Mörfelden-Walldorf: Ende letzten Jahres sah sich der Distributor Syntronic Computer Components GmbH einer gezielten Verleumdungsklage ausgesetzt. Doch die befürchteten Umsatzeinbußen blieben aus.Systronic-Lieferanten flatterte im Dezember 1995 ein alamierendes Schreiben ins Büro: Im Namen der Hermes Kreditversicherungs AG in Hamburg wurde darin bekanntgegeben, daß der eingetragene Versicherungsschutz für Syntronic aufgehoben sei. Auch einer näheren Begutachtung hielt die Hiobsbotschaft stand - sie war im Briefkopf mit dem Orginal-Hermesbriefkopf versehen und auch die Kreditnummer stimmte. Natürlich reagierten die Lieferanten entsprechend verunsichert. Syntronic-Geschäftsführer Daniel Wiechert gab zwar sofort Entwarnung: Es handele sich bei den Anschreiben einwandfrei um Fälschungen und auch Hermes bestätigten diese Aussage. Trotzdem liefen die Telefon- und Faxleitungen heiß.
Wiechert fürchtete schwere Verkaufseinbußen, besonders nachdem diesem Coup noch ein Lausbubenstreich folgte: Mitten in das Weihnachts- und Jahresendgeschäft hinein platzten Anrufer, die dringend einen spottbilligen Pentium, diverse Pornohefte oder ein billiges BMW-Cabrio erstehen wollten - Spaßvögel hatten eine entsprechende Annonce mit der Syntronics-Telefonnummer in einem Anzeigenblatt aufgegeben. Natürlich herrschte im Vertrieb von Syntronic durch das "Wirtschaftsmobbing", wie ein Mitarbeiter die Aktion bezeichnete, Panikstimmung. Es wurde Anzeige gegen unbekannt erstattet, mögliche Täter in Konkurrenz- oder Mitarbeiterkreisen vermutet - doch ohne Resultate.
Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. Ein Unternehmenssprecher: "Der Schuß ist für denjenigen, der uns schaden wollte, nach hinten losgegangen. Wir hatten erfreulich viele Solidaritätsbekundungen von unseren Anbietern und Händlern." Auch für Wiechert ist das schlimmste überstanden, sein Fazit ist erfreulich: "Wir werden im Juni mit ziemlicher Sicherheit die anvisierten 50 Millionen Mark Umsatz verbuchen können."