Srandpunkt

15.04.1999

Wenn hin und wieder einer der zahlreichen PC-Hersteller aus der Wintel-Fraktion das Zeitliche segnet, nimmt der Markt es gelassen hin, denn die Lücke wird sofort geschlossen. Sollte es aber beispielsweise irgendwann einmal Amiga treffen, wäre der Aufschrei groß. Denn Amigas Produkte besitzen bei vielen Computerfreaks einen gewissen Kultstatus. Zahlreiche Zeitschriften, organisierte Clubs und regelmäßige Treffen zeugen von einer treuen Anhängerschaft.Äußerst bemerkenswert, wenn man bedenkt, daß die letzte Amiga-Neuheit von 1992 stammt, daß sich gleichzeitig andere Computer-Hersteller mit immer schnelleren und leistungsfähigeren Rechnern zu überbieten versuchten und daß es bei Amiga selbst teilweise drunter und drüber ging: Konkurse zweier Mutterfirmen, anschließend eine geplatzte Übernahme und zuletzt anfänglich wenig Unterstützung durch die neue Mutterfirma Gateway. Außerdem versäumten die Verantwortlichen, die derzeitige Amiga-Architektur weiterzuentwickeln.

Daß das Unternehmen aber immer noch am Leben ist, ist auch ein Verdienst von Petro Tyschtschenko, dem langjährigen Geschäftsführer. Zu Recht darf er von sich behaupten, Amiga über die Konkurse gerettet zu haben. Aber jetzt sind er und der neue Präsident Jim Collas zu der Einsicht gelangt, daß sich ihre Firma mit neuen Produkten auf der Weltbühne zurückmelden müsse. Noch ist es dazu nicht zu spät, noch haben sie ihren Kredit bei den "Amiganern" nicht verspielt.

Ganz bestimmt werden diese sich freuen, wenn sie endlich ein neues Spielzeug auf den Tisch gestellt bekommen. Ob Amiga allerdings - wie angestrebt - auch neue Zielgruppen erreichen wird, bleibt dahingestellt. Ein proprietäres Betriebssystem und fehlende Unterstützung seitens der großen Softwarefirmen, deren Programme nicht für Amiga-Rechner geschaffen sind, stellen die größten Hindernisse dar. Es darf bezweifelt werden, ob Amiga trotz aller Anstrengungen aus seiner Nischenposition herauskommt.

Christian Töpfer

ctoepfer@computerpartner.de

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