Die wichtigsten Personalien

Stühlerücken 2020

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Das schon nach wenigen Monaten gesprengte Vorstandsduo der SAP machte 2020 Schlagzeilen, ebenso die drastischen Maßnahmen des Rometty-Nachfolgers Arvind Krishna bei IBM. Lesen Sie, welche Personalien noch aufregend waren.
Mit neuem Personal an der Spitze haben viele IT-Konzerne auch ihre Strategie neu aufgesetzt.
Mit neuem Personal an der Spitze haben viele IT-Konzerne auch ihre Strategie neu aufgesetzt.
Foto: Oleksandr_Delyk - shutterstock.com

Im Jahr 2020 gab es viel Bewegung in den Vorstandsetagen der globalen IT-Konzerne - und damit vielerorts auch ein gehöriges Maß an Unruhe, was die weitere Strategie der jeweiligen Anbieter betrifft. IBM kündigte gleich zu Jahresbeginn überraschend an, die langjährige Konzern-Chefin Virginia "Ginni" Rometty zu ersetzen.

Ihr Nachfolger Arvind Krishna arbeitete im Konzern bisher als Leiter für Cloud und Cognitive Software. Er übernahm den Posten des CEO am 6. April 2020. Krishna sei "ein brillanter Technologieexperte, der eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Schlüsseltechniken wie Künstlicher Intelligenz, Cloud, Quantencomputer und der Blockchain gespielt hat", hieß es. Der 57-jährige Krishna habe zudem eine große Rolle beim Kauf von Red Hat gespielt.

IBM: Eine neue Ära

Für Rometty ging damit eine lange Ära bei IBM zu Ende. 40 Jahre lang war sie im Unternehmen tätig, seit 2012 als CEO. Die 62-Jährige bleibt bis Ende 2020 noch Executive Chairman of the Board und geht dann in den Ruhestand. Rometty war eine der wenigen weiblichen CEOs in großen IT-Unternehmen.

Mit Krishna kam Bewegung ins Unternehmen. Der frisch gebackene CEO gab als Losung aus, IBM auf die Themen Hybrid Cloud und künstliche Intelligenz (KI) trimmen zu wollen. Im Oktober folgte der nächste Paukenschlag: Krishna will IBMs Infrastruktur- und Anwendungs-Services, die für jährlich 19 Milliarden Dollar Umsatz stehen, herauslösen und als separates Unternehmen an die Börse bringen. Die neue Company, der IBM-CEO sprach von der "NewCo.", soll zunächst 90.000 Mitarbeiter beschäftigen.

Nach 40 Jahren bei IBM verlässt CEO Ginni Rometty Big Blue Ende 2020.
Nach 40 Jahren bei IBM verlässt CEO Ginni Rometty Big Blue Ende 2020.
Foto: IBM

Die Zukunft von IBM selbst werde ganz dem "offenen" Hybrid-Cloud-Geschäft gehören, wobei die Produkte des für 34 Milliarden Dollar übernommenen Softwarehauses Red Hat im Mittelpunkt stehen sollen, sagte Krishna. Nach dieser Übernahme sei die Aufspaltung des 109 Jahre alten Unternehmens ein weiterer Meilenstein in der IBM-Geschichte.

Im Zuge der Aufspaltung will IBM seine Kosten senken und Personal entlassen. In Europa sollen rund 10.000 Stellen gestrichen werden, davon 2300 in Deutschland. Die Gewerkschaft Verdi Rief zum Widerstand auf. Durch den Stellenabbau müssten die bestehenden Aufgaben von einer um zirka ein Viertel reduzierten Belegschaft erfüllt werden.

Die Wogen glätten muss nun Gregor Pillen, seit Jahresbeginn IBMs General Manager für die Region Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH). Außerdem wurde Pillen neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der IBM Deutschland GmbH. In den zwei Jahren zuvor war er General Manager des europäischen Beratungsgeschäfts von IBM. Von 2015 bis 2017 leitete Pillen das Beratungsgeschäft für IBM Services in China, Hongkong und Taiwan.

