Strategische Kooperationen als Basis für technische Kompetenz

14.10.1999

WIEN: Die Bull-Gruppe will sich in nächster Zeit vor allem auf den Ausbau ihrer strategischen Allianzen konzentrieren. So sollen die bestehenden Kooperationen mit NEC und IBM vertieft werden.Die Unternehmensstrategie für das kommende Jahr gibt Bull mit drei strategischen Leitlinien an: Die dauerhafte Festigung der Marktführerschaft in Europa bei Unternehmens-IT-Systemen im Mainfraime- und Unix-Bereich, den Aufbau von langfristigen Allianzen mit IBM in Hinblick auf AIX sowie NEC bezüglich Windows-NT-Servern und eine stärkere Unterstützung der Kunden bei ihren Bedarfsanalysen auf dem Gebiet der Middleware. Wobei die seit zehn Jahren bestehende Kooperation mit Oracle eine besondere Rolle spielt.

Der Hersteller setzt in Zukunft somit wieder stärker auf die Zusammenarbeit mit großen Partnern. Was man sich davon erhofft, ist kein Geheimnis: Bull will sich nach Aussage eines Unternehmenssprechers die Möglichkeit sichern, die "ganze Palette der unterschiedlichsten Plattformen dauerhaft und flächendeckend anbieten und unterstützen zu können". Daß dies nicht immer möglich war, bescherte Bull in Deutschland eine schmerzliche Erfahrung: Hier dümpeln die Marktanteile mit drei bis sieben Prozent schon lange dahin, in Frankreich bringt man es immerhin auf zirka 30 Prozent. "Wir konnten einige Segmente im entscheidenden Moment nicht abdecken, weil wir die Produkte nicht hatten. Das hat uns viele Marktanteile gekostet und wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen", bestätigt Josef Narings, Leiter der Server Division in Zentraleuropa. "In Zukunft möchten wir flexibel reagieren können."

Flexibilität als Erfolgsfaktor

Der Hersteller, um den es still geworden war in Deutschland, hat aus vergangenen Fehlern gelernt: Mit einem breitangelegten Spektrum an Servern will die Bull-Gruppe künftigen Markterfordernissen schnell gerecht werden, auch wenn der Fokus weiterhin auf dem anspruchsvollen High-End-Bereich liegt. Angefangen bei der skalierbaren Escala-EPC-Familie von geclusterten Unix-Systemen bis hin zum flexiblen Express-5800-Windows-NT-Server für unternehmenskritische Anwendungen, schließt Bull jetzt auch die Lücke zwischen Einstiegs- und High-End-Plattformen.

Nach Ansicht von Bull zeichnet sich am Markt eine zunehmende Koexistenz zwischen Unix- und NT-Systemen ab. Windows-NT-Server hätten mit ihrem Kostenvorteil mittlerweile im Einstiegs- und Midrange-Bereich große Marktanteile erobern können und seien selbst für Anwendungen mit hohem Performencebedarf geeignet. Im High-End-Bereich, so die Einschätzung von Bull, wird dagegen Unix wegen seiner besseren Skalierbarkeit und Systemverfügbarkeit auch in den nächsten Jahren nach wie vor dominieren. Erst Windows 2000, so die Prognose, werde hier in absehbarer Zukunft die noch vorhandene Leistungslücke schließen.

Große Hoffnungen setzt Bull für die Zukunft vor allem in die Kooperation mit NEC. Die bestehe bereits seit 1984 und habe sich vor allem bei den gemeinsam entwickelten GCOS-Mainframe-Systemen hervorragend bewährt, so Narings. Seit 1993 verbinden die Unternehmen nicht nur einzelne Projekte, sondern auch eine strategische Partnerschaft, die jetzt ausgebaut werden soll. Die Zusammenarbeit soll ab sofort auch den Bereich der NT-Server-Architektur umfassen. Bislang lief das gemeinsame Geschäft vor allem im OEM-Bereich ab, jetzt sollen auch Vertrieb und Logistik kooperieren. Die gemeinsamen Produkte werden unter Bull-Label laufen.

Harmonie mit Partner ist angesagt

Synergieeffekte im Entwicklungsbereich schafft auch die enge Zusammenarbeit mit Intel, die 1992 mit dem gemeinsamen Pegasus-Projekt begann und zuletzt mit dem Einsatz des Pentium-III-Prozessors in der Express-5800-Serie fortgesetzt wurde. Nach kleineren Reibereien mit dem Unternehmen IBM, das auch zwei Prozent Anteile an Bull hält, soll es auch hier wieder harmonisch zugehen. "Big Blue" hat bereits Beiträge zur SMP-Technologie geleistet und maßgeblich an der Entwicklung des Hard- und Softwaredesigns von multifunktionalen AIX-Systemen mitgewirkt, über weitere Projekte wird gerade verhandelt.

Die Geschäftsentwicklung ist ebenfalls positiv: Fünf Business-Units mit über 1.300 Mitarbeitern betreuen weltweit über ein Netz von 300 Fachhändlern etwa 2.000 GCOS-Mainframe-Systeme, 55.000 Unix- und 20.000 NT-Server bei den Kunden. Bull erwirtschaftete damit im vergangenen Jahr insgesamt einem Umsatz von 2,7 Milliarden Mark. Dauerhaft strebe man in Europa in diesem Segment einen Marktantel von zehn Prozent an. In der ersten Jahreshälfte 1999 stieg der Gesamtumsatz von Bull Zentraleuropa im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf 310 Millionen Mark (siehe ComputerPartner 33/99, Seite 16), bei der Bull Consulting GmbH in Köln um 20 Prozent. Um das Geschäft voranzutreiben, sucht Bull noch Partner, die vor allem im Financal- und Versicherungssektor, in der Industrie und im öffentlichem Dienst angesiedelt sind. Mit ihnen hofft Narings, eine neue Größenordnung erreichen zu können: "Für das nächste Jahr streben wir zuversichtlich ein Wachstum von 30 Prozent an." (mf)

Bull-Manager Narings: "Im kommenden Jahr streben wir ein Wachstum von 30 Prozent an."

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