Systematics AG tanzt jetzt auf internationalem Parkett

18.05.2000
Seit der neuen Aufgabenstellung "E-Business" ist von der baldigen Konsolidierung des deutschen Systemhausmarktes die Rede. Die Fusion der beiden System- häuser MSH und Systematics zeigt: Jetzt wird Ernst damit gemacht.

Manchmal lächelt einem das Glück zu. Dass man dann "an deutlich höheren Angeboten" - etwa der Deutschen Bank - vorbei, einfach "weil man als Käufer passte", sich das in Deutschland, England und Frankreich agierende Systemhaus MSH International Service AG (ehemals Memorex Telex; im Geschäftsjahr 1990/2000 724 Millionen Mark Umsatz und 35,4 Gewinn, vor allem mit PCs, PC-Netzen und Speicherlösungen in Rechenzentren) zu fast 80 Prozent einverleiben kann, lässt Systematics-Vorstandschef Detlev Fischer triumphieren. "Unser Angebot lag weit unter 20 Euro für jede der neun Millionen Aktien", erklärt er gegenüber ComputerPartner.

MSH-Hauptinvestor mit mehr als 70 Prozent war die Risikokapitalgesellschaft Schroders & Partner in Frankfurt. Sie "wollte Geld sehen" und nahm den "erheblichen Abschlag", (Fischer) in Kauf. Ob sie wirklich das Argument der Sys-tematics AG für ausschlaggebend hielt, ihr sei deshalb der Zuschlag zu geben, weil sie als "people driven company" (Fischer) für den Fortbestand von MSH - "Bleiben die Leute?" - am besten sorgen werde, war nicht zu erfahren. "Der Investor wollte sein Engagement schließen", sagt Fischer.

Jedenfalls dürfte Schroders demnächst eine Summe zwischen 120 bis 130 Millionen Euro erhalten. Im Gegenzug verleibt sich das bisher vor allem in Deutschland vertretene Hamburger Systemhaus die umsatzstärkeren und in Europa dank der Host- und Speichervergangenheit seit langem vertretenen Frankfurter ein. Es entsteht ein Systemhaus mit 2.700 Mitarbeitern und 740 Millionen Euro Umsatz, davon 30 Prozent außerhalb Deutschlands.

Kapitalerhöhung des Compunet-Kontrahenten

Dass MSH "komplett und möglichst bald verschwinden wird" (Fischer), dürfte vor allem damit zu tun haben, die "exzellenten Kunden" von MSH europaweit möglichst schnell den Hamburgern zuzuführen. "Synergieeffekt" sagt Fischer und kündigt an, Systematics werde die vier "Tower" Beratung, E-Applikationen, klassische Systemservices und "Hosted Services" (vulgo Rechenzentren) vorantreiben. Der Gedanke, er werde dabei der ihm turmhoch voraus agierende General-Electric-Tochter Compunet in die Quere kommen, stachelt ihn eher an. Man komme sich "jetzt näher", da jene nicht in den Bereichen System-Mangement, Marktplätze und Hosts (OS/390) "gesetzt sei". Dass auch Debis, bislang fast ausschließlich in Deutschland vertreten, den Atem der Hamburger spüren werde, versteht sich. Denn die Zukunft der großen Systemhäuser schlage "der E-Takt - die permanente Dynamik", so Fischer. Wer sich dafür nicht jetzt grenzüberschreitend aufstelle, werde bald Probleme haben.

Systematics jedenfalls plant schon. Mittels Kapitalerhöhung, basierend auf sehr guten Quartalsergebnissen, sollen weitere Käufe möglich werden. "Systemhäuser, die da nur zuschauen und sich auf ihre alten Geschäftsmodell verlassen", ist sich ein Kenner des Marktes sicher, "schauen alt aus." (wl)

www.systematics.de

www.msh-ag.de

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