Symantec GmbH beugt sich dem Druck der Kunden

12.10.1998

RATINGEN: Totgesagte leben länger. Der Norton Commander, vielen ein Begriff aus der Vor-Windows-Ära, gehört noch längst nicht zum alten Eisen.Zu Dos-Zeiten war der Norton Commander auf etlichen PCs zu Hause. Die Einführung von Windows sollte ihm eigentlich das Aus bescheren. Doch eine treue Fangemeinde schwört immer noch auf das Fossil.

Heute genügt ein Mausklick, um ein Programm zu starten, eine Diskette zu formatieren oder eine Datei zu kopieren. Unter Dos war die Bedienung des PCs wesentlich schwieriger. Alle Befehle mußten dem Computer in sogenannten Kommandozeilen mühsam mitgeteilt werden. Ein Tippfehler genügte, um den PC eine Fehlermeldung ausgeben oder ihn sogar abstürzen zu lassen.

Mit dem Norton Commander änderte sich alles. 1983 war das Erstverkaufsdatum der Benutzeroberfläche. Auf einer blauen Oberfläche stellte er zwei Fenster dar, in denen alle Dateien des Computers angezeigt wurden. Zuerst erlaubte er per Tastaturklick und in späteren Versionen per Drag and Drop, Dateien zu verschieben, zu kopieren, Disketten zu formatieren und so weiter. Der Norton Commander konnte damals schon fast alles, was heute der Windows-Explorer erledigt.

Der Siegeszug

Mit seiner einfach zu bedienenden Oberfläche errang der Norton Commander schnell die Gunst der Computerbenutzer. Millionenfach verkauft und noch öfter raubkopiert begann ein einmaliger Siegeszug.

Mit Hilfe des Norton Commanders konnten plötzlich auch nicht Dos-versierte Anwender einen PC bedienen. Jahre vor Windows und der Einführung des Explorers ließen sich Dateien einfach, sicher und schnell manipulieren, verschieben und kopieren. Selbst unter Windows 3.x wollten viele nicht auf den Norton Commander verzichten. Denn, obwohl Windows in puncto Bedienung viele Erleichterungen für den Anwender brachte, es war immer noch komplizierter zu bedienen als der Norton Commander.

Als viele Anwender auf Windows 95 umstiegen, wollten sie auch nicht auf ihren heißgeliebten Norton Commander verzichten und überhäuften die Händler mit Nachfragen. Symantec reagierte und brachte den Norton Commander 1.0 für Windows 95 heraus. Auch mit der Einführung von Windows 98 scheint der Siegeszug ungebrochen. Eine treue Fangemeinde schwört weiterhin auf die altvertraute Benutzeroberfläche. "Der Norton Commander zeigt einen ähnlichen Effekt wie der VW Käfer: er läuft, und läuft, und läuft...", kommentiert Hans-Joachim Diedrich, Marketing- und Vertriebsdirektor Symantec Zentraleuropa.

Der neue Norton Commander erscheint in der Version 2.0 für Windows 98 und wird für 99 Mark erhältlich sein. "Die Produkteinführung läuft unter dem Motto "Die Legende lebt". Damit bringen wir zum Ausdruck, daß der Commander sich in vielerlei Hinsicht von allen anderen Symantec-Produkten bemerkenswert abhebt, erklärt Diedrich gegenüber ComputerPartner.

Norton Commander 2.0

Mit der neuen Version brachte Symantec den Commander auf den neuesten Stand der Technik. Während der Norton Commander 1.0 für Windows 95 mit der 32-Bit-Organisation der Festplatte nicht zurecht kam und schlimmstenfalls sogar die Dateistruktur komplett zerschießen konnte, ist das in der Version 2.0 behoben. Damit ist der neue Commander Windows-98-tauglich, besitzt einen FTP-Client, unterstützt jetzt auch lange Dateinamen unter Dos und ist Jahr-2000-kompatibel. Weiterhin läßt er sich zukünftig per Live-Update über das Internet aktualisieren. Daß der Norton Commander überhaupt noch eine Renaissance erlebt, hat man sich bei Symantec auch nicht träumen lassen. Ursprünglich war es nicht vorgesehen, noch eine weitere Version zu entwickeln. Doch die Fangemeinde hat durch ihre massive Nachfrage nach einer Jahr-2000-kompatiblen Version für Windows 98 dafür gesorgt, daß Symantec das Produkt weiterentwickelt hat, und zwar im Gegensatz zu allen anderen Produkten mit einer Entwicklergruppe in Europa (Dublin). Nach Aussage von Symantec handelt es sich um ein rein deutsches beziehungsweise osteuropäisches Phänomen. Nur in diesen Ländern besteht eine große Nachfrage, während das Produkt in allen anderen Ländern nur noch der Vollständigkeit halber weiter angeboten wird.

Diedrich reibt sich schon mal die Hände: "Wir erwarten sowohl für

den deutschsprachigen Raum als auch für Osteuropa, insbesondere in Tschechien, Polen und Rußland, noch für dieses Quartal einen deutlichen Umsatzbeitrag durch den Commander." (jh)

Der neue Norton Commander ist für Windows 98 geeignet und kostet 99 Mark.

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