Komponenten der Software löschen zu können. Die detaillierte Beschreibung dieser Arbeitsschritte im Handbuch ist angesichts der automatischen Menüführung fast überflüssig.

Die Mindestvoraussetzungen dürfte fast jeder PC mit Leichtigkeit nehmen: Windows 3.1x oder 95, ein vier Megabyte großer Arbeitsspeicher und 5 MB auf der Festplatte.

Der Datentransfer läuft über ein ausreichend langes Verbindungskabel, das an einen seriellen Port angeschlossen wird. Erwähnenswert ist die entsprechende Buchse am EG 5000, denn sie versteckt sich seitlich hinter einer kleinen Abdeckung und ist trotz ihres filigranen Aussehens sehr stabil. Danach müssen die beiden Systeme synchronisiert werden. Dies klappte beim Test erst nach mehreren Versuchen. Das Handbuch ist dabei keine große Hilfe, denn statt der großen, nicht gerade aussagekräftigen Display-Grafiken wären Hinweise zur Fehlerbehebung sinnvoller. Auch die Hilfedokumentation auf der Diskette konnte nicht überzeugen. Die knapp 400 Mark, die für den EG 5000 zu zahlen sind, deuten es an: Das Gerät ist für Profis, die beruflich rund um den Globus reisen. Wer im Jahr nur drei Wochen in Urlaub fährt, ist mit einem Wörterbuch besser bedient.

Eher mager werden die Fachhändler bedient, denn mehr als Standard gibt es von Hexaglot nicht. Zumindest ist für dieses Jahr eine Roadshow geplant. Allerdings werden wohl nur umsatzstarke Märkte in den Genuß dieses Spektakels kommen. (mm)

Der Hexaglot EG 5000 PC verfügt über ein Display mit acht Zeilen ê 32 Zeichen.

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