Steigende Preise, fallende Preise:

05.04.2000

Wer erwartet hat, dass sich die Situation auf dem Speichermarkt schnell wieder entspannen wird, sieht sich getäuscht. Die Preise für SDRAM-Chips aller Typen haben sich auch in der ersten Aprilhälfte in ganz kleinen Schritten, aber kontinuierlich nach oben bewegt. Während zu Jahresbeginn noch ein massives Überangebot bei ganz schwacher Nachfrage auf die Preise drückte, deckt das Angebot auf den Spotmärkten jetzt nur noch knapp den Bedarf. Gleichzeitig zieht mit der wieder besseren Verfügbarkeit von Pentium-III-Prozessoren die Nachfrage nach Speicher an.

Die meisten Analysten glauben, die derzeitige Verknappung sei darauf zurückzuführen, dass die Hersteller und Händler in Fernost entweder ihre Produktion zurückgefahren haben oder auf Halde produzieren und nur begrenzte Chargen in den Markt geben. Ziel soll es sein, die zu Jahresbeginn auf ein Niveau von um die vier Dollar (64 Mbit 8x8 SDRAM PC 100) und damit unter ihre Gestehungskosten gefallenen Preise wieder in die Profitzone zwischen 6,5 und 7 Dollar zu bringen. Trifft das zu, wäre es vermutlich kein Problem, auch eine höhere Nachfrage zu befriedigen. Es gibt aber auch Stimmen, die die derzeitigen Engpässe darauf zurückführen, dass die asiatischen Hersteller während der Tiefpreisperiode der letzten zwei Jahre ihre Investitionen in neue Fabs massiv reduziert haben und ihre Produktion bei wachsendem Bedarf kurzfristig nur in sehr begrenztem Umfang erhöhen könnten. Dann wäre mittelfristig mit Allokation und massiv steigenden Preisen zu rechnen. Welches Szenarium auch zutrifft: Der Handel wird sich darauf einstellen müssen, dass Niedrigpreise wie noch im Februar so schnell nicht wiederkommen werden.

Auf sehr hohem Niveau eingependelt haben sich die Preise für die End-of-Life-Technologien EDO und FPM. EDO ist derzeit bezogen auf den Preis pro Megabyte mehr als 50 Prozent teurer als SDRAM. Der Grund für diese scheinbar paradoxe Situation ist, dass weltweit derzeit nur noch zwei Hersteller Chips dieser Technologien in nennenswerten Stückzahlen produzieren. Dagegen ist die installierte Basis noch sehr hoch. Vor allem in den Unternehmen, die sich weniger an den kurzen Produktzyklen der IT-Branche als vielmehr den Abschreibungsfristen von vier oder fünf Jahren orientieren. Und in diesem Bereich besteht zum Beispiel jetzt durch Windows 2000 erheblicher Bedarf an Speichernachrüstungen.

Dagegen sind bei Direct Rambus massive Preissenkungen in Sicht. Kingston Technology hat als erster Third-Party-Modulhersteller angekündigt, die Preise um bis zu 35 Prozent zu senken: "Nach erheblichen Anfangsschwierigkeiten können die Chiphersteller inzwischen größere Stückzahlen in hoher Qualität liefern", begründet Brigitte Haas, Unternehmenssprecherin von Kingston Technology Europe die Entwicklung. "Die bislang durch Allokation, lange Lieferzeiten und hohe Preise geprägte Situation hat sich deutlich entspannt. Den Preisvorteil im Einkauf geben wir umgehend an unsere Kunden weiter." Damit steigen im Markt die Chancen von Direct Rambus, das bislang ein Dasein als Nischenprodukt fristete. Jörg Bachmann

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