Streit um Lara Croft: Wem gehören die Namensrechte?

25.11.1999
HAMBURG: Wenn es einen Inbegriff für die Computerspielerei des ablaufenden Jahrzehnts gibt, dann heißt er "Lara Croft". Die wohlproportionierte Schatzsucherin treibt sich seit 1996 auf heimischen PCs und Konsolen herum und avancierte zum Kassenknüller und zur Kultfigur gleichermaßen. Nun ist ein Streit um die Rechte an der virtuellen Figur entbrannt.

Mehr als vier Millionen Mal verkauften sich alleine die ersten drei Teile der "Tomb Raider"-Spielesaga in Deutschland. Das neuste Abenteuer steht gerade in den Startlöchern und wird sicher auch in der vierten Auflage zu einem der großen Abräumer im Weihnachtsgeschäft werden.

Ursprünglich für die Playstation-Konsole entwickelt, können längst auch PC-Nutzer die durchtrainierte Archäologin durch exotische Schauplätze navigieren und gegen zahlreiche Feinde antreten lassen. Feinde, so jedenfalls beurteilt es der Publisher Eidos, hat Lara Croft aber nicht nur auf dem Bildschirm. Aktuell geht das Unternehmen wieder gegen eine Firma vor, die aus seiner Sicht die Markenrechte von Lara verletzt. Auslöser des Ärgers ist eine Musik-CD, die die französische Plattenfirma XIII BIS Records unter dem Namen "Lara Croft - Female Icon" am 29. November in Deutschland veröffentlichen will - drei Tage nachdem Eidos ursprünglich das Spiel "Tomb Raider IV - The Last Revelation" in den Handel bringen wollte. Sicher wurde der Veröffentlichungstermin von XIII BIS Records nicht zufällig gewählt, hätten sich so doch die Verkaufschancen des Musiktitels beträchtlich erhöht.

Die Audio-CD soll elf Songs enthalten, die von dem Eurythmics-Mitglied Dave Stewart komponiert und produziert wurden. Texte und Gesang stammen von der englischen Schauspielerin Rhona Mitra, die für Eidos in der Vergangenheit bereits als Lara-Croft-Model tätig war. Rhona Mitra gilt seitdem als die menschliche Verkörperung der Figur. Eidos prangert vor allem die unlauteren Absichten der Plattenfirma an. So würde dem Kunden durch den gleichzeitigen Verkaufsstart vorgegaukelt, daß es sich um ein neues Produkt handele, in Wahrheit aber sei die Platte jedoch schon drei Jahre alt "und noch nicht mal gut". XIII BIS Records hält dagegen, daß die Songs komplett überarbeitet wurden.

VERHÄRTETE FRONTEN

Uneinigkeit herrscht bei beiden Unternehmen über die Verwertungsrechte des Markennamens. So behauptet die Plattenfirma, daß sie die Rechte am Namen Lara Croft besitze und ihn nach Herzenslust verwenden dürfe. Eidos sieht das anders und betont, daß XIII BIS lediglich über die Rechte für Frankreich sowie französischsprachige Gebiete und auch nur für eine Rhona-Mitra-CD verfüge.

Als Konsequenz will Eidos die französische Plattenfirma zu einem generellen Verzicht auf die Veröffentlichung der Platte bewegen. Anderenfalls will Eidos den deutschen XIII-BIS-Vertrieb Indigo dazu bringen, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Notfalls erwägt der Spielehersteller sogar, mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung die Auslieferung der CD zu verhindern.

Eidos hat jedoch nun kurzfristig den Verkaufsstart des Spiels um eine Woche auf den 3. Dezember verschoben. Die offizielle Begründung von Rolf Duhnke, Geschäftsführer von Eidos Interactive Deutschland, lautet: "Natürlich sind uns die Schwierigkeiten bewußt, die eine Verschiebung um eine Woche mit sich bringt. Aber nach Abwägung aller Möglichkeiten ist dies der einzig sinnvolle Schritt. Ein wichtiger Grund ist die wieder einmal riesige Produktionsmenge." Vielleicht will sich der Spielepublisher aber auch einen Zeitvorteil für die einzuleitenden rechtlichen Maßnahmen verschaffen. (akl)

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