Synchrone Daten im unternehmensweiten Netz

06.08.2000
Ohne Datensynchronisation können größere Unternehmen nicht mehr bestehen. Wenn die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut, kommt es zu teuren Fehlplanungen. Deshalb ist eine schnelle und sichere Synchronisation von unschätzbarem Wert, meint Ulrike Mey*.

In fast jedem Unternehmen gibt es mehr als eine Plattform, auf der unternehmenskritische Daten gespeichert sind. Und oft ist der Zugriff auf die Datenbank auch von anderen Systemen aus wünschenswert oder geboten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Datenbestände im unternehmensweiten Netzwerk zu synchronisieren und redundant vorrätig zu halten.

Heterogene Systemlandschaften

In den meisten EDV-Abteilungen gibt es heute mehr als eine Plattform und mehr als eine Datenbank. Eine typische Konstellation sieht zum Beispiel so aus: ein Mainframe oder eine AS/400 als Hostsystem, ein Windows-NT-Server für die Anbindung der Kassenterminals im Einzelhandel und vielleicht noch ein Unix-Derivat wie Linux als dedizierter Webserver.

Die Gründe, warum heterogene Systemumgebungen längst Alltag geworden sind, liegen in den kontinuierlich gewachsenen und komplexer gewordenen Aufgaben der EDV. Einerseits soll sie - angefangen bei der Produktionssteuerung bis zur buchhalterischen Abwicklung - nahezu jeden Arbeitsschritt im Unternehmen dokumentieren. Andererseits kommen durch die inzwischen evidente wirtschaftliche Bedeutung des Internet und den steigenden Bedarf an entscheidungsunterstützenden Auswertungen (Stichwort "Business-Intelligence") Zusatzfunktionen auf, an die früher in diesem Ausmaß kaum jemand gedacht hat. Dem tragen sowohl Hardware-Hersteller als auch Software-Entwickler mit für spezifische Zwecke besonders geeigneten Plattformen, Betriebssystemen und Anwendungen Rechnung - und diese Vielfalt spiegelt sich in den Rechenzentren wieder.

Aufgrund der verschiedenen Unternehmensinteressen stellt die Vielfalt der Systeme eine adäquate Lösung dar, doch entsteht daraus ein anderes Problem: Oft sind die Daten, die für die verschiedenen Geschäftszwecke benötigt werden, in ihrer kodierten Form identisch. Die Frage ist also, wie man diese Informationen auf allen Plattformen, auf denen sie in der einen oder anderen Form benötigt werden, aktuell vorhält. So sind zum Beispiel Auftrags- oder Rechnungsdaten in operationalen Datenbanken zugleich - wenn auch in leicht abgewandelter Form - Grundlage für die Auswertungen mit Hilfe eines Data-Warehouse-Systems.

Zwischen Web-Server und Auftragsbestand oder Lagerhaltung gibt es ebenfalls ständig die Notwendigkeit des Datenabgleichs. Oder es müssen Daten zwischen Zentrale und Niederlassungen so synchronisiert werden, dass nur bestimmte Teilbestände der Daten vom einen auf das andere System zu übertragen sind.

Als etablierte Methoden für den Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Plattformen und Datenbanken kommen File-Transfer und Schnittstellenprogrammierung in Frage. Beides sind bewährte Verfahren, die aber deutliche Nachteile aufweisen. So bedeuten Schnittstellen bei jeder Änderung erneut auftretenden Programmieraufwand. Beim File-Transfer ist durch das Verschieben gesamter Dateien oder Tabellen die Leitungsbelastung nicht unerheblich. Dazu kommt, dass Downloads nur erfolgen können, wenn auf der Quellseite nicht gearbeitet wird, ansonsten hätte das Ganze inkonsistente Datenbestände zur Folge.

Mittlerweile bietet der Markt aber Lösungen an, mit denen nicht ganze Dateien verschoben, sondern nur die Änderungen der Datenbestände von der Quelle auf das gewünschte Zielsystem übertragen werden müssen. Individuelle Programmierung von Schnittstellen entfällt hier ebenfalls.

Und auch das aufwendige Datentransferverfahren einer SQL-Abfrage via ODBC-Schnittstelle mit der damit verbundenen Performance-Belastung auf dem Host wird durch diese Standardlösung überflüssig. Bei einer konventionellen SQL-Abfrage wird nämlich die gesamte Datenbank des Quellsystems durchsucht, bis die gewünschte Information gefunden ist, und dann per Pull-Verfahren auf die Zieldatenbank gezogen.

Die Standardsynchronisations-Software arbeitet dagegen mit Push-Technologie: Die Quelldatebank sendet die an ihr vorgenommen Änderungen unaufgefordert an alle zu synchronisierenden Systeme. Dies ermöglicht eine Echtzeitaktualisierung der Datenbestände, und nach einer erstmaligen Synchronisierung von Quell- und Zielsystem führt das Verfahren zu so gut wie keinen Einbußen der Leitungsperformance.

Selbstverständlich kann die Synchronisierung der Datenbanken auch zu bestimmten Zeitpunkten - zum Beispiel dreimal täglich - erfolgen. Da sich erfahrungsgemäß pro Tag nur zwischen einem und fünf Prozent der Datenbestände verändern, stellt auch die Leitungsbelastung kein Problem mehr dar. Ermöglicht wird dieses Verfahren durch das Auslesen der Protokolle, die alle Datenbanken über ihre Datenbewegungen führen.

Informationen überall verfügbar

Die Einsatzmöglichkeiten einer derartigen Standardlösung sind vielseitig und flexibel, da sich deren Leistungsvermögen nicht auf den reinen Austausch von Daten zwischen verschiedenen Datenbanken reduziert. Im Laufe des Synchronisationsprozesses können nämlich die Daten auf vielfältige Weise bearbeitet werden, etwa um sie in ein Data Warehouse zu integrieren. Auch die Anbindung von Filialen an den Zentralrechner ist bidirektional möglich, wobei dann nur die für die Filialen relevanten Informationen weitergegeben werden.

Die Kombination eines dedizierten Webservers mit der Standard-Transferlösung bietet darüber hinaus den Vorteil, dass nur explizit gewünschte Daten an die Öffentlichkeit gelangen, während ein externer Zugriff auf den Host, der die unternehmenskritischen Daten vorhält, nicht möglich ist.

Durch diese flexiblen und unkomplizierten Möglichkeiten des unternehmensweiten Datenaustauschs ergibt sich noch ein weiterer Vorteil: Ohne im strengen Sinne eine Hochverfügbarkeitslösung darzustellen, gewährleistet die hier vorgestellte Lösung weitreichende Informationsverfügbarkeit aufgrund der redundanten Datenvorhaltung. Die unternehmenskritischen Daten sind damit ein Stück sicherer geworden.

*Ulrike Mey ist Marketing-Leiterin bei der Data Mirror GmbH

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