Summertime Blues

31.07.2003
Kein Aufschwung ohne Krise

Wer tatsächlich Geschichte macht, stellt sich immer erst hinterher heraus. Vor zwei Jahren wurden sie als Pessimisten beschimpft, denen nur daran lag, die Branche schlecht zu reden. Und als vor kurzem erst die Krise eingestanden wurde, natürlich nicht von allen, scheint sie nun fast schon wieder vorbei. Irgendwie ist die Reaktionszeit unseres als Elite bezeichneten Managements auf wirtschaftliche Veränderungen hier zu Lande mit knapp zwei Jahren etwas träge. Viele meiner Kollegen halten wie ich den Juni 2003 für einen der besten Umsatzmonate seit langem. Beim genaueren Hinsehen sind es jedoch meist Realisierungen lange verschobener Projekte oder Aufrüs-tungen bestehender Infrastruktur. Neugeschäft ist nach meiner Erfahrung immer noch selten. Erst im nächsten Quartal entscheidet sich, ob der Juni nur eine Schwalbe war oder der erhoffte Konjunktursommer begonnen hat. Prognosen helfen da nur informell. Sich auf sie zu verlassen ist wie Daddeln an der Börse. Mit Marktsättigung und Anzeichen von Deflation hat die Wirtschaft nur wenig Erfahrung. Das ist etwas anderes, als eine Woche die Chipfabrikation einzustellen, um die Preise zu halten. Immerhin zeigt sich selbst bei den so genannten Wirtschaftsexperten, dass ihre olympische Idee vom ewigen Wachstum in einem Land mit sinkender Kaufkraft und auch erstmals rückläufigem Sparvermögen zumindest überdenkenswert ist. Der lange Zeit als das Nonplusultra geltende Weitblick auf den großen Bruder im Westen ist ebenfalls verhalten, nachdem das Wirtschaftswunder der demokratischen Clinton-Ära unter Bush böse abgestürzt ist. Welchen Einfluss die schlechten Nachrichten aus Steuereinnahmen und Gesundheitswesen auf die frisch erwachte Kaufleidenschaft bei uns hat, mag ich mir nicht vorstellen. Um die politische Kompetenz des Wahlvolks links und rechts des Teiches sollen sich andere Gedanken machen. Jedenfalls startet der August optimistisch. Mit Fußball im Ers-ten, die Älteren werden sich noch an die gute Zeit erinnern. Wer weiß schon, ob er sich demnächst noch einen Stadionbesuch leisten kann, wenn sogar der Hausarzt Eintritt verlangt. Mit der Sportschau wird Vollbeschäftigung assoziiert, sichere Renten und eine gesunde Wirtschaft mit Lohnforderungen bis zu sechs Prozent. Und dazu kommt die Formel Eins nach Hockenheim in die Nachbarschaft und es gibt sogar noch Karten. Wozu Krisen doch alles gut sind.

Mein Fazit: Schön, dass der Channel Cup trotz aller wirtschaftlichen Probleme eine Fortsetzung und Sponsoren findet. Spannende Produkte haben halt in jeder Wirtschaftslage eine Chance.

Bis demnächst, euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist Fachhändler in Rheinland-Pfalz.

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