Zu IBM kam der Manager im Jahr 2002 im Rahmen der Übernahme von PricewaterhouseCoopers Consulting, wo er zuvor zwölf Jahre in verschiedenen Management-Positionen tätig war. Pillen folgte auf Matthias Hartmann, der Mitte Januar neuer Chief Executive Officer der Techem-Gruppe wurde.

SAP: Doppelspitze ade

Auch bei SAP kam Bewegung in die Vorstandsetage. Im April, als die Coronakrise weite Teile Europas in den ersten Lockdown trieb, verabschiedete sich der Softwarekonzern nach nur einem halben Jahr vom Modell der Doppelspitze und löste sein Führungs-Duo auf. Jennifer Morgan verließ das Unternehmen, Christian Klein wurde alleiniger Vorstandssprecher. Das Tandem hatte erst im Oktober 2019 die Verantwortung für SAP übernommen, nachdem überraschend der langjährige CEO Bill McDermott seinen Rücktritt verkündet hatte, um wenig später bei ServiceNow das Ruder zu übernehmen.

Die Erwartungshaltung an den alleinigen SAP-Chef ist klar: Klein soll SAP "auf dem Weg zu anhaltendem profitablem Wachstum, Innovation und Kundenerfolg weiter voranbringen", sagte Co-Gründer und SAPs graue Eminenz Hasso Plattner. Das gelang dem Neuen zunächst ganz gut. Die Zahlen für das erste und zweite Quartal 2020 fielen solide aus. Hoffnung keimte auf, SAP könnte Corona unbeschadet überstehen.

Doch im Herbst holte die Krise SAP ein. Die Walldorfer mussten ihre Wachstumsziele kassieren. Er werde sich künftig weniger an der kurzfristigen Marge, sondern eher langfristig orientieren, sagte CEO Klein. An der Börse kam das nicht gut an. Das SAP-Papier brach am Morgen des 26. Oktobers um über 20 Prozent ein und notierte erstmals seit April dieses Jahres wieder unter der 100-Euro-Marke. Über 30 Milliarden Euro Marktwert lösten sich in Luft auf.

Alexander Kläger übernahm im Juli 2020 den Posten als neuer Geschäftsführer von SAP Deutschland.
Alexander Kläger übernahm im Juli 2020 den Posten als neuer Geschäftsführer von SAP Deutschland.
Foto: SAP

Die Veränderungen in der SAP-Zentrale betrafen 2020 nicht nur das Duo an der Konzernspitze. So verließ Deutschland-Chef Daniel Holz überraschend den Konzern. Er hatte die hiesigen Geschäfte seit Anfang 2017 verantwortet und insgesamt rund ein Jahrzehnt bei SAP verbracht. Holz wechselte zu Google, wo er seit Oktober dieses Jahres das Cloud-Geschäft in Europa leitet. Neuer Geschäftsführer von SAP Deutschland wurde zum 1. August Alexander Kläger. Der Manager ist seit 2012 bei SAP, zuletzt als Chief Operating Officer und Head of Cloud des Geschäfts in Mittel- und Osteuropa. Zuvor gehörte er laut SAP-Mitteilung bereits sechs Jahre lang der Geschäftsleitung von SAP Deutschland an, wo er Teile des Vertriebs verantwortete.

Microsoft: Deutschland-Chefin zu SAP

Anfang September gab SAP bekannt, dass Microsofts Deutschland-Chefin Sabine Bendiek nach Walldorf wechseln würde. Dort übernimmt die Managerin ab 2021 im Vorstand das Personalressort und wird ab Mitte nächsten Jahres auch Chief Operating Officer (COO). Bendiek war seit Januar 2016 Vorsitzende der deutschen Microsoft-Geschäftsführung; davor leitete sie unter anderem das Deutschland-Geschäft des Speicherherstellers EMC und das hiesige Mittelstandsgeschäft beim Computeranbieter Dell.

