Microsofts Business-Tablet im Praxistest

Surface Pro: Ein Gerät sucht seine Nische



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Mit Windows 8 Pro, aber ohne Office-Paket

Während beim Surface RT – wie der Name bereits andeutet – das abgespeckte und für ARM-Prozessoren angepasste Windows RT zum Einsatz kommt, ist auf dem Surface Pro Windows 8 Pro in der 64-Bit-Version installiert. Zu Windows 8 wurde schon viel geschrieben, entweder liebt man die Kacheloberfläche oder man hasst sie. Auch in der Redaktion wurde der Vorschlag eines Kollegen kurz erwogen, das von Microsoft gestellte Leihgerät auf Windows 7 abzurüsten, wegen des Verbots, bei dem Test Veränderungen an der Konfiguration vorzunehmen, wurde die Idee jedoch wieder fallengelassen.

Grundsätzlich muss man zur Touch-Seite von Windows 8 anmerken, dass die Lernkurve für Novizen teilweise sehr steil ist, da die verwendeten Gesten nicht unbedingt intuitiv sind. Auch die Gründe, warum manche Anwendung für die Touch-Bedienung adaptiert wurden und andere nicht, sind nicht immer klar ersichtlich.

Die Vorteile einer vollwertigen Windows-8-Version auf dem Surface Pro, insbesondere im Enterprise-Umfeld, müssen aber nicht lange erklärt werden: Auf dem Gerät lassen sich so neben dem bestehenden Fundus an Windows-8-Apps auch bestehende Desktop-Anwendungen nutzen. Außerdem kann das Device, da es sich dabei im weitesten Sinne um einen Windows-PC handelt, kann problemlos und ohne Zusatzaufwand in die IT-Infrastruktur des Unternehmen integriert werden – Stichwort Active-Directory-Anbindung.

Zur übrigen Software auf dem Tablet gibt es wenig zu sagen. Einen - zunächst - etwas faden Beigeschmack hat der Umstand, dass Microsoft dem teuren Surface Pro keine vorinstallierte Office-Suite gegönnt hat - im Gegensatz zur günstigeren RT-Version (Vollversion Office Home & Student 2013 ) und trotz Konzipierung als Business-Gerät. Hier muss man allerdings beachten, dass auch PCs generell ohne das Office-Paket ausgeliefert werden und viele Anwender und Firmen bereits Lizenzen haben, insbesondere bei Nutzung von Office 365. Offiziell gibt Microsoft als Erklärung dazu lautet, dass der Anwender damit die für ihn geeignetste Version wählen kann.

Fazit: Zu viele Kompromisse

Selbst bei längerer Betrachtung fällt es schwer, die passende Nische für das Surface Pro zu finden: Für die reine Tablet-Nutzung ist das Gerät zu schwer, besitzt eine zu geringe Akkulaufzeit und ist zu teuer – für die Hälfte des Preises bekommt man bereits einen hochwertigen Flachmann mit Android, iOS oder Windows RT, der zudem noch deutlich leichter ist und längere Laufzeit bietet. Sucht man speziell nach einem mobilen Gerät, das sich wie ein PC verwalten lässt und PC-Anwendungen unterstützt, ist man wiederum mit einem Ultrabook besser bedient – für einen kleinen Aufpreis bietet diese Geräteklasse ein größeres Display, eine feste Tastatur sowie mehr Speicherplatz und ermöglicht so ein besseres Arbeiten.

Was übrig bleibt, ist die kleine Nische, die Windows-Tablets jetzt schon besetzen. Hier muss jeder Anwender für sich selbst entscheiden, ob Design und Rechenleistung den deutlichen Aufpreis gegenüber Konkurrenten mit günstigem, aber schlappen Atom-Prozessor, etwa dem Lenovo Thinkpad Tablet 2 (zum Testbericht), wert sind.

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