Sun-Geschäftsführer: zwei Plattformen - drei Betriebssysteme

28.07.2004
Im gerade begonnenen Geschäftsjahr 2004/2005 strebt der neue Geschäftsführer bei Sun Microsystems Marcel Schneider (Foto) ein zweistelliges Umsatzwachstum hierzulande an. Wie, das schildert er in einem Gespräch mit ComputerPartner. Hier ein Ausschnitt des Interviews: ComputerPartner: Herr Schneider, mit Intel und Sparc setzen Sie derzeit auf zwei Plattformen. Schneider: Ja. In der Vergangenheit hat Sun versucht, eine Wollmilchsau von einem Prozessor zu entwickeln - eine CPU, die alle Anforderungen abdeckt, High-end-Datenbanklösungen, Web-Transaktionen und so weiter. Nun gibt es eben die Sparc-Solaris-Plattform, die Sun gemeinsam mit Fujitsu über das Jahr 2006 hinaus unterstützen wird. Das beruhigt unsere Kunden, denn viele von ihnen befürchteten schon, Sun werde nur noch in die Richtung Linux und x86 gehen. Gleichzeitig sind wir die einzigen im Markt, die auf x86 Windows (über Partner, Anm. d. Red.), Linux und Solaris anbieten. Der Kunde kann dann eben seine Solaris-Applikation auf einer x86-Maschine betreiben. Er kann hier frei entscheiden. So ist es beispielsweise bei weitem nicht so schlimm, wenn eine Crash-Simulation mal 15 Minuten nicht läuft. Wenn aber das Billing-System einer Telekomfirma eine halbe Stunde ausfällt, dann sind damit immense Kosten verbunden. Hier benötigt man eben hoch verfügbare Systeme. ComputerPartner: Sun hat Linux anfangs mit großer Skepis betrachtet, dann doch akzeptiert, aber schlussendlich hält man das Open-Source-Betriebssystem für wesentlich weniger performanter als Solaris, oder? Schneider: 90 Prozent unserer x86-basierten Maschinen liefern wir mit vorinstalliertem Linux aus. Für uns ist das wichtiger Fokus. Entscheidend ist aber die Binär-Kompatibilität, die wir auf der Sparc-Solaris-Plattform garantiern. Denn der Kunde möchte sicher sein, dass er seine bestehenden Anwendungen auf neuere Derivate portieren kann. Dieser Aspekt wird heute unter Linux nicht immer beachtet. Einige der "early adopter", die schon vor Jahren komplett auf die Open-Source-Plattform gesetzt haben, kämpfen nun mit bis zu sechs verschiedenen Distributionen, für die sechs Wartungsverträge gelten und müssen dort bis zu 200 Anwendungen unterstützen. Ich möchte hier Linux nicht schlecht reden, es ist eine wichtige Plattform, aber das quelloffene Betriebssystem wird sich mehr in Richtung Appliances entwickeln, etwa als Grundlage von Load-Balancern, womit sich Kosten deutlich senken lassen. Wir offerieren unseren Kunden beide Plattformen, mit all ihren Vor- und Nachteilen. So würden wir für eine Crash-Simulation nie und nimmer eine hoch verfügbare Sparc-Solaris-Maschine empfehlen. Wir zwingen unsere Kunden nicht in die eine oder andere Richtung. ComputerPartner: Aber viele Analysten sagen ein Umschwenken der Anwender von kommerziellen Unix-Derivaten wie Solaris auf die Open-Source-Plattform Linux voraus. Schneider: Die Welten wachsen immer mehr zusammen, hier kann der Kunde frei entscheiden. Er kann zum Beispiel eine bestehende Solaris-Applikation auf x86 portieren, so etwas bietet kein anderer. Der Kunde kann Sparc-Solaris oder die x86-Plattform mit Linux, Windows oder Solaris verwenden. Für uns bleibt Sparc-Solaris eine wichtige Komponente - vor allem wegen des "Internet of things", wo alle RFIDs, embedded Systeme und Mobiltelefone einen eigene IP-Nummer bekommen. Deren Anzahl wird exponentiell steigen. Basierend auf dieser Vision haben wir unsere Systeme entwickelt. X86 kommt ja aus einer anderen Welt - der PC-Welt. Dort gibt es