Filialen sollen verkauft werden

Steht ProMarkt vor dem Aus?

11.03.2013
Dass es um ProMarkt schlecht steht, zeigt ein Blick auf die Webseite: Dort ist nur noch die Rede von 58 Standorten – vor Jahresfrist waren es noch 70. Damit verläuft der Rückbau der defizitären Retail-Kette schneller als geplant.
Wenn sich die Verkaufsabsichten der Rewe-Zentrale bestätigen, könnte das ProMarkt-Logo bald vom Markt verschwinden.
Wenn sich die Verkaufsabsichten der Rewe-Zentrale bestätigen, könnte das ProMarkt-Logo bald vom Markt verschwinden.

Dass es um ProMarkt schlecht steht, zeigt bereits ein Blick auf die Webseite der Elektronikkette: Dort ist mittlerweile nur noch die Rede von 58 Standorten – vor Jahresfrist waren es noch 70 Märkte. Damit verläuft der Rückbau der defizitären Retail-Kette schneller als von der Muttergesellschaft Rewe Group geplant. Diese hatten im vergangenen Sommer mit ihren Plänen, das Filialnetz auf 60 Standorte einzudampfen für Aufsehen gesorgt (ChannelPartner berichtete). Während Rewe damals noch erklärte, mit der verkleinerten Elektronikkette bis 2016 wieder rentabel werden zu wollen, scheint man in der Kölner Zentrale des Handelskonzerns nun endgültig die Hoffnung verloren zu haben.

Wie die für gewöhnlich gut informierte Lebensmittelzeitung in ihrer aktuellen Printausgabe berichtet, wolle Rewe über einen Einzelverkauf der verbliebenen Filialen die defizitäre Elektronikkette möglichst schnell loswerden. Dazu habe die Rewe-Zentrale bereits einen Verkaufsprospekt an mögliche Interessenten verschickt.

Währenddessen geht die Schließung von ProMarkt-Standorten weiter: Ende 2012 machte die Filiale in Chemnitz dicht und bereits im März steht in Potsdam die nächste Standortschließung an. Die Begründung auf Seiten von ProMarkt ist stets die Gleiche: Hauptursache der Schließungen sei die dauerhaft fehlende Akzeptanz der Kunden. "Über die Jahre hat sich im Umfeld Wettbewerb etabliert, der in dieser Hinsicht die Kundenwünsche umfassender erfüllt. Die Kunden haben mit den Füßen abgestimmt", heißt es auf der Facebook-Seite von ProMarkt zur Filialschließung in Potsdam.

Sollte Expert den Retter spielen?

Wie die Lebensmittelzeitung weiter berichtete, habe Rewe zunächst versucht, die verbliebenen ProMarkt-Filialen als Ganzes abzustoßen und in diesem Zusammenhang bereits mit der Verbundgruppe Expert verhandelt. Ein geplantes Joint Venture habe vorgesehen, die ProMarkt-Filialen in einem über mehrere Jahre laufenden Prozess schrittweise an Expert abzugeben.

Der Rewe-Geschäftsführung sei dieses Ausstiegsszenario schließlich aber doch zu langwierig gewesen, so die Lebensmittelzeitung unter Berufung auf Quellen aus dem Umfeld des Handelskonzerns. Gegenüber ChannelPartner gab sich Rewe-Sprecher Martin Brüning bedeckt: "Wir haben die vielen Gerüchte und Spekulationen um ProMarkt in den zurückliegenden Jahren nie kommentiert, und wir werden dies auch aktuell nicht tun." Auch Expert wollte das angebliche Joint Venture gegenüber ChannelPartner nicht kommentieren.

Interessant ist die Information über die geplatzten Verhandlungen zwischen Rewe und Expert aus Sicht der Verbundgruppe aber dennoch: Die zentral geführten ProMarkt-Filialen wären wohl von Expert als sogenannte Regiebetriebe übernommen worden, was die Rolle der Langenhagener Kooperationszentrale einmal mehr gestärkt hätte. Im ChannelPartner-Interview erklärte Expert-Chef Volker Müller dagegen noch vor kurzem, die Verbundgruppe betrachte das Instrument der Regiebetriebe nur als Notlösung für Standorte, die sich anders nicht besetzen ließen oder durch Gesellschafteraufgaben bedroht seien. Unübersehbar ist allerdings, dass Expert einen weitaus aktiveren Expansionskurs verfolgt als die Wettbewerber Euronics und EP und damit – zumindest vorläufig – der rückläufigen Umsatzentwicklung im stationären Elektronikhandel aus dem Weg geht.

ProMarkt konnte sich diesem Negativtrend dagegen trotz einer sichtlich bemühten Online-Strategie nicht entziehen. Die Elektronikkette hatte sich nach der Übernahme des Elektronikversenders Myby.de Ende 2009 als Multi-Channel-Händler neu aufgestellt und bietet seitdem eine Reihe von kanalüberschreitenden Services an, darunter die Online-Abfrage lokaler Warenverfügbarkeiten, die stationäre Abholung/Rückgabe von Internet-Bestellungen sowie die Vereinbarung von Beratungsterminen per Online-Formular. Doch zeigt das Beispiel ProMarkt, dass angesichts der attraktiven Preise und des inzwischen hohen Serviceniveaus führender Internet-Anbieter diese Multi-Channel-Funktionen alleine nicht für den Erfolg im E-Commerce ausreichen.

Im Filialgeschäft macht der Retail-Kette zudem die zunehmend auch auf mittelgroße Städte gerichtete Expansion von Media-Saturn sowie die Konkurrenz aus dem Kooperationsumfeld zu schaffen. Dass ProMarkt in Service-Studien zudem regelmäßig mit schlechten Noten zu kämpfen hat, dürfte dem Erfolg der Elektronikkette ebenfalls abträglich sein. (mh)

Bitte beteiligen Sie sich auch an unserer entsprechende Umfrage unten!

Zur Startseite