Sterben Schnäppchenjäger früher?

01.04.2004

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Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE)

Präsidium

Herrn Hermann Franzen

Am Weidendamm 1 A

10117 Berlin

München, 29.03.2004

Sterben Schnäppchenjäger früher?

Sehr geehrter Herr Franzen,

ein Industriemanager sagte vor kurzem: "An der Rabattschlacht erkennt man, dass der Handel sich gegenseitig umbringt." Das ist natürlich Unsinn. Denn "der Handel" (als Einzahl) kann sich nicht gegenseitig, sondern höchs-tens selbst umbringen. Der Handel könnte also allenfalls Selbstmord begehen, was zwar eine Schlagzeile wäre, aber ganz sicher nicht passieren wird.

Was der Industriemanager sagen wollte, ist, dass sich "die Händler" (also die vielen tausend Unternehmen draußen in der rauen Wirklichkeit) mit ihren Rabattschlachten gegenseitig umbringen. Zumindest nehmen sie den Tod des Konkurrenten billigend in Kauf. Aber das ist ja nichts Neues, sondern gehört vielmehr zum Geschäftsleben. Man nennt dies Wettbewerb. Die Frage ist die: Wenn es für "Unternehmensmord" in Deutschland die Todesstrafe gäbe, wie viele Firmen müssten dann auf dem elektrischen Stuhl sitzen? Und welche?

Sie selbst, sehr geehrter Herr Franzen, haben vor kurzem einen schönen Satz gesagt: "Rabatte sind wie Medizin: Vorsichtig dosiert, entfalten sie für Handel und Verbraucher eine heilbringende Wirkung. Aber eine Überdosis kann tödlich sein."

Dass Rabatte Handelsunternehmen zugrunde richten, kann ich nachvollziehen. Sie sterben an Auszehrung. Was mir dagegen nicht ganz klar ist, inwiefern Rabatte auch für die Verbraucher tödlich sein sollen. Wollen Sie damit sagen, dass Schnäppchenjäger ein höheres Risiko haben, früh zu sterben, als andere? Wenn ja, was ist die Todesursache? Und: Sollte man nicht die Versicherungsgesellschaften informieren (keine Lebensversicherungen für Schnäppchenjäger!)? Wäre es nicht außerdem dringend geboten, ähnlich wie bei Zigarettenschachteln, auf den Preisschildern der rabattierten Produkte einen deutlichen Warnhinweis anzubringen: "Achtung! Rabatte können tödlich sein."?

Mit besorgten Grüßen

Damian Sicking

P.S: Zum Thema "Schnäppchenjäger" lesen Sie bitte unseren Beitrag auf Seite 22.

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