Systemhäuser finden sich: Ehe auf Probe

19.08.2005
Man muss ja nicht gleich heiraten, sondern kann erst mal ohne Trauschein zusammenleben und trotzdem Spaß haben. Das dachten sich die Firmenchefs zweier Systemhäuser und beschlossen eine intensive Kooperation ihrer Unternehmen - spätere Hochzeit nicht ausgeschlossen.

Von Damian Sicking

"Organisches Wachstum ist derzeit nur schwer möglich. Wir brauchen aber eine kritische Größenordnung. Daher haben wir eine Möglichkeit gesucht, zu wachsen, ohne sofort Geld in die Hand nehmen zu müssen. Mit der EGT Informationssysteme GmbH haben wir einen Partner gefunden, der nicht nur geografisch, sondern auch vom Leistungsangebot sehr gut zu uns passt." Heinrich Straub, geschäftsführender Gesellschafter des Nürnberger Systemhauses Sandata, ist mit sich und der Welt zufrieden.

Mit der EGT-IT, einer Tochtergesellschaft der EGT Holding AG, strebt der Franke Straub zu neuen Ufern. "Bis vor kurzem war mein Leitspruch noch: Unser Globus ist Bayern. Jetzt lautet er: Unser Globus ist Süddeutschland", sagt er. EGT-IT ist ein Systemhaus mit Sitz in Willstätt und einer Niederlassung in Freiburg. 35 Mitarbeiter setzten im vergangenen Jahr 6,3 Millionen Euro um (vgl. Kasten). "Wir wollen im Systemhausbereich wachsen. Dafür haben wir einen Partner gesucht", sagte Holding-Vorstandschef Rudolf Kastner beim gemeinsamen Besuch mit seinem Geschäftsfreund Straub in der ComputerPartner-Redaktion.

Der Zweck der neuen Allianz ist nach Aussagen der beiden Firmenchefs nicht, Kosten zu sparen, sondern gemeinsam mehr Geschäft zu generieren. Vor allem aufgrund der inhaltlichen Ergänzungen sind Straub und Kastner zuversichtlich, dass ihnen dies gelingen wird. So liegt zum Beispiel eine der Stärken von Sandata im Bereich Storage, während die EGT-IT eine besondere Kompetenz im Security-Bereich vorweisen kann und hier sogar einen BSI-Auditor in den eigenen Reihen hat, von denen es in ganz Deutschland nur 100 Leute gibt. Klarer Fall: Der Vertrieb der beiden Unternehmen soll synchronisiert werden, um die gemeinsamen Themen zu verkaufen. "Mit Sandata können wir jetzt natürlich auch ganz andere Kunden ansprechen", freut sich EGT-Chef Kastner.

Beide Firmen wollen sich auch regional weiter ausbreiten. So wird Sandata im Herbst zwei neue Servicestandorte in Dresden und im österreichischen Klagenfurt (!) besetzen. Und die Vision von EGT-Vormann Kastner für seine IT-Tochter besagt, in den kommenden drei Jahren weitere Standorte in Karlsruhe und Stuttgart aufzumachen und zu einem der fünf größten Systemhäuser in Baden-Württemberg zu werden.

Derzeit gibt es zwar einen Kooperationsvertrag zwischen Sandata und EGT-IT, aber keine gesellschaftliche Verflechtung. Beide Firmenchefs schließen dies aber für die Zukunft nicht aus, sollte sich die Partnerschaft gut entwickeln. "Nachdenken kann man über alles", sagt Straub und schmunzelt dabei. Und Kastner bekräftigt: "Wir sind offen für gesellschaftliche Verflechtungen."

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