Stollmann verläßt Compunet: Bei der Konkurrenz knallen die Sektkorken

24.10.1997
KERPEN: Jost Stollmann war die Compunet. In halsbrecherischem Tempo baute er das Unternehmen zu Deutschlands größtem IT-Dienstleister auf. Jetzt, über ein Jahr nach der Übernahme durch General Electric, nimmt er den Hut und sucht sich ein neues Betätigungsumfeld. Für die Konkurrenz eine recht erfreuliche Botschaft, denn dem Compunet-Vormann sagt man beispielsweise nach, selbst ausgebuffte Banker mit Engelszungen zur großzügigen Kreditvergabe bewegen zu können.Jost Stollmann hört es gerne, wenn ihn Kollegen und Presse als Visionär und Fürsprecher des Wirtschaftsstandorts Deutschland bezeichnen. Andere - zumeist die Konkurrenz - verunglimpfen den medienkompatiblen Unternehmer gerne als Profilneurotiker. Sei's drum: Der Mann hat Erfolg. Vor etwa 13 Jahren gründete er die Compunet Computer AG, schoß mit seinem Konzept an die Spitze im deutschen Systemhausmarkt und engagierte sich nebenbei auch noch wirtschaftspolitisch mit vielbeachteten Vorträgen und Referaten.

KERPEN: Jost Stollmann war die Compunet. In halsbrecherischem Tempo baute er das Unternehmen zu Deutschlands größtem IT-Dienstleister auf. Jetzt, über ein Jahr nach der Übernahme durch General Electric, nimmt er den Hut und sucht sich ein neues Betätigungsumfeld. Für die Konkurrenz eine recht erfreuliche Botschaft, denn dem Compunet-Vormann sagt man beispielsweise nach, selbst ausgebuffte Banker mit Engelszungen zur großzügigen Kreditvergabe bewegen zu können.Jost Stollmann hört es gerne, wenn ihn Kollegen und Presse als Visionär und Fürsprecher des Wirtschaftsstandorts Deutschland bezeichnen. Andere - zumeist die Konkurrenz - verunglimpfen den medienkompatiblen Unternehmer gerne als Profilneurotiker. Sei's drum: Der Mann hat Erfolg. Vor etwa 13 Jahren gründete er die Compunet Computer AG, schoß mit seinem Konzept an die Spitze im deutschen Systemhausmarkt und engagierte sich nebenbei auch noch wirtschaftspolitisch mit vielbeachteten Vorträgen und Referaten.

Doch Anfang 1996 zeigten sich plötzlich Haarrisse in der Vorzeige-Karriere: Sein Unternehmen schrieb zwar gute Umsatzzahlen, doch die Umsatzrendite kränkelte (siehe Kasten). Daran änderte sich auch nach dem Verkauf des Unternehmens an die US-Firma General Electric Capital Services Mitte letzten Jahres offenbar nichts. Da mag der Grund dafür liegen, daß der erfolgsverwöhnte Stratege Stollmann jetzt schon seinen Hut nimmt und sich "neuen unternehmerischen Zielen zuwendet und das Unternehmertum in Deutschland vorantreiben" (Stollmann) will.

So schnell hat mit diesem Schritt eigentlich niemand gerechnet. Denn einem Firmenbeobachter zufolge hat General Electric versucht, die alte Führungsriege noch einige Jahre an das Unternehmen zu binden. Unter Stollmann waren die Geschäftsführer der einzelnen Niederlassungen am Unternehmen beteiligt. Der Insider versichert, daß den GE-Verträgen zufolge erst nach Ablauf von drei Jahren die Gesellschafteranteile vollständig - und zwar erfolgsabhängig - ausgezahlt würden. Damit hätte sich GE das weitere Engagement der alten Vertriebshasen gesichert und deren mögliches Abwandern zur Konkurrenz verhindert.

Allein Stollmann scheint seine Schäfchen bereits im Trockenen zu haben - oder die Tatsache, daß er, der Firmengründer und "Vollblutunternehmer" (Eigenzitat), nun berichtspflichtig ist, behagt ihm wenig. Deshalb stellte der 42jährige noch kurz den Finanzvorstand Dr. Hans-Dieter Koch als neuen Vorstandssprecher und "idealen Nachfolger für den weiteren Weg" vor und kündigte an, für ein Jahr in Klausur zu gehen, um dann eine "neue unternehmerische Karriere" (Stollmann) zu starten.

Koch gilt in der Branche als "Graue Eminenz" - mit der Betonung auf Grau, wie ein Wettbewerber stichelt. Die Führung der europäischen Organisation liegt ab sofort in den Händen von GE-Capital-Geschäftsführer Michael Ford.

Der Wettbewerb nimmt das Ausscheiden Stollmanns mit Freude und unverhohlener Erleichterung zur Kenntnis: "Der Mann konnte mit seiner Rhetorik Steine zum Weinen und Banker zum Geldverleih bringen", zollt ihm der Geschäftsführer eines süddeutschen Systemhauses nachträglich Tribut. "Man konnte zeitweise keine Zeitung aufschlagen, ohne ihn irgendwo zitiert zu finden - und Kunden reagieren auf so was natürlich mit Interesse", erinnert sich ein anderer, der mehr als einmal bei der Projektakquisition im Vergleich zu Compunet den kürzeren zog.

Ein Abschiedskommentar, der Stollmann sicherlich gefallen wird, kommt aus berufenem Munde: Ralf Klenk, Geschäftsführer des Heilbronner EDV-Zentrums Bechtle, spricht mit Respekt von seinem ehemaligen Konkurrenten. "Stollmann war für die Compunet die Leitfigur, er hat die Unternehmenskultur entscheidend geprägt", faßt er zusammen. "Ich halte ihn für einen sehr fähigen Mann, einen Visionär. Deshalb kann ich nur sagen: Für Compunet ist es sicher schlecht, daß er geht - für uns, aus der Wettbewerbssituation heraus, kann das aber nur positiv sein." (du)

Jost Stollmann auf dem Weg zu neuen Ufern: In einem Jahr will sich der ehemalige Compunet-Vorstand mit neuen Ideen im Markt zurückmelden.

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