Standpunkt

06.10.1999

Unermüdlich versuchen Markenhersteller, dem Handel einzureden, daß selber schrauben nicht lohnt. Zuletzt tönte Dell-Chef Edmund Bernardi: "In drei Jahren werden 80 Prozent des deutschen Marktes von vier großen Brands beherrscht." Der No-Name habe somit keine Daseinsberechtigung mehr. Laut Dataquest halten im ersten Quartal 1999 in Deutschland die ersten vier Hersteller einen Anteil von 51 Prozent. Fujitsu (15,1 Prozent), Siemens (14,7), Medion/Aldi (12,5) und Compaq (8,7) haben von Januar bis März zusammen 871.000 PCs verkauft. IDC hat errechnet, daß 1998 in Deutschland 5,2 Millionen Rechner verkauft wurden. Das größte Wachstum entfällt auf den Consumer-Bereich. Damit Bernardis Rechnung aufgeht, müßten bei einigen namhaften Anbietern die Lichter ausgehen. Im ersten Quartal 1999 wurde zwar Vobis nach hinten durchgereicht, dafür ist Medion erstmals im Ranking. Für mich sieht es heute nicht danach aus, als verschiebe sich der Markt in den nächsten Jahren so, daß die ersten vier 80 Prozent davon unter sich aufteilen. Der Anteil von kleinen OEMs und Assemblierern wird sicher noch weiter zurückgehen, in Stückzahlen wird der Fachhandel jedoch nicht viel weniger PCs ausliefern. Nicht umsonst sehen Experten und Distributoren noch Entwicklungspotential im Komponenten-Markt. Integratoren werden auch in drei Jahren noch flexibler und günstiger sein als Markenhersteller. Zudem werden in drei Jahren viele, die sich heute einen billigen Rechner bei Aldi, Lidl oder Media-Markt gekauft haben, ein neues Gerät benötigen. Entweder kaufen sie sich wieder das billigste, oder sie gehen, jetzt als fortgeschrittene Anwender, dahin, wo ihnen ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittener PC angeboten wird.Karl Fröhlich

KarlFroehlich@compuserve.com

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