Stärkerer Vertrieb über Einzelhandel Voraussetzung für Boom

01.03.2001
XDSL ist schon allein wegen des Telekom-Angebotes in aller Munde. Die Marktforscher von Frost & Sullivan haben sich den Mark für DSL über IP-Netze in EMEA näher angeguckt. Der Boom könnte kommen, wenn einige Voraussetzungen erfüllt werden.

Den Umsatz, der in der Region EMEA (Europa, Nahost und Afrika) im letzten Jahr mit IP-DSL generiert wurde, beziffern die Marktforscher auf rund 199,4 Millionen Dollar. Im Jahr 2006 wird der Umsatz auf rund 2,27 Milliarden Dollar ansteigen. Europa wird auch in fünf Jahren den Löwenanteil vom Umsatz abbekommen. Schon jetzt fallen rund 92 Prozent der Erträge in der europäischen Region an. Antrieb für den Zuwachs waren bislang die Konkurrenz rivalisierender Techniken wie zum Beispiel Kabelmodems oder Wireless Local Loop. Die Marktforscher sehen gerade die DSL-Technologie als einfachsten und schnellsten Weg für die Telekom mit den Kabelanbietern zu konkurrieren.

Neben den neuen Technologien nennt Frost & Sullivan auch die Telekom-Deregulierung als Motor für die Entwicklung des X-DSL Marktes. Außerdem fördert das rege Interesse an breitbandigem Internet-Zugriff das Anwachsen der Umsätze. In diesem Punkt, so die Marktforscher, müsse allerdings aufgepasst werden. Denn nur wenn der Bandbreitenengpass auf Dauer ausgeräumt wird, können auch neue Anwendungen entstehen, die einer solchen Technologie erst Leben einhauchen. Frost & Sullivan meint damit Applikationen für Telelearning, Videokonferenzen oder interaktive Netzwerkspiele.

Sprache über DSL aggressiv vermarkten

Während im ersten Quartal des letzten Jahres noch rund 85 Prozent des DSL-Verkehrs über ATM-Backbone gelaufen sind, waren es nur 15 Prozent über IP-Backbones. Frost & Sullivan geht davon aus, dass IP über DSL schon allein aus Kostengründen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Hand in Hand damit, so die Marktforscher, werden aber erstklassiger Support und Interoperabilität mit IP zur Grundvoraussetzung. Außerdem müssen die Anbieter höhere Zugriffsgeschwindigkeiten auf das Internet verfügbar machen, damit der Markt brummt. Anbieter sollten ihr Produktportfolio erweitern. Gute Chancen sieht Frost & Sullivan in Bereichen wie VPN-Dienste (Virtual Privat Network), Video auf Abruf oder Sprache über DSL.

Und vor allem letzterer birgt die Chance auf Marktanteile und gute Rentabilität. Die Markteinführung muß "aggressiv" geschehen, was im Moment von den Telekom-Gesellschaften noch nicht zu bemerken ist. Zwar laufen Marketing-Aktionen, die Marktforscher sind allerdings der Meinung, dass die Telekom-Gesellschaften im Prinzip nicht bestrebt sind, ihren Geschäftskunden die neuen XDSL-Dienste statt der Highend-E1Dienste anzubieten.

Insgesamt gesehen, sieht Frost & Sullivan kaum eine Gefahr, dass sich ein einzelnes Unternehmen in der Region EMEA als globaler Carrier etabliert. Dazu ist die Rechts-lage in den jeweiligen Ländern zu unterschiedlich.

Eher werden sich "im Schatten der Telekom" kleine, lokale Endvermittlungsanbieter entwickeln. Und genau diese haben durch den Einsatz von IP gute Chancen sich miteinander zu verbinden und so Marktanteile zu gewinnen. Nur so könne ein europaweites Service-Netz aufgebaut werden.

www.frost.com

ComputerPartner-Meinung:

IP über DSL in Europa hat sicherlich gute Chancen. Die Technologie macht Sinn. Ob sie sich allerdings auch für den Handel zum Geschäft auswächst, hängt unter anderen vom "Good-Will" der Telekoms und von der Bereitschaft der "Kleinen" ab, mittels Kooperationen überregionale Servicenetze einzurichten. (gn)

Zur Startseite