Offener Brief an den Wirtschaftsminister

Startups sind sauer auf Altmaier

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bundeswirtschaftsminister,

wir reagieren heute als Vertreter mehrerer deutscher Startups mit diesem offenen Brief auf Ihre jüngsten Äußerungen im Hinblick auf "das beste Digital-Team aus Estland", das Sie bereit wären "einzufliegen, um hier schneller voranzukommen", die uns - um von Beginn an offen und direkt zu sprechen - nicht nur irritiert, sondern vor allem auch enttäuscht haben.

Nicht, dass wir uns missverstehen: Gegen einen internationalen Erfahrungs- und Wissensaustausch spricht nicht nur nichts, sondern ein solcher ist stets und gerade auch in innovationsgetriebenen Bereichen äußerst empfehlenswert und sei es nur, um den Blick über den Tellerrand zu wagen. Aus diesem Grunde finden solche Vernetzungen im Bereich der Digitalisierung ja auch seit vielen Jahren statt. Unsere Kritik bezieht sich vielmehr auf die aus unserer Sicht fehlende Wertschätzung nicht nur aus Ihrem Hause für die hiesige Startup-Szene, die zu unserem großen Bedauern auch dazu geführt hat, dass in der Pandemiesituation Chancen und Erleichterungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, schlichtweg liegengelassen worden sind.

Wir sind junge Menschen, die seit vielen Jahren mit Begeisterung und Leidenschaft, gemeinsam mit unseren Teams, an der Digitalisierung in diesem Lande mitarbeiten. Wir haben hier fundierte Ausbildungen abgeschlossen und uns bspw. im Bereich der Cyber-Security Expertise angeeignet. Wir haben uns allesamt dazu entschieden, Unternehmen zu gründen, um digitale Identitäten als Schlüsseltechnologie zur praktikablen Umsetzung von eGovernment- und Smart City-Anwendungen zu entwickeln, um mittels digitaler Zertifikate Prozesse entscheidend zu vereinfachen, um Achtsamkeit für drängende Fragen des Datenschutzes und der Internet-Sicherheit in Behörden, Unternehmen und dem Bildungssektor zu generieren. Was wir allesamt nicht verstehen, ist: Wieso werden wir von Ihnen in diese doch akuten Fragen sowohl mit unserer Lust an der Thematik als auch unserem Fachwissen nicht miteinbezogen, vielleicht nicht einmal gehört? Zuletzt berichtete die Tagesschau über diese Entwicklungen, zuvor sogar Forbes DACH und auch europaweit freuen wir uns über Beachtung - dennoch scheinen solche Berichte nicht auszureichen, um Ihre Beachtung zu finden.

Sie, sehr geehrter Herr Altmaier, haben ja Recht: Wir müssen auch im Bereich der Digitalisierung aufholen und nach vorne arbeiten. Nur ist es so: Ideen und Tatkraft sind vorhanden, sogar direkt vor der eigenen Haustür, in öffentlichen Verwaltungen, an den Hochschulen, in Startups. Sie müssen aber eben auch nachgefragt und gehört werden, oder, um es für Sie als literaturaffinem Menschen mittels eines Zitates aus Goethes Faust auszudrücken:

"Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn"

In diesem Sinne stehen wir Ihnen zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Markus Hertlein, CEO XignSys GmbH, www.xignsys.com

Matteo Große-Kampmann, CEO Aware7 GmbH, www.aware7.de

Mirko Mollik, CEO TrustCerts GmbH, www.trustcerts.de

Sebastian Zimnol, CEO Wetog GmbH, www.wetog.de

Dr. Dieter Kramps, CEO Cobago GmbH, www.cobago.de

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