das Problem mit Viren, Würmern und Trojanischen Pferden. Via Applikation kann man über das Betriebssystem auf die Hardware zugreifen, sogar auf Bios. Das ist bei Sparc-Solaris unmöglich. Und es hat noch nie einen Wurm oder Virus in Java gegeben, das geht schon von der Architektur aus nicht. Darum denken wir, dass wir mit Sparc und Solaris sehr gut positioniert sind. Hinsichtlich Sicherheit und Hochverfügbarkeit spielen wir in einer anderen Liga. Aber man bekommt diese Sicherheit und Hochverfügbarkeit bereits mit unsere Low-end-Sparc-Servern - zum gleichen Preis wie x86. Deswegen sind wir auch so stark gewachsen - vor allem in diesem Low-end-Bereich. Hinzu kommt die Multi-threading-Fähigkeit unserer Chips. Damit haben sich Sund und IBM als erste auseinander gesetzt. Die Chips werden immer schneller, aber das nützt ihnen nicht viel, weil sie immer länger warten müssen auf die Daten aus dem Arbeitsspeicher. Das ist die heutige Herausforderung, etwa bei Transaktionen im Web. Jetzt kommen auch Intel und AMD mit vergleichbaren Prozessor-Architekturen, zwei Jahre später als wir. ComputerPartner: Aber Intels Hyper-threading-Technologie gibt es doch schon länger … Schneider: Aber das ist kein richtiges Multi-threading. Hier sind wir sicherlich führend. Mit unserer Technologie der Aufteilung der Arbeit eines Chips in Threads in Kombination mit den Sicherheitsaspekten haben wir einen Vorsprung. Hier bieten wir unseren Kunden einen massiven Mehrwert. Eine andere Herausforderung ist die Wärmeentwicklung der Prozessoren. Viele Rechenzentrumsbetreiber kommen mit der Kühlung gar nicht mehr nach. Auch hier liegen wir technologisch ganz an der Spitze. Das komplette Interview mit Marcel Schneider finden Sie auf Seite 16 der morgen erscheinenden ComputerPartner-Ausgabe 31/2004. (rw)

Im gerade begonnenen Geschäftsjahr 2004/2005 strebt der neue Geschäftsführer bei Sun Microsystems Marcel Schneider (Foto) ein zweistelliges Umsatzwachstum hierzulande an. Wie, das schildert er in einem Gespräch mit ComputerPartner. Hier ein Ausschnitt des Interviews: ComputerPartner: Herr Schneider, mit Intel und Sparc setzen Sie derzeit auf zwei Plattformen. Schneider: Ja. In der Vergangenheit hat Sun versucht, eine Wollmilchsau von einem Prozessor zu entwickeln - eine CPU, die alle Anforderungen abdeckt, High-end-Datenbanklösungen, Web-Transaktionen und so weiter. Nun gibt es eben die Sparc-Solaris-Plattform, die Sun gemeinsam mit Fujitsu über das Jahr 2006 hinaus unterstützen wird. Das beruhigt unsere Kunden, denn viele von ihnen befürchteten schon, Sun werde nur noch in die Richtung Linux und x86 gehen. Gleichzeitig sind wir die einzigen im Markt, die auf x86 Windows (über Partner, Anm. d. Red.), Linux und Solaris anbieten. Der Kunde kann dann eben seine Solaris-Applikation auf einer x86-Maschine betreiben. Er kann hier frei entscheiden. So ist es beispielsweise bei weitem nicht so schlimm, wenn eine Crash-Simulation mal 15 Minuten nicht läuft. Wenn aber das Billing-System einer Telekomfirma eine halbe Stunde ausfällt, dann sind damit immense Kosten verbunden. Hier benötigt man eben hoch verfügbare Systeme. ComputerPartner: Sun hat Linux anfangs mit großer Skepis betrachtet, dann doch akzeptiert, aber schlussendlich hält man das Open-Source-Betriebssystem für wesentlich weniger performanter als Solaris, oder? Schneider: 90 Prozent unserer x86-basierten Maschinen liefern wir mit vorinstalliertem Linux aus. Für uns ist das wichtiger Fokus. Entscheidend ist aber die Binär-Kompatibilität, die wir auf der Sparc-Solaris-Plattform garantiern. Denn