Digitale Verkehrspflichten, Teil 2

Störerhaftung für offenen WLAN-Betrieb

12.03.2009
Wer Abmahnungen oder Gerichtskosten vermeiden will, sollte seinen WLAN-Zugang ausreichend sichern, raten Thomas Feil und Alexander Fiedler.

Drahtlos-Netzwerke (sogenannte WLANs) sind sehr praktisch. Viele Computer können kabellos vernetzt werden und haben dadurch meist auch einen drahtlosen Internetzugang zur Verfügung. Die Reichweite einfacher aktueller WLAN-Router beträgt sowohl im gewerblichen als auch imprivaten Bereich bis zu 100 Meter und in Einzelfällen können sogar Distanzen von bis zu 300 Meter Sichtkontakt überbrückt werden. So kann man in den eigenen vier Wänden das WLAN-Signal des Nachbarn empfangen und das eigene WLAN-Signal ist meist auch auf der Straße noch in guter Qualität verfügbar. Zwar bieten alle aktuellen WLAN-Zugangspunkte eine sichere WPA-Verschlüsselung an. Unzählige Geräte werden aber aus Bequemlichkeit oder technischer Unwissenheit der Besitzer nach wie vor gänzlich unverschlüsselt genutzt oder mit der heute als unsicher anzusehenden und weil leicht auszuhebelnden WEP-Verschlüsselung betrieben.

Missbrauchspotenzial

Dies offenbart ein großes Missbrauchspotenzial, denn Unbefugte können so unbemerkt und unerkannt über fremde Drahtlosnetzwerke auf Rechnung anderer im Web surfen. "Wardriving" ist in bestimmten Szenen längst zum Sport geworden. Dabei fährt der "Wardriver" mit dem Fahrrad, Auto oder Motorrad durch die Stadt und ein Laptop oder WLAN-fähiges Handy registriert im Vorbeifahren selbsttätig alle Zugriffspunkte und notiert dabei deren GPS-Koordinaten, die später automatisch auf einer Landkarte dargestellt werden können. Besondere technische Kenntnisse sind dazu schon lange nicht mehr erforderlich. Über solche WLAN-Landkarten, die teilweise auch im Internet kursieren, kann sich eine ganze Szene über frei zugängliche Zugriffspunkte informieren und austauschen.

Dem Opfer möglicherweise entstehende Verbindungskosten sind im Zeitalter von unbeschränkten DSL-Flatrates meist kein Thema mehr. Ungleich gefährlicher ist es, wenn Fremde über den eigenen Internetanschluss rechtswidrige Inhalte herunterladen oder verbreiten. Das Problem dabei ist, dass beispielsweise bei Urheberrechtsverletzungen die Rechteinhaber nur die IP-Adresse des Netzanschlusses mit dem genutzten WLAN feststellen können, die Identität des unberechtigten Nutzers jedoch nicht feststellen können. Selbst wenn der Inhaber des WLAN-Netzes beweisen kann, dass er selbst keine Urheberrechtsverletzung begangen hat, wird er dennoch häufig als sogenannter "Störer" auf Unterlassung in Anspruch genommen, weil er die anonym begangenen Rechtsverletzungen durch unterlassene Sicherungsmaßnahmen erst ermöglicht hat.

Zur Startseite