ViewSonic-These

Stirbt der klassische Fernseher?

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Klassische Fernsehgeräte im Wohnzimmer sollen bald der Vergangenheit angehören. Das glaubt zumindest Roland Lunck, Countrymanager DACH beim Display- und Projektorenhersteller ViewSonic.

Seit über 50 Jahren ist das Fernsehgerät der Mittelpunkt deutscher Wohnzimmer. Nun soll diese Ära zu Ende gehen. "Der Markt für Fernseher ist im Großen und Ganzen tot. Wirklich relevante Weiterentwicklungen lassen auf sich warten, und die sinkenden Margen machen den Herstellern das Leben schwer. Zunehmend fragen sich die Verbraucher, warum sie sich ein neues TV-Gerät kaufen sollen", meint Roland Lunck, Countrymanager DACH bei ViewSonic. "Ich würde noch einen Schritt weiter gehen. An sich muss die Frage lauten, ob sich die Verbraucher überhaupt noch einen Fernseher ins Wohnzimmer stellen sollten. Für mich ein klares Nein."

Klassische TV-Geräte solle es bald nicht mehr geben, glaubt man bei ViewSonic.
Klassische TV-Geräte solle es bald nicht mehr geben, glaubt man bei ViewSonic.
Foto: Hisense

Laut den Marktforschern von IHS Technolog wurden im zweiten Quartal weltweit immerhin acht Prozent weniger Fernseher verkauft als in der Vorjahresperiode. Zwischen April und Juni ging der Absatz an TV-Geräten so stark zurück, wie letztmals vor sechs Jahren, zu Zeiten der globalen Wirtschaftskrise.

Projektoren statt TV-Geräte

Doch nicht nur in den Marktzahlen sieht Lunck Indizien für seine These. "Großformatige Displays ohne TV-Tuner verfügen in der Regel über wesentlich bessere Bildqualität, Helligkeit und Kontraste. Zudem können über verschiedenste Schnittstellen wie HDMI und MHL Inhalte jeder Art von Tablets, Smartphone, Tunern und Konsolen auf dem Display dargestellt werden. Den internen Tuner im TV vermisst niemand", glaubt der Manager. Auch die ohnehin nur schwach genutzten Smart-TV-Funktionen könnten locker vom PC oder Tablet übernommen werden, und das meist sogar schneller und einfacher, auf bekannten Betriebssystemen und Oberflächen.

Die Funktionen, die ein TV-Gerät von einem einfachen Bildschirm unterscheiden, seien mittlerweile nicht mehr gefragt. Immer häufiger werden Inhalte direkt aus dem Internet genutzt, Filme vom DVD- oder Bluray-Player abgespielt oder PCs und Konsolen wie PlayStation und Wii an den Fernseher angeschlossen. Die klassische Fernsehfunktion trete in den Hintergrund oder kann auch durch externe Tuner übernommen werden, so die Sichtweise.

Verbrauchern, die Wert auf besonders große Bilddiagonalen legen, rät Lunck zum Umstieg auf Projektoren. In kleineren Räumen, in denen fest installierte Projektoren unpassend seien, könne man Ultra-Kurzdistanzprojektoren einsetzen.

Wunsch Vater des Gedankens

Allerdings scheint bei ViewSonic hier eher der Wunsch Vater des Gedankens zu sein. In der Tat gibt es derzeit wenige Innovationen, die die Käufer in Massen in die Elektronikmärkte treibt. Doch diese Käufer kaufen sich auch keine Displays oder Projektoren als Ersatz.

Eine angeblich bessere Bildqualität gegenüber dem klassischen TV-Gerät ist auch nicht unbedingt ein Kaufkriterium für einen Monitor oder einen Projektor. Und sollte es eines werden, ist es technisch ein Leichtes, ein TV-Gerät mit den gleichen Parametern eines Monitors auszustatten.

Dass der interne Tuner nicht vermisst werde, ist eine Einzelmeinung. Vermutlich ist genau das Gegenteil der Fall: Verbraucher möchten möglichst wenige Geräte im Wohnzimmer haben. Schon ein zusätzlicher Tuner, womöglich noch mit einer weiteren Fernbedienung, nervt die Anwender.

Den Rückgang von TV-Verkäufen als Trend für Monitore oder Projektoren zu werten, scheint auch sehr weit hergeholt, zumal auch im Display- und Projektorenbereich nicht gerade bahnbrechende Wachstumsraten zu verzeichnen sind. Der angebliche Siegeszug der Projektoren in den Wohnzimmern wurde von den Herstellern immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt. Der Beamer-Boom blieb aber aus. Dass nun plötzlich jeder sein Fernsehgerät durch einen Projektor oder ein großformatiges Display ersetzen wird, ist ziemlich unwahrscheinlich.

Bleibt nur zu hoffen, dass man bei ViewSonic nicht die ganze Innovationskraft in Produkte steckt, die TV-Geräte ersetzen sollen. Dieser Schuss könnte nämlich nach hinten losgehen.

Zur Startseite