der Kunde möchte sicher sein, dass er seine bestehenden Anwendungen auf neuere Derivate portieren kann. Dieser Aspekt wird heute unter Linux nicht immer beachtet. Einige der "early adopter", die schon vor Jahren komplett auf die Open-Source-Plattform gesetzt haben, kämpfen nun mit bis zu sechs verschiedenen Distributionen, für die sechs Wartungsverträge gelten und müssen dort bis zu 200 Anwendungen unterstützen. Ich möchte hier Linux nicht schlecht reden, es ist eine wichtige Plattform, aber das quelloffene Betriebssystem wird sich mehr in Richtung Appliances entwickeln, etwa als Grundlage von Load-Balancern, womit sich Kosten deutlich senken lassen. Wir offerieren unseren Kunden beide Plattformen, mit all ihren Vor- und Nachteilen. So würden wir für eine Crash-Simulation nie und nimmer eine hoch verfügbare Sparc-Solaris-Maschine empfehlen. Wir zwingen unsere Kunden nicht in die eine oder andere Richtung. ComputerPartner: Aber viele Analysten sagen ein Umschwenken der Anwender von kommerziellen Unix-Derivaten wie Solaris auf die Open-Source-Plattform Linux voraus. Schneider: Die Welten wachsen immer mehr zusammen, hier kann der Kunde frei entscheiden. Er kann zum Beispiel eine bestehende Solaris-Applikation auf x86 portieren, so etwas bietet kein anderer. Der Kunde kann Sparc-Solaris oder die x86-Plattform mit Linux, Windows oder Solaris verwenden. Für uns bleibt Sparc-Solaris eine wichtige Komponente - vor allem wegen des "Internet of things", wo alle RFIDs, embedded Systeme und Mobiltelefone einen eigene IP-Nummer bekommen. Deren Anzahl wird exponentiell steigen. Basierend auf dieser Vision haben wir unsere Systeme entwickelt. X86 kommt ja aus einer anderen Welt - der PC-Welt. Dort gibt es das Problem mit Viren, Würmern und Trojanischen Pferden. Via Applikation kann man über das Betriebssystem auf die Hardware zugreifen, sogar auf Bios. Das ist bei Sparc-Solaris unmöglich. Und es hat noch nie einen Wurm oder Virus in Java gegeben, das geht schon von der Architektur aus nicht. Darum denken wir, dass wir mit Sparc und Solaris sehr gut positioniert sind. Hinsichtlich Sicherheit und Hochverfügbarkeit spielen wir in einer anderen Liga. Aber man bekommt diese Sicherheit und Hochverfügbarkeit bereits mit unsere Low-end-Sparc-Servern - zum gleichen Preis wie x86. Deswegen sind wir auch so stark gewachsen - vor allem in diesem Low-end-Bereich. Hinzu kommt die Multi-threading-Fähigkeit unserer Chips. Damit haben sich Sund und IBM als erste auseinander gesetzt. Die Chips werden immer schneller, aber das nützt ihnen nicht viel, weil sie immer länger warten müssen auf die Daten aus dem Arbeitsspeicher. Das ist die heutige Herausforderung, etwa bei Transaktionen im Web. Jetzt kommen auch Intel und AMD mit vergleichbaren Prozessor-Architekturen, zwei Jahre später als wir. ComputerPartner: Aber Intels Hyper-threading-Technologie gibt es doch schon länger … Schneider: Aber das ist kein richtiges Multi-threading. Hier sind wir sicherlich führend. Mit unserer Technologie der Aufteilung der Arbeit eines Chips in Threads in Kombination mit den Sicherheitsaspekten haben wir einen Vorsprung. Hier bieten wir unseren Kunden einen massiven Mehrwert. Eine andere Herausforderung ist die Wärmeentwicklung der Prozessoren. Viele Rechenzentrumsbetreiber kommen mit der Kühlung gar nicht mehr nach. Auch hier liegen wir technologisch ganz an der Spitze. Das komplette Interview mit Marcel Schneider finden Sie auf Seite 16 der morgen erscheinenden ComputerPartner-Ausgabe 31/2004. (rw)

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