Stiller Star: mit Kühlkörpern Nummer eins in Deutschland

30.01.2003
Der gesamten IT-Branche geht es schlecht - der gesamten? Ein kleines Unternehmen aus dem Allgäu, die EKL AG, trotzt dem allgemeinen Trend und konnte im vergangenen Jahr sogar den Umsatz steigern.

Der Name EKL steht für Elektronik Kühlsystem Leutkirch und dürfte den meisten kein Begriff sein, doch das Produkt dieses Unternehmens ist in fast jedem zweiten PC zu finden. Mit 40 Prozent Marktanteil hat sich EKL zur Nummer eins der Kühlkörperhersteller in Deutschland hochgearbeitet. Das 1995 gegründete Unternehmen basiert auf der Findigkeit schwäbischer Bastler, die in der Kühlkörperherstellung eine Marktnische sahen und diese jetzt mit hochkarätigen Produkten füllen.

Hightech statt Aluklotz

"Kühlkörper sind schon lange keine einfachen eloxierten Aluminiumklötze mehr, sondern bestehen heute aus einer gehörigen Portion Hightech", berichtet Eduard Weiss, Geschäftsführer der EKL AG, stolz. "Die heute üblichen Verlustleistungen moderner Prozessoren lassen sich nur mit Hightech-Equipment abführen", führt er weiter aus.

Dazu gehören beispielsweise gebogene Finnen für optimalen Luftdurchsatz. Mit Finnen werden die Bleche bezeichnet, welche die Abwärme an die Luft weitergeben.

Um die Finnen maschinell auszurichten, hatten Ingenieure von Intel vor einigen Jahren eine Maschine entwickelt, die aus rund 300 bis 400 beweglichen Teilen bestand. Bedient und justiert werden konnte sie deshalb nur vom Entwicklerteam selbst. Diesen Prototyp stell-te Intel den Ingenieuren von EKL zur Verfügung. Mit schwäbischem Erfindergeist und ebenso schwäbischer Sparsamkeit wurde die Maschine abgespeckt und umkonstruiert. Schließlich blieben nur noch zwölf bewegliche Teile übrig. Intels Ingenieure wollten das zuerst nicht glauben und schickten eine Delegation nach Leutkirch, die dann erstaunt feststellen musste: Das Ding läuft.

Das war der Beginn der engen Zusammenarbeit mit Intel und des Höhenfluges von EKL. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 110 Mitarbeiter, wovon rund 50 aus fünf Nationen in der Firmenzentrale in Leutkirch im Allgäu arbeiten. Hier befinden sich die technische Entwicklung, die Produktion, die Verwaltung sowie die weltweite Koordinations- und Logistikzentrale. In Taiwan, dem zweiten Standort von EKL, sind etwa 60 Mitarbeiter mit der Produktion von Kühlkörpern beschäftigt.

Die tägliche Produktion in Leutkirch kommt auf einen Ausstoß von etwa 20.000 aktiven Kühlkörpern. In Taiwan dagegen können rund 57.600 Kühlkörper-Rohlinge und 40.000 aktive Kühler täglich gefertigt werden.

Der Umsatz stieg in den letzten Jahren kontinuierlich von 15,1 Millionen Dollar 1999 auf 22,24 Millionen Dollar im Jahr 2002 an.

Flexibilität ist Trumpf

Als wesentlichen Faktor für den Erfolg von EKL sieht Weiss die Flexibilität des Unternehmens. Standardprodukte sind innerhalb von 24 Stunden lieferbar, spezielle Kundenlösungen werden meist innerhalb von weniger als 48 Stunden gefertigt und ausgeliefert. "Außerdem können wir zu einem Aufpreis spezielle Kundenwünsche in der Fertigung schnell und flexibel erfüllen", erzählt Weiss. "Da wir alle Maschinen hier am Ort besitzen, lassen sich beispielsweise Bohrungen oder Schrauben an bestimmten Stellen des Kühlkörpers während der Fertigung anbringen", führt er weiter aus.

Für die Zukunft sieht Weiss keine Sättigung des Marktes. "Immer schnellere Prozessoren verlangen nach immer leistungsfähigeren Kühlkörpern. Und die Preise werden auch weiter steigen", gibt sich Weiss optimistisch. "Kostete vor einigen Jahren ein Kühlkörper noch rund fünf Euro, werden die Preise noch weiter nach oben klettern. Für einen Hochleistungskühlkörper sind jetzt schon 15 Euro fällig, und im Jahr 2005 muss man rund 30 Euro dafür ausgeben", so Weiss.

Während EKL in Deutschland unangefochten Marktführer ist, kennt man das Unternehmen im europäischen Ausland kaum. Mehr als fünf bis zehn Prozent Marktanteil kann EKL dort nicht verzeichnen. Weiss will das ändern und in diesem Jahr eine groß angelegte Marketingkampagne starten. Außerdem möchte er den Marktanteil in Deutschland auf 50 Prozent hochschrauben. Konkurrenz aus Deutschland braucht das Leutkirchener Unternehmen auch nicht zu fürchten. Hierzulande existieren nur wenige Hersteller, die sich auf die Kühlkörperfertigung spezialisiert haben, und die können nur geringe Stückzahlen liefern.

www.ekl-ag.de

ComputerPartner-Meinung:

Es ist schon erstaunlich, dass sich ein deutsches Unternehmen, trotz der Flut an Billigprodukten aus Fernost, in Deutschland etablieren und sogar Marktführer werden kann. Schwäbisches Know-how und ein gehöriges marktwirtschaftliches Geschick haben die EKL AG zur Nummer eins in Deutschland gemacht. (jh)

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