Storage-Management-Tools sollen Systemadministratoren entlasten

17.09.1998

MÜNCHEN: Die wachsenden Datenmengen stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Die Verwaltung der in einem Netzwerk verteilten Speicherressourcen werden zeit- und kostenintensiver. Konzepte, basierend auf traditionellen Backup- und Recovery-Prozeduren, können diese Aufgabe nicht mehr bewältigen. Intelligentes Storage-Management heißt das Schlagwort, das Systemadministratoren entlasten, die Datenverfügbarkeit erhöhen und die Kosten für den Schutz essentieller Daten senken soll.Der Wert firmeninterner Daten ist heute vielfach höher als die Summe aller finanzieller und materieller Unternehmensvermögen. Daten sind mehr denn je die Basis für alle Arten von Geschäftsabläufen. Ihre Verwaltung, das Storage-Management, hat sich mittlerweile zur wichtigsten Management-Komponente innerhalb von EDV-Systemen entwickelt.

Nach Meinung der Experten haben vier Haupttrends dazu beigetragen:

1. Das explosive Datenwachstum, das dazu geführt hat, daß sich die Datensicherung mittlerweile zur eigenständigen Verwaltungseinheit entwickelt hat.

2. Der vermehrte Einsatz komplexer, intelligenter Datensicherungssysteme, die teilweise bereits über "Selfhealing"-Funktionen verfügen.

3. Neue Datenverwaltungsmodelle, die Ausfallzeiten minimieren sollen und das Ziel einer konstanten Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes ("zero downtime") verfolgen.

4. Neue Speicher-Architekturen wie Network Attached Storage (NAS) und Storage Area Network (SAN). Neben ihrer quasi unbegrenzten Skalierbarkeit versprechen sie in Kombination mit einem optischen Fibre-Channel-Backbone eine hohe Datenintegrität selbst über sehr lange Entfernungen. Eine Erwartung, die vom US-Unternehmen Veritas, einem Anbieter im Bereich End-to-End-Storage-Management-Software geteilt wird. "SAN integriert Speichermanagement in das leistungsstarke Netzwerkparadigma der 90er Jahre", meint Mark Leslie, Präsident und CEO der Veritas Software Corporation. Ähnlich die Einschätzung beim Wettbewerber Legato. "SANs bieten ein gewaltiges Potential für die Optimierung des Storage-Management-Prozesses", bestätigt Nora Denzel, Senior Vice President von Legato

Systems Inc.

Trend zu zentraler Speicherverwaltung

Die Arbeit des Administrators wird sich künftig nicht mehr auf reaktive Maßnahmen, sondern - wenn es nach Veritas geht - auf proaktive Arbeiten konzentrieren. Christine Wilke, Geschäftsführerin der Veritas Software GmbH in Wiesbaden, sieht alle dafür erforderlichen Voraussetzungen erfüllt. "Mit unserer Software unterstützen wir die fünf wesentlichen Elemente des Enterprise-Storage-Management auf allen wichtigen Plattformen: zentrales Management, Hochverfügbarkeit, Integration von Online- und Offline-Storage, Heterogenität sowie Skalierbarkeit und Performance."

Das zentrale Storage-Resource-Management gewinnt ihren Worten nach immer mehr an Bedeutung. Die Ressourcen beziehen sich dabei auf die Software, auf Prozesse wie Backup oder logische Plattenverwaltung sowie auf Hardware wie Disk-Subsysteme, Tapes, optische Medien und Libraries. Die Aufgabe von Storage-Resource-Management-(SRM-)Produkten besteht darin, auf der Basis vordefinierter Regeln die Optimierung der Speicherverwaltung zu unterstützen und die Verfügbarkeit, Performance und Konfiguration von Storage-Systemen zu überwachen.

Systemkonfiguration ändert sich ständig

Als größte Herausforderung betrachtet Richard Baker, Chief Technology Officer bei Veritas, die Tatsache, daß sich moderne Rechnersysteme kontinuierlich verändern. "Heutzutage werden Systemänderungen viel häufiger durchgeführt, als dies bei Mainframes der Fall ist. Darüber hinaus sind diese Veränderungen aufgrund der Fülle an Hardware- und Softwareprodukten sowie der Vielzahl unterschiedlicher Anbieter wesentlich komplexer. Um das zu verwalten, muß die Software quasi 'allwissend' sein."

Ein Beispiel macht seiner Meinung nach die Komplexität der Thematik deutlich: Wird ein System beispielsweise um ein neues Disk-Array erweitert, so muß parallel dazu die Backup-Klasse dynamisch erweitert werden, um das neue Array mitzusichern. Werden darüber hinaus neue Windows-NT-Systeme installiert, müssen diese Veränderungen ebenfalls von der Backup-Klasse erfaßt und notwendige Aktionen initiiert werden. Die Aufgaben intelligenter Verwaltungssoftware gehen allerdings noch weiter. Sie muß alle Vorgänge innerhalb eines Systems überwachen und aufzeigen, wie die vorhandene Hardware besser ausgelastet werden kann.