Microsoft musste nach dem Abschied Bendieks die Führungsposition in der deutschen Geschäftsstelle neu besetzen. Zum 1. November wurde Marianne Janik zur Chefin von Microsoft Deutschland berufen. Die promovierte Juristin hatte zuvor fünf die Geschäfte von Microsoft in der Schweiz verantwortet. Davor leitete die Deutsch-Französin von 2011 an den Geschäftsbereich Öffentliche Verwaltung bei Microsoft Deutschland.

Nach dem Wechsel von Sabine Bendiek zu SAP übernahm Marianne Janik (Foto) im November 2020 den Posten als Deutschland-Chefin der Redmonder.
Nach dem Wechsel von Sabine Bendiek zu SAP übernahm Marianne Janik (Foto) im November 2020 den Posten als Deutschland-Chefin der Redmonder.
Foto: Microsoft

Salesforce: Wieder allein an der Spitze

Auch bei Salesforce funktionierte das Modell der Doppelspitze nicht. Ende Februar legte Keith Block überraschend seinen Posten als Co-CEO bei Salesforce nieder. Firmengründer und CEO Marc Benioff hatte Block 2018 vom Chief Operating Officer zum Co-CEO befördert, um sich selbst zu entlasten. Block, der 2013 von Oracle zu Salesforce gewechselt war, sollte sich vorrangig um das Tagesgeschäft des Cloud-Pioniers kümmern. Gründe für den abrupten Abschied wurden nicht mitgeteilt. Block betonte die Freundschaft mit Benioff. Dieser bedankte sich für dessen Dienste. "Keiths strategisches Denken und seine operative Exzellenz haben unser Unternehmen extrem gestärkt", beteuerte der Salesforce-Chef. "Unsere enge Freundschaft wird weiter Bestand haben."

Salesforce hat im Februar außerdem Gavin Patterson zum President und CEO von Salesforce International ernannt. Der Manager war erst 2019 zum CRM-Marktführer gewechselt. Dort hatte er zunächst die Geschäfte in der Region EMEA geleitet. Zuvor arbeitete er von 2013 bis 2019 als CEO der BT Group. Patterson solle künftig die internationalen Märkte von Salesforce außerhalb der USA verantworten, hatte es zu Anfang geheißen. In der Folge ging der Umbau bei Salesforce jedoch weiter. Im Mai wurde Patterson zum Nachfolger von Block befördert und zum Chief Revenue Officer ernannt. In seiner neuen Rolle leitet er seitdem die globale Vertriebsorganisation und berichtet direkt an Benioff.

Den CRM-Spezialisten verlassen hat unterdessen Miguel Milano, der bis dato als President International arbeitete, wo er die Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) verantwortete. Milano heuerte als Chief Revenue Officer beim auf Process Mining spezialisierten Münchner Startup Celonis an und beteiligte sich mit einem nicht näher bezifferten Betrag am bayerischen Aufsteiger.

Auch in Europa gab es Veränderungen bei Salesforce. Der SaaS-Spezialist hat eine neue Management-Ebene eingezogen und mit Denis Terrien und Stefan Höchbauer zwei Regionalverantwortliche eingesetzt. Terrien leitet als Executive Vice President und CEO seit Juni das Südeuropa-Geschäft, und Höchbauer verantwortet in der gleichen Rolle seit Oktober den DACH-Markt. Höchbauer kam von SAP, wo er seit 2005 arbeitete und zuletzt als President Digital Core für das globale ERP-Geschäft verantwortlich war.

