Walter Rössler, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG in Augsburg klopfte sich vor Vergnügen auf die Schenkel: "Wir sollen Olivetti PC übernehmen? No way!!"Die Antwort ist eindeutig, ob sie endgültig ist, sei dahingestellt. Denn alles ist eine Frage des Zeitpunktes: "Alle PC-Produzenten in Europa haben Fertigungskapazitäten ohne Ende im Moment ich betone: im Moment", lenkt der SNI-Chef ein. "Und die Verkäufe krebsen allenthalben so dahin. Jetzt könnte ich mir kaum etwas schlimmeres antun und weitere Fertigungskapazitäten dazu kaufen."
Kaufen wird SNI Olivetti also derzeit kaum. Aber vielleicht kommt man auf andere Art ins Geschäft? Dazu Rössler: "Wenn heute ein PC-Hersteller in Schwierigkeiten gerät, dann geschieht das nicht von heute auf morgen. Das ist ein schleichender Prozeß, der sich über mindestens sechs bis neun Monate hinzieht. Und wenn man draufguckt, sieht man in der Regel nur die Spitze des Eisberges...." Deshalb sein Fazit: "Wir werden da nicht einsteigen."
Eine Zitterpartie steht Distributor J&W in Raunheim ins Haus. Seit Anfang des Jahres führt man dort schon recht erfolgreich die Notebooks von Olivetti, aber jetzt will das Unternehmen auch die PCs des Herstellers anbieten. Der Zeitpunkt für die Neueinführung könnte günstiger sein. "Da muß beim Handel im Moment ganz klar Überzeugungsarbeit geleistet werden", vermutet Marketingleiterin Anke Kugies. Doch mit einem finanziellen Risiko sei das nicht verbunden - schließlich zahle bei der Einführung neuer Produkte der Hersteller die Zeche für die Vermarktung. "Und wenn die Produkte gar nicht laufen - was ich allerdings nicht glaube - könnten wir die Geräte jederzeit wieder zurückgeben." Doch insgesamt hoffen die Verantwortlichen bei J&W, daß Olivetti PC wieder auf die Beine kommt. Außer der eigenen PC-Hausmarke ist das nämlich derzeit der einzige Brandname im PC-Sortiment des Distributors.
Bei Raab Karcher in Essen sind nach Auskunft des Produktmanagers Norbert Hobus noch keine besorgten Anfragen von Fachhändlern eingegangen. "Der einzige, der beunruhigt war, war im Endeffekt ich", versichert Hobus. Stephen Daverio habe ihm umgehend ein Schreiben zugeschickt (das auch an die anderen Distributoren geschickt wurde), in dem der Central-Europa-Chef ihm versichert, es gäbe "keinerlei Pläne, die Firma zu schließen". Das habe ihn zumindest ein wenig beruhigt.
Macrotron-Vorstandssprecher Michael Kaack hält sich als Distributionspartner von Olivetti natürlich bedeckt. "Die Umsatzerfolge, die wir mit Olivetti in den letzten Monaten hatten, waren ausgezeichnet, sogar deutlich über unseren Erwartungen", springt er für seinen Lieferanten in die Bresche. Besonders die Notebooks verkauften sich hervorragend. "Die sind technisch gut und haben mit ihrem Preis/ Leistungsverhältnis gute Akzeptanz gefunden", lobt er die Arbeit der relativ neuen Olivetti-Mannschaft, die für die Entwicklung und Vermarktung der re-designten Produkte verantwortlich zeichnet. Die Zusammenarbeit mit dem Hersteller sei "durchschnittlich", der Kurswechsel hin zum indirekten Kanal habe sich in letzter Zeit allerdings deutlich positiv bemerkbar gemacht. Eine Rüge erteilt der Macrotron-Vordere den Olivetti-Leuten aber doch noch: "Sie müssen ihre Organisation noch leaner machen, als sie ist. Kosten sparen, die Organisation runterfahren, rationeller arbeiten - da gab es bei Olivetti ja einiges zu tun. Ob die das schon abgeschlossen haben, weiß ich nicht."