Sun überstrahlt die Konkurrenz im amerikanischen Server-Markt

08.03.2001
Im Jahr 2000 hat Sun Microsystems seinen Server-Umsatz in den USA um fast die Hälfte erhöht und stößt IBM erstmals von Platz eins. Die Marktforscher von Dataquest begründen den Machtwechsel mit der klareren Produktausrichtung bei Sun.

Suns klare Fokussierung und nahtlose Strategie haben das Unternehmen auf Rang eins gebracht", lobt Shahin Khan, Vice President Produkt-Marketing bei Sun Microsystems, sein eigenes Unternehmen. Zu Recht, meinen zumindest die Analysten von Dataquest. So konnte das in Palo Alto beheimatete Unternehmen mit einem Wachstumsplus von 45 Prozent erstmals IBM vom US-Server-Markt-Thron stürzen, zumindest in der Umsatzkategorie. IBM und Hewlett-Packard mussten je ein Minus von zehn beziehungsweise zwölf Prozent hinnehmen. Dadurch fiel Big Blue auf den zweiten Platz, und HP rutschte gar auf den fünften Platz zurück. Rang drei in Sachen Umsatz gehört Compaq, und auf dem vierten Platz etablierte sich - selbst für die Analysten unerwartet - Dell. Der Direktversender verbuchte ein Umsatzplus von gigantischen 80 Prozent.

Bei der Top Five in der Kategorie verkaufte Stückzahlen ist Compaq in bewährter Manier und mit einem komfortablen Plus von 15 Prozent die Nummer eins. Doch auch in dieser Disziplin zeigt Dell seine neuen Krallen: So hat sich das Unternehmen hier mit einem Zuwachs von 41 Prozent auf 349.000 Server den zweiten Platz erkämpft, und das mit einem Vorsprung von rund 150.000 Einheiten vor dem Drittplazierten IBM. Sun, der Umsatzsieger, hat sich den vierten Platz redlich verdient. Seine Stückzahlen stiegen um 56 Prozent auf 139.000 Einheiten. Und wieder einmal ist HP das Schlusslicht der Top-Fünf, als einziger Anbieter mit einem Minus, und zwar in Höhe von sechs Prozent. Laut Jeffrey Hewitt, Dataquest-Analyst, verlor HP diese Marktanteile hauptsächlich an Sun, da Hewlett-Packard wohl im Preissegment von 25.000 bis 100.000 Dollar gute Geschäfte machte, aber im unteren Preissegment (10.000 bis 20.000 Dollar) und vor allem im margenreichen Highend-Bereich (über 100.000 Dollar) hohe Einbußen zu verzeichnen hatte.

Nicht der Markenname, sondern die Leistung überzeugt

Für Hewitt ist der HP-Absturz nicht verwunderlich. "Hewlett-Packard versucht nur, auf die Neuheiten der Wettbewerber zu reagieren, statt eine führende Rolle zu beanspruchen", erläutert er HPs schwache Vorstellung. "Anders sieht es bei Sun aus. Das Unternehmen hat im oberen Server-Segment einen klaren Fokus. Wenn du zu Sun gehst, weißt du genau, dass du auch tatsächlich eine Sun-Plattform bekommst. Bei HP hingegen läuft das System eventuell auf PA-RISC oder Intel IA-64 oder IA-32 oder irgendwas anderem."

Probleme durch unklare Abgrenzungen zur Konkurrenz und zu komplizierte Konfigurationen sieht Hewitt auch bei Compaq und IBM drohen. Seiner Ansicht nach zieht IBM derzeit noch Vorteile aus Highend-Servern für Spezialarbeiten, doch Dell und Sun gewinnen rasend schnell Marktanteile und Prestige durch besser definierte Produkte. Vor allem Dell überraschte und überzeugte Analysten wie Käufer dadurch, dass es höherwertige Systeme als bisher anbot.

Für Westeuropa liegen noch keine Zahlen für das gesamte Jahr 2000 vor, jedoch erste Schätzungen für das vierte Quartal 2000. Dataquest geht für den Gesamtmarkt von einer fünfprozentigen Zuwachsrate in Q4 auf rund 313.500 verkaufte Einheiten aus. Hier führt ebenfalls Compaq die Liste an, gefolgt von IBM, Hewlett-Packard und Dell. Genauere Europazahlen folgen noch.

www.compaq.de

www.dataquest.com

www.dell.de

www.hewlett-packard.de

www.ibm.de

www.sun.com

ComputerPartner-Meinung:

Server sind neben Notebooks immer noch die Umsatzbringer im ansonsten abflachenden PC-Markt. Wie aber schon der US-Markt zeigt, müssen sich die Anbieter vor allem durch Kompetenz und Konsequenz bei den Produkten beweisen. Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht wie IBM, wird bald seine Quittung in Form schwindender Marktbedeutung erhalten. (go)

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