Telekom: Deutschland-Chef kann Erwartungen nicht erfüllen

Nach nur zwei Jahren hat Deutschlandchef Dirk Wössner beschlossen, die Deutsche Telekom wieder zu verlassen. Im Februar erklärte der Manager, er werde seinen Ende 2020 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Wössner galt zeitweilig sogar als Kandidat für die Nachfolge von Konzernchef Timotheus Höttges. Insidern zufolge soll Wössner aber intern in der Kritik gestanden haben. Insbesondere beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzwerks sei es hierzulande zu langsam vorangegangen. Zudem habe Wössner keine ausreichenden Antworten auf den zunehmenden Konkurrenzdruck von Vodafone gehabt, hieß es.

Dirk Wössner, Ex-Chef der Deutschen Telekom, verließ den Konzern nach nicht einmal zwei Jahren.
Dirk Wössner, Ex-Chef der Deutschen Telekom, verließ den Konzern nach nicht einmal zwei Jahren.
Foto: DTAG

Nur wenige Tage nachdem Wössner die Telekom verließ, kündigte die CompuGroup an, der Manager werde 2021 neuer Vorstandsvorsitzender der CompuGroup Medical (CGM). Nach 33 Jahren an der Spitze der CGM wechselt Firmengründer und eHealth-Pionier Frank Gotthardt in den Aufsichtsrat und übernimmt dort den Vorsitz. Verbindungen zwischen CGM und der Deutschen Telekom haben offenbar Tradition. 2015 war der ehemalige Telekom-Chef René Obermann in den Aufsichtsrat des eHealth-Spezialisten berufen worden.

Den Posten des scheidenden Deutschlandchefs Dirk Wössner übernahm zum 1. November Srini Gopalan, der bisher für das Europageschäft verantwortlich war. Neue Europachefin wird Dominique Leroy, die zuvor als CEO den belgischen Telekommunikationskonzern Proximus geleitet hatte. Gopalan sitzt seit Anfang 2017 im Vorstand der Telekom. Neben Stationen bei Bharti Airtel in Indien und Vodafone UK hatte die Managerin als Marketing-Chefin von T-Mobile UK die Fusion der damaligen Telekom-Tochter mit Orange zu "Everything Everywhere" begleitet.

Oracle: Stefanie Kemp wechselt die Seiten

Auch Oracle präsentierte ein neues Gesicht für den Chefposten in Deutschland: Im Sommer wurde überraschend Stefanie Kemp Geschäftsführerin. Die Managerin berichtet an Ex-Deutschland-Chef Frank Obermeier, der künftig die Region Northern Europe leitet und den langjährigen Oracle-Manager Jürgen Kunz ablöste. Kemps Vorgänger als Country Leader, Kenneth Johansen, hatte im September 2019 seinen Posten abgegeben und war auf die CEO-Position von Oracle in Japan gewechselt. Johansen hielt sich hierzulande nur gut zwei Jahre. Auch sein Vorgänger Frank Obermaier war nur wenig länger Country Leader von Oracle hierzulande. Interessanterweise hatte sich auch Obermaier im Sommer 2017 in Richtung Japan verabschiedet.

Für Kemp war 2020 offenbar ein bewegtes Jahr. Eigentlich hatte die Managerin zum 1. März die neu geschaffene Position des Executive Vice President & Head of Development bei der Easy Software AG übernommen. Sie sollte dort ein 100-köpfiges Entwicklungsteam leiten und direkt an den CEO Dieter Weißhaar berichten. Der Posten bei Oracle schien allerdings attraktiver zu sein. Vor ihrem kurzen Zwischenspiel bei Easy Software verantwortete Kemp als Group Director Innovation & Transformation den Bereich Innovation bei der Lowell-Gruppe, einem Dienstleister für Forderungsmanagement.

Von November 2006 bis Ende 2012 war sie Group Information Officer beim Haushaltsgerätehersteller Vorwerk & Co. KG in Wuppertal. Im April 2013 wechselte Kemp als IT-Managerin zum Essener Energieversorger RWE. Bis 2017 arbeitete sie dort im Bereich IT Governance. Danach war sie unter anderem als Head of Digital Domain für die RWE-Tochter Innogy tätig.

