Standpunkt

27.08.1998

Die Bürovollsortimenter sind um ihren Job nicht zu beneiden. Schon seit Jahren kämpfen sie in einem Marktsegment, das wohl unberechenbarer kaum sein könnte. Dabei klingt die Idee der Bürofachhändler, alles aus einer Hand anzubieten, durchaus verheißungsvoll: Von Büromaschinen wie Kopierern, Faxgeräten und Schreibmaschinen über Büromöbel und -materialien wie Papier, Speichermedien oder Tintenpatronen bis hin zu Telefonen sowie Computerhardware und -software - angeboten ist wirklich alles, was das Büroherz begehrt.Der Vorteil an dem umfangreichen Produktmix: Schwächen in einem Produktsegment können durch andere Bereiche wieder ausgeglichen werden. Dumm nur, wenn alles komplett am Boden liegt, so wie derzeit. Beispiel Büromöbel: Nach einem Boom, ausgelöst durch die deutsch-deutsche Wiedervereinigung Anfang der 90er Jahre, ging das Geschäft rapide bergab. Besserung ist angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosenzahlen auch in der nächsten Zeit nicht zu erwarten. Denn wo Jobs vor allem in der Verwaltung gekappt werden, besteht auch kein Bedarf an neuen Büroeinrichtungen. Beispiel Kopierer: Schon seit Jahren wird ein beinharter Kampf um die Stellplätze geführt, in dem sich zudem kaum Geld verdienen läßt. Beispiel PBS: Vor allem die US-amerikanischen Unternehmen mischen den Markt auf und schlagen sich gegenseitig die Preise um die Ohren. Beispiel Computerbereich: Hier müssen sich die Bürofachhändler neben den Systemhäusern und dem klassischen Fachhandel in zunehmendem Maße auch gegen die Retailer wehren.

Sind also die Vollsortimenter die Dinosaurier der Branche? Ist das Konzept von damals, dem Kunden alles aus einer Hand zu bieten, heute noch zeitgemäß?

Schwierige Frage. Fest steht allerdings, daß auch ein Generalist, will er im Wettbewerb bestehen, spezifische Stärken aufweisen muß. Ein breites Warensortiment allein reicht nicht aus. Vor allem nicht in Ballungszentren, wo es ohnehin ein Überangebot an Waren und Dienstleistungen jeglicher Art gibt. Die Kardinalfrage eines jeden Unternehmens gilt daher in gleichem Maße für die Bürovollsortimenter: Was kann ich besser als die anderen? Wem auf diese Frage nichts einfällt, für den dürfte die Zukunft alles andere als rosig sein.

Susann Naumann

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