"Neue Paradigmen im Bereich Benutzerschnittstellen müssen dem Administrator helfen, die Umgebung, für die er verantwortlich ist, zu kontrollieren, anstatt sich ihr unterzuordnen", so Barker. Intention ist es seinen Worten nach, das System mit "zielbasierenden" Richtlinien zu steuern - und nicht nach dem altbewährten Motto: "Falls dies eintritt, dann tue jenes".

"Intelligente Kapazitätsplanungs-Tools müssen Fragen beantworten wie: Wie muß ich meine Umgebung konfigurieren, um ein Disaster-Recovery des Systems innerhalb einer Stunde durchzuführen? Außerdem müssen sie die Kosten für alternative Konfigurationen ausarbeiten können und in der Lage sein, Regeln zu definieren, mit denen die Ziele vollständig oder zumindest annähernd erreicht werden können."

Probleme rechtzeitig erkennen

Spezialisiert auf dieses Marktsegment hat sich das erst 1995 gegründete US-Unternehmen HighGround Systems. Ihr "Storage Resource Manager" ist eine webbasierte Anwendung für die Beobachtung, das Reporting und die Analyse von verteilten Disks, RAID-Arrays in Windows-NT-Netzwerken. Der Funktionsumfang macht die Aufgaben des SRM-Konzepts deutlich. Administratoren können damit:

- den Partition-Einsatz und Trends über multiple NT-Domänen hinweg analysieren, um Ausfälle durch "Out of Space" zu vermeiden,

- den Speicherbereich und die Quoten der einzelnen Anwender beobachten, um die Arbeitsproduktivität zu sichern und verfügbaren Speicherplatz zu optimieren,

- Disks identifizieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ausfallen werden, um ein Maximum an Laufzeit des Systems zu gewährleisten,

- Backup-Lücken und Ineffizienzen finden, um den Verlust von Daten zu vermeiden und einheitlichen Backup-Schutz zu garantieren,

- Dateiwachstum aufspüren, das aus Backup-Job-Overruns resultiert,

- ungenutzte Diskkapazitäten lokalisieren,

- Trends im Dateizugang aufspüren, um ein "Easy-Load-Balancing" zu gewährleisten und

- generelle Trends im Speicherwachstum erkennen.

Über den Microsoft-Internet-Explorer oder den Netscape-Communicator erhalten Systemadministratoren und IT-Manager Zugang zu den Reports, Grafiken, Übersichten und Trendanalysen.

Intelligenz senkt Kosten

Daran, daß die Verwaltung von Speicherressourcen in Netzwerkumgebungen vor einem Umbruch steht, haben inzwischen auch die Marktforscher keinen Zweifel mehr.

"In Zukunft werden SANs den Produktionsservern die Storage-Management-Pflichten abnehmen und damit die Entwicklung von fortschrittlichen Datenschutz-, Clustering- und Data-Sharing-Techniken fördern", prognostiziert Michael Peterson, Präsident der Strategic Research Corporation. Er erwartet, daß die Entwicklung neuer Storage-Resource-Management-Software die Entwicklung von Storage-Network-Infrastrukturen spürbar vorantreiben wird.

Eine zentrale Rolle wird dabei Windows NT spielen. Basierend auf einer von seinem Institut durchgeführten Marktstudie geht Peterson davon aus, daß im Jahr 2002 über 60 Prozent der Umsätze bei Backup-Produkten für Netzwerke auf Windows-NT-Plattformen entfallen. Der Jahresumsatz bei diesen Produkten wird 2002 voraussichtlich auf 1,5 Milliarden Dollar anwachsen; das entspricht gegenüber 1997 mehr als einer Verdreifachung.

Untersuchungen des Softwareherstellers Legato haben ergeben, daß die Kosten für die Verwaltung von Speicherressourcen in verteilten Netzen oft fünfmal so hoch wie die Anschaffungskosten sind. Der Hauptgrund für die Kostenexplosion ist der kontinuierliche Personalaufwand, der für ein unternehmensweites Storage-Management notwendig ist. Große Teile von IT-Abteilungen sind ausschließlich für die Beobachtung der Funktionsfähigkeit des Speichersystems verantwortlich und greifen ein, sobald ein Problem auftaucht. Auch wenn es Gewerkschaften und Betriebsräte nicht gerne hören: Intelligente Storage-Management-Software, die über "Self-healing"-Funktionen verfügt und damit in der Lage ist, bei Problemen automatisierte, berichtigende Aktionen auszuführen, kann dazu beitragen, diesen Kostenfaktor deutlich zu reduzieren. (sd)

Christine Wilke, Geschäftsführerin der Veritas Software Vertriebs GmbH:

"Die Geschäfte mit Storage-Software laufen gut, das Gesamtunternehmen konnte im zweiten Quartal 1998 ein Umsatzplus von 66 Prozent verzeichnen."

Der "Storage Resource Manager" von HighGround Systems. Webbasierende Reports unterstützen den Administrator bei der Verwaltung der Speicherressourcen.

Zur Startseite