Stefanie Kemp legt vor ihrem Wechsel zu Oracle einen kurzen Zwischenstopp bei der Easy Software AG ein.
Stefanie Kemp legt vor ihrem Wechsel zu Oracle einen kurzen Zwischenstopp bei der Easy Software AG ein.
Foto: Oracle

Bei Easy Software gab es in diesem Jahr einige Unruhen. Am 21. März war Weißhaar durch den Aufsichtsrat abberufen worden. Ende Mai klagte der Ex Vorstandsvorsitzende vor dem Landgericht Duisburg gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber. Er forderte von dem Softwarehersteller aus Mülheim an der Ruhr Gehaltsnachzahlungen sowie eine Abfindung von mehr als einer Million Euro. Diese Turbulenzen könnten in Zusammenhang mit dem schnellen Abschied Kemps bei Easy stehen.

Volkswagen: Softwaremotor abgewürgt

Turbulent ging es auch bei VW zu. Anfang Juli startete der Bereich Car.Software bei den Wolfsburgern. "Wir wechseln vom Planen ins Machen", freute sich Christian Senger, CEO der Car.Software-Organisation, kurz vor dem Start. Das ambitionierte Ziel: Mit eigenem Budget und eigenen Mitarbeitern soll eine digitale Plattform für alle Konzernmarken und Märkte entwickelt werden. Für alle Fahrzeuge unter dem Dach der Volkswagenmarke soll es künftig mit VW.OS ein einheitliches Betriebssystem geben.

Doch der Start der Car.Software.Org ging gründlich daneben. Nach nicht einmal zwei Wochen musste Senger Mitte Juli seinen Hut nehmen. Damit ging offenbar ein interner Machtkampf im Konzern zu Ende. Die mächtigen Markenfürsten hätten angesichts einer unabhängigen Softwaresparte um ihren Einfluss gefürchtet, hieß es.

Neuer starker Mann wurde Audi-CEO Markus Duesmann. Dieser übernahm als Vorstand für Forschung und Entwicklung auch das Thema Software und begann gleich damit, seine Hausmacht zu zementieren. Als neuer CEO der Car.Software-Organisation wurde Dirk Hilgenberg berufen, zuletzt Senior Vice President Manufacturing Engineering in der BMW Group. Von dort kennen sich beide Manager - auch Duesmann kam einst von BMW zu Volkswagen.

AWS: Manager geht aus Protest

Seinen Arbeitgeber verlassen hat auch der renommierte AWS-Entwickler Tim Bray, seines Zeichens Vice President beim weltgrößten Public-Cloud-Provider. Allerdings hat Bray seinen Brötchengeber aus Protest gegen die Behandlung von streikenden Lagerarbeitern und die Entlassung von Umweltaktivisten aus freien Stücken verlassen. Nach der Kündigung von Streikführern, die für einen besseren Gesundheitsschutz gegen COVID-19 eintraten, und Angestellten, die sich mit ihnen solidarisierten, war für Bray das Maß voll. "Ich hätte Handlungen, die ich für verachtenswert halte, mitgetragen. Also bin ich zurückgetreten", schreib Bray in einem Blog-Beitrag.

Für Schlagzeilen hatten die Kündigungen von Emily Cunningham und Maren Costa gesorgt, die als User Experience Designer für den Konzern tätig waren. Zuvor war Chris Smalls entlassen worden, der mit seinen Kollegen in Staten Island einen Streik organisiert hatte. Amazon wies die Vorwürfe zurück, unbequeme Mitarbeiter einfach auf die Straße zu setzen. Jeder Mitarbeiter habe das Recht, die Arbeitsbedingungen zu kritisieren. Aber das sei kein Freischein, gegen interne Richtlinien verstoßen zu dürfen, erklärte das Unternehmen. Smalls sei nach einem Kontakt mit einer Arbeiterin, die positiv auf das Coronavirus getestet worden war, zur Arbeit erschienen und habe so gegen Quarantäneauflagen verstoßen.

