Streit bei Infineon über Speicherchip-Sparte

10.01.2006
Im Vorstand des Münchner Chipherstellers Infineon streitet man wegen der geplanten Abspaltung des Geschäftsfeldes Speicherchips. "Es gibt unterschiedliche Auffassungen

Im Vorstand des Münchner Chipherstellers Infineon streitet man wegen der geplanten Abspaltung des Geschäftsfeldes Speicherchips. "Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, in welcher Form der Bereich künftig geführt werden soll", sagte ein hochrangiger Manager der "Welt am Sonntag" (WamS).

Laut der Zeitung wird Vorstandschef Wolfgang Ziebart zunehmend kritisiert. "Aus Angst vor einem Kontrollverlust und um Macht zu demonstrieren, zieht er alle Entscheidungen an sich, entscheidet aber nicht, was zu Problemen führt", zitiert die WamS einen Manager.

Möglichweise gefährde der Streit den ab Mitte des Jahres geplanten Börsengang der Speicherchip-Sparte. Zahlreiche interne Termine seien durch die Blockade schon geplatzt oder würden voraussichtlich platzen.

Die verlustreiche, gebeutelte Infineon, die nach wie vor größter europäischer Chiphersteller ist, hat vor, sich bis Juli 2006 in zwei eigenständige Unternehmen aufzuspalten. Während das eine Unternehmen künftig für Logistikchips verantwortlich sein soll, soll das neue Unternehmen Speicherchips produzieren. Die Aufspaltung, die von einem Börsengang der Speicherchip-Abteilung begleitet sein soll, soll verbesserte Kooperationschancen mit anderen Unternehmen ermöglichen, aber auch die sozusagen neue Infineon von der stark schwankenden Speicherchip-Sparte abnabeln.

Eigenen Angaben zufolge will das Münchener Unternehmen den Erlös aus dem Börsengang für Akquisitionen in dem Bereich Logistikchips nutzen. Laut Ziebart überlegt der Konzern, sich in dem für die Branche wichtigen japanischen Markt einzukaufen.

Doch ranghohen Managern zufolge erscheint die strategische Positionierung der künftigen Firma problematisch. Insidern zufolge liegen seit Monaten wichtige Personalentscheidungen auf Eis lägen. "Leute, die bislang noch zu der neuen Firma wechseln wollen, verlieren langsam die Lust", so die WamS.

Bisher gingen Beobachter davon aus, dass die operative Führung am Infineon-Stammsitz München bleibt. Der juristische Sitz der neuen Speicherchip-Firma werde aber nach Asien verlegt. Infineon hatte vor wenigen Monaten den Malaysier Kin-Wah Loh zum Vorstand für die Geschäftssparte Speicherchips berufen. Laut der WamS werden "formelle Entscheidungen blockiert". "Die Verunsicherung sei groß", weiß die Zeitung.

Infineon hat seit dem Börsengang im Frühjahr 2000 nur im Jahr 2004 schwarze Zahlen geschrieben. In diesem Jahr, als die gesamte Chipbranche die Umsätze um ein Viertel steigerte, hatte das Unternehmen nur einen dürftigen Gewinn von 61 Millionen Euro bilanziert. Im Geschäftsjahr 2005 hatte das Unternehmen erneut Verluste gemacht. (wl)

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