Offener Brief an den Wirtschaftsminister

Startups sind sauer auf Altmaier

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will notfalls auch Hilfe aus Estland anfordern, um die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung voranzutreiben. Deutsche Startups beklagen in einem offenen Brief nun mangelnde Wertschätzung ihrer Leistungen.

Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung hinkt in Deutschland der Entwicklung anderer europäischer Länder hinterher, das hat auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erkannt. Auf der digitalen Ausgabe der Hannover Messe lobte der Minister die Errungenschaften der baltischen Staaten: "Ich halte es schon für ein großes Problem, dass wir viele Jahre nach Estland, Lettland, Litauen in zwei oder drei Jahren erst so weit sein werden, dass alle Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung für die Wirtschaft, für die Bürgerinnen und Bürger digitalisiert werden können", äußert sich Altmaier. So sei er "notfalls auch bereit, das beste digitale Online-Team aus Estland einzufliegen zu lassen" um hierzulande schneller voranzukommen. Das Thema habe "absolute Priorität".

Wirtschaftsminister Peter Altmaier will notfalls auch Digitalisierungsexperten aus Estland einfliegen um hierzulande die öffentliche Verwaltung auf Vordermann zu bringen. Der Ruf nach der baltischen Hilfe irritiert und enttäuscht deutsche Startups, die sich schon länger intensiv mit der Thematik beschäftigen.
Wirtschaftsminister Peter Altmaier will notfalls auch Digitalisierungsexperten aus Estland einfliegen um hierzulande die öffentliche Verwaltung auf Vordermann zu bringen. Der Ruf nach der baltischen Hilfe irritiert und enttäuscht deutsche Startups, die sich schon länger intensiv mit der Thematik beschäftigen.
Foto: Alexandros Michailidis - shutterstock.com

Doch liegt es in Deutschland wirklich an der mangelnden Kompetenz der IT-Branche und den fehlenden Lösungen? Oder ist es eher der Trägheit von Behörden und Institutionen sowie die Unfähigkeit der politischen Verantwortlichen, die die Digitalisierung bremst?

Der Ruf nach estnischer Hilfe stößt jedenfalls den CEOs einiger Startups sauer auf. Sie haben sich in einem offenen Brief an den Wirtschaftsminister gewandt. Die Äußerungen hätten sie "um von Beginn an offen und direkt zu sprechen, nicht nur irritiert, sondern vor allem auch enttäuscht", heißt es in dem Schreiben.

Dabei haben die Startup-Verantwortlichen nicht gegen einen internationalen Erfahrungs- und Wissensaustausch, wie sie bekräftigen. Dieser sei stets und gerade auch in innovationsgetriebenen Bereichen äußerst empfehlenswert und sei es nur, um den Blick über den Tellerrand zu wagen. "Unsere Kritik bezieht sich vielmehr auf die aus unserer Sicht fehlende Wertschätzung nicht nur aus Ihrem Hause für die hiesige Startup-Szene, die zu unserem großen Bedauern auch dazu geführt hat, dass in der Pandemiesituation Chancen und Erleichterungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, schlichtweg liegengelassen worden sind", schreiben die CEOs.

Startups werden nicht gehört

Die engagierten Manager fragen sich, warum sie von Altmaier "in diese doch akuten Fragen sowohl mit unserer Lust an der Thematik als auch unserem Fachwissen nicht miteinbezogen, vielleicht nicht einmal gehört" werden. Man habe immerhin fundierte Ausbildungen abgeschlossen und sich beispielsweise im Bereich der Cyber-Security Expertise angeeignet. "Wir haben uns allesamt dazu entschieden, Unternehmen zu gründen, um digitale Identitäten als Schlüsseltechnologie zur praktikablen Umsetzung von eGovernment- und Smart City-Anwendungen zu entwickeln, um mittels digitaler Zertifikate Prozesse entscheidend zu vereinfachen, um Achtsamkeit für drängende Fragen des Datenschutzes und der Internet-Sicherheit in Behörden, Unternehmen und dem Bildungssektor zu generieren", beschreiben die IT-Spezialisten ihr Engagement. Ideen und Tatkraft seinen "vor der eigenen Haustür, in öffentlichen Verwaltungen, an den Hochschulen und in Startups" vorhanden.

Den Brief an Wirtschaftsminister Peter Altmaier lesen Sie im Wortlaut auf der nächsten Seite:

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