Standpunkt

28.01.1999

Es war keineswegs eine plötzliche Geste der Freundschaft, als Sun und Microsoft im November unabhängig voneinander ankündigten, die Kompatibilitätsklüfte zwischen den Betriebssystemen Unix und Windows NT zu überbrücken. Vielmehr treibt sie wohl die Einsicht, daß eine zunehmende Koexistenz mehr Interaktivität zwischen den konkurrierenden Systemen verlangt. Nachdem es ihnen schon nicht gelungen ist, sich gegenseitig ins Aus zu schlagen, wollen beide Unternehmen so wenigstens Kapital daraus schlagen, in Kompatibilitätsfragen die Nase vorn zu haben.Doch Microsofts Erstinitiative, NT-4.0-Add-on-Pack "Services for Unix" (SFU), bietet abgesehen von einem äußerst günstigen Preis wenig Neues und bei weitem nicht alle erforderlichen Features für eine vollständige NT-Unix-Interaktivität.

Sun indes ist mit seiner für dieses Frühjahr angekündigten Lösung

unter dem Namen "Cascade" spät dran. Außerdem basiert Cascade auf AT&Ts Advanced Server for Unix, der laut einem Abkommen mit Microsoft nicht in Windows 2000 integriert wird. Somit würde Cascade in dem NT-4.0-Nachfolger seine Existenzberechtigung verlieren. Ob ein solches neues Aufreißen der Gegensätze jedoch in Microsofts Sinn ist, sei dahingestellt. Denn schließlich wird der Markt weiterhin mehr Interaktivität verlangen.

Klaus Hauptfleisch

redaktion@computerpartner.de

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