Apple: Langjähriger Marketing-Chef geht

Auch Apple verlor 2020 einen wichtigen Mitarbeiter. Nach Designchef Jony Ive verließ mit Phil Schiller ein weiterer altgedienter Manager den iPhone-Konzern. Schiller, in der Apple-Gemeinde nur unter dem Namen "Phil" bekannt, kam im Alter von 27 Jahren zu Apple - arbeitete also mehr als 30 Jahre beim Konzern. Er sei jetzt 60 geworden, ließ der Manager verlauten. Es sei "Zeit für einige geplante Veränderungen in meinem Leben".

Schiller hatte als Vice President of Worldwide Marketing eine Vielzahl wichtiger Produkteinführungen begleitet und sogar die Apple-Ikone Steve Jobs bei so manch entscheidender Keynote vertreten. Sein Nachfolger wird Greg "Joz" Joswiak, mit 20 Jahren Firmenzugehörigkeit ebenfalls ein bekanntes Apple-Gesicht. Er rückt zum Marketing-Chef auf.

Samsung: Lee Kun Hee gestorben - verehrt, aber auch umstritten

Verloren hat die weltweite IT-Gemeinde 2020 mit Lee Kun Hee einen legendären Visionär, aber auch Exzentriker. Der Manager entwickelte Samsung zum Technologiegiganten. Lee starb im Oktober in einem Krankenhaus in Seoul. Er wurde 78 Jahre alt. Lee Kun Hee hatte die Führung Samsungs nach dem Tod seines Vaters, dem Konzerngründer Lee Byung Chull, 1987 übernommen. Seine Vision: Samsung sollte japanischen Platzhirschen wie Sony die Stirn bieten. Dafür krempelte er Samsung radikal um.

Lee Kun Hee galt als Einzelgänger und war als öffentlichkeitsscheu und exzentrisch verschrien. Sein Ruf wurde beschädigt, als er 1996 wegen Bestechung der früheren Präsidenten Chun Doo Hwan und Roh Tae Woo zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Ein Jahr später wurde er vom damaligen Staatschef Kim Young Sam begnadigt. Nach erneuten Schmiergeldermittlungen gegen Samsung sah sich Lee dann 2008 gezwungen, als Konzernchef zurückzutreten. Nach einem Comeback 2010 und weiteren Verfahren wegen Steuerhinterziehung und Vertrauensbruch, folgte das endgültige Aus nach einem Herzinfarkt im Mai 2014. Davon erholte sich der Samsung-Chef letztlich nicht mehr.

Black Lives Matter: CEOs gegen Rassismus und Diskriminierung

2020 war ein politisches Jahr für die globale IT-Branche. Daran hatte auch der Verlierer der diesjährigen US-Präsidentschaftswahlen, Donald Trump, großen Anteil. Nachdem am 25. Mai der Afroamerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getötet wurde, kam es zu massiven Protesten. Die Black-Lives-Matter-Bewegung mobilisierte weltweit Millionen Menschen. Trump fiel derweil nichts anderes ein, als die bereits aufgeheizte Stimmung mit provozierenden Tweets weiter anzustacheln.

Viele CEOs der großen IT-Anbieter bezogen Stellung gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung. Klare Kante zeigte beispielswiese Antonio Neri von Hewlett Packard Enterprise (HPE). "Es gibt keine Worte, um meinen Ärger und meine Trauer angesichts der jüngsten Vorfälle auszudrücken", sagte der Manager. HPE trage als Unternehmen Verantwortung, gegen Ungerechtigkeit und Rassismus in der Gesellschaft vorzugehen. Inklusion und Diversifizierung seien elementare Bestandteile der HPE-Kultur, sagte der Manager mit italienisch-argentinischen Wurzeln und kündigte an: "Daran werden wir in Zukunft noch stärker arbeiten."

