Standpunkt

25.03.1999

Es ist kein Gerücht, daß Intel abtrünnige Partner mit wohlgemeintem Druck heim ins Reich holt. Manch OEM hat reumütig aufgegeben, Nicht-Intel-PCs breit zu vermarkten. Kürzungen der Marketinggelder und punktuelle Lieferschwierigkeiten machten den PC-Herstellern klar, daß es sich nicht lohnt, anderen CPU-Göttern zu huldigen. Doch regt sich erneut der Widerstand. Selbst langjährige Intel-Jünger wie Gateway setzen nun auch auf AMD, und die ansonsten so loyalen Distributoren proben ebenfalls den Aufstand. Kein Wunder, mußten sie sich doch verpflichten, nur noch Boxed-Ware zu vertreiben. Der Handel greift jedoch nur im Notfall auf die veredelte Distributionsware zurück. Intels Fachhandelspartner werden praktisch dafür bestraft, am IPI-Programm teilzunehmen, denn sie müssen Prozessoren deutlich teurer kaufen als der Markt. Intel hat nur zwei Straßen: eine große für Tray-CPUs und eine kleine für die Boxed-Produkte. Nachdem es Ende 1998 so ausgesehen hat, als könne Intel den Graumarkt zurückdrängen, zeigt sich derzeit die Realität. Kein Wunder, daß die Distributoren schlecht auf den Hersteller zu sprechen sind. Sie sind die einzigen, die sich quasi an die Spielregeln halten. In einem harten Markt mit sinkenden Margen sind sie letztendlich die Dummen. Der Kostendruck, der auf den Broadlinern lastet, ist groß. Erschwerend kommt hinzu, daß dieses Problem auch die Bereiche Festplatten und Speicher betrifft. Die offiziellen Kanäle sind für einige Hersteller nur eine Fassade. Den Schaden hat der Fachhandel zu tragen. Er hat das schwächste Rückgrat und muß als letztes Glied in der Kette dem Endkunden Rede und Antwort stehen. Karl FröhlichKarlFroehlich@compuserve.com

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