Studie: Geringere Zinsausgaben in mittelständischen Unternehmen

04.04.2006
Eine Analyse von Siemens Financial Services vergleicht Finanzierungskennzahlen deutscher und britischer Unternehmen.

Mittelständische Unternehmen in Deutschland haben in den letzten drei Jahren ihre Zinsausgaben, gemessen am Anteil des Vorsteuergewinns, deutlich von 64,01 (2003) auf 24,59 Prozent (2005) gesenkt. In Großbritannien hielt sich dieser Wert im gleichen Zeitraum bei durchschnittlich rund 50 Prozent. Die niedrigeren Zinsausgaben schlagen sich bei den deutschen Mittelständlern jedoch nicht in einem höheren Bestand an Barmitteln nieder. Gemessen am Umsatz, bewegte sich dieser 2005 mit 2,79 Prozent im Vergleich zu Großbritannien (15,77Prozent) weiter auf einem niedrigen Niveau.

Das sind die Ergebnisse einer Analyse, die Siemens Financial Services (SFS) unter mittelständischen und Großunternehmen in Deutschland und Großbritannien durchgeführt hat. Die Ergebnisse basieren auf einer Auswertung der Jahresabschlüsse einer zufälligen repräsentativen Stichprobe von 7.500 Unternehmen in Deutschland und Großbritannien für die Geschäftsjahre 2003, 2004 und 2005. Untersucht wurden die Höhe der Zinszahlungen, der Bestand an liquiden Mitteln zum Bilanzstichtag, sowie Vorsteuergewinn und Umsatz. Diese Kennzahlen wurden für beide Länder zueinander ins Verhältnis gesetzt.

Die Kernergebnisse für Deutschland:

- Deutsche Unternehmen haben in den vergangenen drei Geschäftsjahren ihre Zinsbelastung deutlich gesenkt.
- Die Liquiditätsreserven blieben auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.

Kernergebnisse Großbritannien:

- Die Zinsbelastung der mittelständischen Unternehmen in Großbritannien ist im gleichen Zeitraum leicht gestiegen, während sie bei den Großunternehmen deutlich zurückging.
- Vor allem die britischen Großunternehmen haben in den letzten drei Jahren ihre Liquiditätsreserven deutlich ausgebaut, während sie bei den mittelständischen Unternehmen auf einem hohen Niveau blieben.

Wichtige Unterschiede:

- Deutsche mittelständische Unternehmen haben ihre Bankverschuldung reduziert, gleichzeitig sind die Liquiditätsreserven auf niedrigem Niveau geblieben. Dies lässt den Schluss zu, dass mittelständische Unternehmen in Deutschland einerseits einen Großteil ihrer Gewinne reinvestieren und andererseits bei diesen Investitionen zusätzlich verstärkt alternative Finanzierungsformen einsetzen. Dies erklärt, warum weder Fremdkapital noch Liquidität für Investitionsvorhaben erhöht werden. Dieses Verhalten lässt sich auch anhand einer gestiegenen Mobilien-Leasing-Quote nachvollziehen (2003: 22,8 Prozent; 2005: 25,0 Prozent; Quelle: Bundesverband deutscher Leasinggesellschaften).

Die Analyse des Finanzierungsverhaltens der mittelständischen Unternehmen in Großbritannien ergibt folgendes Bild: Diese nahmen in den letzten Jahren mehr Fremdkapital zur Finanzierung von Investitionen auf und bildeten zugleich höhere Liquiditätsreserven für taktische Finanzierungsmaßnahmen. (mf)

Zur Startseite