Streit um Lizenzgebühren

25.02.1999

MÜNCHEN: Die Linux-Fans irritieren die PC-Branche. Immer mehr von ihnen wollen Geld von Microsoft, und zwar dafür, daß sie die Windows-Software, die sie im Bundle mit ihrem PC erworben haben, nicht benutzen.Auch wer hierzulande einen Komplett-PC kauft, bekommt meist gleich das Betriebssystem Windows und Anwendungsprogramme wie MS Office, Word oder Works dazu. Die Rechtslage gibt den Störenfrieden recht: Wer die Software nicht braucht, kann sie zurückschicken und erhält sein Geld zurück - so steht es zumindest im Lizenzvertrag.

Microsoft allerdings schiebt die Verantwortung auf die PC-Hersteller: Es sei deren Entscheidung, ob sie ihre Rechner mit Windows auslieferten oder nicht. Deshalb müßten auch sie die Lizenzgebühren erstatten. Die Zeitschrift "PC-Welt" hat deshalb einige PC-Hersteller gefragt, ob sie sich diesen Schuh anziehen. Fazit: einige tun es, andere nicht. Die wenigsten erstatten anstandslos den Software-Preis, zum Beispiel aber Actebis, Atelco und PC-Spezialist. Die Markenhersteller Compaq, Dell, Fujitsu, Gateway, Hewlett-Packard, IBM und Packard-Bell wollen lieber gleich den ganzen PC umtauschen. Die Transportkosten zahlt meist der Kunde. Acer sperrt sich komplett gegen jede Rückerstattung.

Eine Handvoll streitbarer Linux-Anhänger hat derweil Mitte Februar in mehreren Städten der USA sowie in Frankreich, Japan, den Niederlanden und Neuseeland vor den Microsoft-Niederlassungen friedlich demonstriert. In Deutschland kümmert sich das "Team OS/2 Deutschland e.V." um den Protest -, bisher ohne auf die Straße zu gehen. Statt dessen wurde ein offener Brief an den Dachverband der Verbraucherverbände geschickt.

Die Zahl der Aufmüpfigen ist zwar klein. Nach Ansicht eines Marktforschers bei Dataquest könnte ihr Protest aber weite Kreise ziehen, wenn er die Industrie auf sich aufmerksam macht. So ließe sich die Aktion dazu verwenden, die zweimalig erhobenen Lizenzgebühren für Windows zu umgehen: Auch wenn ein Unternehmen eine Lizenz für eine bestimmte Anzahl von Anwendern besitzt, muß es nämlich für jeden neuen Rechner, auf dem Windows vorinstalliert

ist, eine individuelle User-Lizenz bezahlen. (ld)

Demo vor der Microsoft-Niederlassung in Foster City, Kalifornien: Diese Besucher wollen kein Bill-Gates-Autogramm.

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