Apple-Chef Tim Cook kündigte an, 100 Millionen Dollar in seine Inititaive "Racial Equity and Justice" zu investieren. Alle stünden in der Verantwortung, sich für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einzusetzen und nicht länger die Augen vor Rassismus und Diskriminierung zu verschließen. Die "sinnlose Tötung" von Floyd habe "berechtigt zu Empörung" geführt, betonte Cook. Man müsse füreinander eintreten und die vielen durch "Angst und Schmerz" hervorgerufenen Proteste anerkennen. Diskriminierung sei in den USA immer noch tief verwurzelt.

Microsoft-CEO: Tech-Branche muss Verantwortung übernehmen

Microsoft-Chef Satya Nadella rief seine Beschäftigten ebenfalls auf, sich für Veränderungen einzusetzen und gegen Rassismus zu kämpfen. Es gehe nicht um diese Einzelfälle, sondern "um alle Dinge, die zu ihnen geführt haben", schrieb er. Nadella erinnerte an die Verantwortung der Tech-Branche weltweit. "Die Technologie, die wir bauen, muss allen Menschen auf dem Planeten zugutekommen", so der Microsoft-CEO.

"Unser Ziel und unsere Handlungen müssen immer darauf ausgerichtet sein, zur Lösung der Herausforderungen der Welt beizutragen, nicht neue Herausforderungen zu schaffen." Der Manager mahnte, Vertrauen in Technologie und deren Nutzung aufzubauen. Außerdem gelte es, die Grundrechte der Menschen wie auch die Demokratie selbst zu verteidigen.

AMD-CEO Lisa Su sagte zu den Unruhen in den USA nach dem Tod von George Floyd. "Das ist schockierend. Das ist außerordentlich verstörend. Wut, Frust, Traurigkeit - überall. Das muss angegangen werden". Ihr CEO-Kollege bei Intel Robert Swan hinterfragte in einem offenen Brief an alle Mitarbeiter, was jeder einzelne Mensch tun könne, um die Situation zu verbessern - angefangen bei den eigenen Denkweisen. Cisco-CEO Chuck Robbins verschob wegen der Proteste in den USA die als virtuelle Konferenz angesetzte "Cisco Live". Er wolle ein Zeichen setzen und jedem in der Cisco-Community die Möglichkeit geben darüber nachzudenken, wie man Rassismus, Ungerechtigkeit und soziale Ungleichheit weltweit bekämpfen könne.

SAP-Chef Klein: "Schweigen ist Verrat"

Alphabet-CEO Sundar Pichai kündigte an, die Forderung nach Gleichheit und Solidarität der afroamerikanischen Gemeinschaft zu unterstützen. "An all diejenigen, die Leid, Wut, Trauer und Angst verspüren, ihr seid nicht alleine", schrieb der Manager Auch SAP-CEO Christian Klein bezog klar Stellung gegen Rassismus und die Diskriminierung von Minderheiten. "Es kommt eine Zeit, in der Schweigen Verrat ist", twitterte er unter dem Hashtag #blacklivesmatter. "Jetzt ist die Zeit, in der wir unseren Stimmen Gehör verschaffen müssen."

IBM-Chef Arvind Krishna forderte einen "nationalen Dialog" und versprach, dass IBM keine Technik mehr unterstützen und dulden werde, die Massenüberwachung, rassistische Behördenkontrollen ("Racial Profiling") und Menschenrechtsverstöße ermögliche. Stattdessen sollte die Polizei Technik nutzen, die die Transparenz ihrer Arbeit fördere. Krishna unterstützte zudem offen einen Gesetzentwurf der US-Demokraten, Fälle von Machtmissbrauch durch Polizisten in einer bundesweiten Datenbank zu registrieren. Es sei auch richtig, tödliche Einsätze besser zu analysieren und in einer Reform die allgemeine "Immunitätsdoktrin" für Strafverfolger aufzuheben.

Zur Startseite