Ein Vergleich beider Architekturen

All Flash oder SSD-Array – was ist effizienter?

Dr. Carsten Haak ist Business Development Executive, Europe IOT Dipl. Math, Dipl. Inform., MBA IBM Systems & Technology Group, Storage Platform

Fazit und Zukunft

All-Flash-Systeme ohne den Hemmschuh langsamer Festplattenkanäle sind derzeit der einzige Weg, Höchstleistungsspeicher mit optimal vielen I/Os zu vergleichsweise geringen Anschaffungs- und Betriebskosten zu bekommen. Infrastrukturen bestehend aus reinen Flash- und reinen Plattensystemen mit übergeordneten Virtualisierungs- und Multi-Tiering-Appliances werden in den kommenden Jahren Standard und die Rechenzentren nachhaltig erobern. Wer heute neue Anschaffungen für den Online-Speicher plant, kommt um dieses Konzept nicht herum und wird bis auf weiteres auch kein besseres finden.

Sonderwege und Nischenprodukte

Wie bei allen anderen technischen Herausforderungen auch, so bringt das Bedürfnis nach schnellstem Speicher zum günstigsten Preis auch mehr oder weniger brauchbare Speziallösungen hervor. Es handelt sich hier im Flash-Bereich vor allem um die Nutzung von PCI-Steckkarten direkt im Server oder aber um die Kannibalisierung des rechnereigenen Hauptspeichers, vor allem im Datenbankbereich.
Beide Ansätze bringen zwar den heute schnellsten Massenspeicher hervor, haben allerdings neben dem horrend schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis einige weitere fatale Nachteile.

So lassen sich die Kapazitäten auf PCI-Steckkarten kaum oder nur mit einem erheblichen programmiertechnischen Aufwand logisch oder physikalisch gegen Ausfall und Datenverlust schützen. Der Ansatz einiger Hersteller, diese ins Multi-Tiering einzubinden und die schreibenden Operationen sowohl auf die interne Speicherkarte als auch auf ein extern angeschlossenes Speichersystem durchzuführen, sind kontraproduktiv und berauben die Architektur in diesem Bereich jeglicher Vorteile. Alle Betriebssysteme müssen für den Einsatz solcher Karten mit zusätzlichen Treibern versehen werden, die im Nachgang das Gesamtsystem anfälliger und die Wartung über Jahre komplexer gestalten.

Die Nutzung von Teilen des Hauptspeichers für Massenspeicheraufgaben ist weder neu noch elegant. Erstens wird die teuerste Komponente heutiger Server hierzu geschmälert, und zweitens ist der logische oder physikalische Datenschutz hier noch weniger möglich als bei PCI-Steckkarten. Der Vorteil der Beschleunigung vor allem von Datenbank- und Analysevorgängen wird durch die wesentlich höheren Anfangsinvestitionen mehr als aufgefressen.

Es gibt noch weitere Ansätze, schnelle Speichermedien vor allem in bestehende Enterprise-Architekturen zu integrieren. Manche Hersteller betreiben beispielsweise Experimente mit separater Flash-Anbindung über Infiniband oder andere Hochleistungskanäle an die bestehenden Controller. Allerdings handelt es sich hier durchgehend um Notlösungen, die die Lebens- und Nutzungsdauer bestehender Architekturen künstlich verlängern, ohne einen gesteigerten Gebrauchsnutzen zu erzeugen. (rb)

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