Stürzt ein taiwanischer OEM-Partner Belinea in die Krise?

10.05.2000
Der taiwanische OEM-Hersteller Royal ist in massiven Liquiditätsschwierigkeiten. Anders als der vielzitierte umgefallene Reissack in Asien kann dieser Sturz auch den deutschen Monitormarkt nachhaltig erschüttern. Besonders betroffen scheint Maxdata zu sein.

Die Bombe platzte Ende September: Royal, ein großer taiwanischer OEM-Hersteller von Monitoren, war in finanzielle Schieflage geraten. Die brancheninternen Buschtrommeln verbreiten pikante Einzelheiten: Royal habe Konkurs anmeldet und bereits die Produktion einstellen müssen. Maxdata, immerhin CRT-Marktführer in Deutschland und einer der Hauptkunden, sitze nun wohl im heißen Vorweihnachtsgeschäfts auf dem Trockenen.

Diese Einschätzungen entlocken Holger Lampatz, Vorstandsvorsitzender bei Maxdata, erst einmal nur ein müdes Lächeln. "Wir werden definitiv keine Schwierigkeiten haben", stellt er in einem Gespräch mit ComputerPartner klar. "Wir betreiben doch kein Single-Sourcing. Royal ist nur einer von vielen, der nach unseren Vorgaben assembliert." Kontrahent Wolfgang Zulauf, Geschäftsführer der Scott Display GmbH, ist anderer Meinung. Er sieht Maxdata in schwerwiegenden Problemen, "da von Royal 40 Prozent des gesamten Monitorvolumens produziert werden. Selbst wenn sofort Verträge mit anderen OEM-Lieferanten abgeschlossen werden, können sie erst ab Januar mit der Produktion beginnen. Das bedeutet: frühes-tens ab Februar gibt es wieder ausreichend Belinea-Monitore. Weihnachten werden dann eben andere Geräte verkauft. Das sind nicht nur Scott-Monitore, doch 10 bis 20 Prozent der extra Nachfrage könnten meiner Meinung nach durch uns abgedeckt werden."

Frank Wältermann, Einkaufsleiter beim Recklinghauser Distributor Delo Computer, ist anderer Meinung. Er hält die Macher bei Maxdata viel zu schlau, "um sich in die Hand eines einzelnen asiatischen OEM-Herstellers zu begeben. Da gibt es so viele anderer Firmen, zum Beispiel in Malaysia, die sofort liebend gern einspringen werden." Diese Aussage bestätigt auch Lampatz: "Schlimmstenfalls kann es bei einzelnen Modellen maximal zwei Wochen leichte Engpässe geben, mehr nicht. Es ist traurig, wenn es bei einem langjährigen Geschäftspartner kriselt, aber darauf können wir keine Rücksicht nehmen. Wir haben schon vor einiger Zeit von den Problemen erfahren und deshalb mit alternativen OEM-Lieferanten verhandelt."

Solange der Preis stimmt

Ganz so locker und easy, und vor allem preiswert, sehen aber nur wenige in der Branche den notwendigen Wechsel. Durch den hohen Dollar-Kurs, so heißt es überall, würde man kaum mit einem Ersatzlieferanten so günstige Verträge abschließen können wie bei einer langfristigen Partnerschaft. Doch das verneint Lampatz einerseits ausdrücklich, erhöht aber andererseits im vierten Quartal tatsächlich die Monitorpreise, offiziell jedoch nur wegen des starken Dollars. Die 15 und 17 Zöller werden zirka 20 bis 30 Mark teurer, bei den 19-Zöllern werden 40 bis 50 Mark aufgeschlagen, und die 20- und 21-Zöller werden um etwa 50 Mark verteuert. In Lampatz’ Augen ist das völlig normal, im neuen Quartal auch neue Preise zu generieren, und vor allem ist das professionell, da die Nachfrage steigt. Aus eben denselben, sprich professionellen, Gründen will Zulauf im Gegenzug durch Preisstabilität bei seinen Scott-Monitoren glänzen. Er habe aber keine Zeit, so Zulauf weiter, sich über die Preisgestaltung der Mitbewerber Gedanken zu machen, da seine Firma überproportional viele Aufträge für das vierte Quartal erhalten habe, die erfüllt werden müssten. Ähnliches erzählen auch andere Hersteller. Mancher berichtet sogar von einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahresendgeschäft.

Nun stellt sich die Frage, woher dieses immense Auftragsplus kommt, zumal laut Lampatz die Handelspartner auch weiterhin Belinea-Monitore bestellen und geliefert bekommen. Zu diesen Getreuen gehört Bernd Gretscher, Geschäftsführer von GHL-Computer. Er schwärmt richtiggehend von den Marler Displays: "Ich verkaufe sehr viele Belinea-Modelle. Dieser Monitortyp ist für mich ein prima Durchlaufgeschäft. Er hat eine maximale Ausfallquote von weniger als einem Prozent und eine Drei-Jahres-Garantie." Gretscher weiß aber auch von Nachteilen zu berichten. "Da Maxdata hier in Mönchengladbach ein Heimspiel hat", so Gretscher, "verlangen meine Kunden häufig von sich aus ein Belinea-Display. Da nervt mich schon der momentane Lieferengpass von bis zu zwei Wochen. Noch längere Wartezeiten wären für mich sehr schmerzhaft." Das absolute K.O.-Kriterium für den Fachhändler ist jedoch der Preis: "Ich habe den Monitorpreis über das Jahr mit Ach und Krach halten können. Selbst meine Geschäftskunden würden nun keine Erhöhung akzeptieren, geschweige denn die Privatkunden. Da wirkt auch kein Heimvorteil. Ich hoffe auch nicht, dass im vierten Quartal bestimmte Belinea-Modelle nicht geliefert werden. Das täte meinem Geschäft erst so richtig weh."

Glaube und Erfolg

Aber laut Lampatz wird es nicht zu dieser Katastrophe kommen. Für ihn ist und bleibt Belinea die bestverkaufte Monitormarke in Deutschland und Österreich und Maxdata ein gesundes, weiterhin umsatzstarkes Unternehmen. Deshalb sieht der vor Selbstbewusstsein nur so strotzende Maxdata-Chef auch keinen Erklärungsbedarf, warum das Marler Unternehmen auf die Teilnahme an der Systems verzichtet. Er selbst versucht derzeit sogar seine Vorstandskollegen davon zu überzeugen, auch auf die Cebit-Teilnahme zu verzichten. Das sieht für viele Branchenkenner ganz nach massivem Sparkurs aus. Unterstützt wird dieser Anschein durch die Zusammenlegung der beiden Logistikzentren in Aachen und Marl. Dabei werden letztendlich 75 Arbeitsplätze und 30 Millionen Mark eingespart. Auch macht der Kurs der Maxdata-Aktien die aktuelle IT-Aktien-Rutschpartie spürbar mit. Der Kurs sank von 17 Euro auf unter 14 Euro ab. Wer letztendlich in diesem Nerven- und Preiskrieg als Sieger hervorgeht, wird erst das vierte Quartal zeigen. Wir sind alle gespannt. (go)

www.maxdata.de

Zur Startseite