Erik Händeler auf dem Systemhauskongress CHANCEN

„Systemhäuser sitzen am Brennpunkt künftiger Entwicklungen“

Susanne Köppler ist nach einigen Jahren als Praktikantin und freie Mitarbeiterin in den Redaktionen des IDG Medienhauses nun als Content Managerin Events für die inhaltliche Ausgestaltung der Channel- und C-Level-Events bei IDG verantwortlich.
Digitalisierung wird häufig rein aus der technologischen Perspektive betrachtet. Diese Herangehensweise greift jedoch zu kurz, wie Erik Händeler, Buchautor, Wirtschaftsjournalist und Zukunftsforscher, findet.

In seiner Impuls-Keynote auf dem Systemhauskongress CHANCEN am 27. September 2018 in Düsseldorf erläutert er, weshalb es jetzt um den Menschen hinter der Technik gehen sollte und warum sich die echten Herausforderungen für Systemhäuser jenseits der Technik verbergen.

Im Vorfeld hat uns Erik Händeler im Interview einen kurzen Einblick in das gegeben, was die Teilnehmer auf dem Kongress bei seinem Vortrag erwarten wird.
Im Vorfeld hat uns Erik Händeler im Interview einen kurzen Einblick in das gegeben, was die Teilnehmer auf dem Kongress bei seinem Vortrag erwarten wird.
Foto: Fotografie Martin Wiesler

In Ihrer Impuls-Keynote auf dem Systemhauskongress am 27. September 2018 in Düsseldorf gehen Sie die "Geschichte der Zukunft" an und beleuchten das Thema "Mensch hinter der Technik". Was ist Ihr Kernanliegen, das Sie auf dieser Veranstaltung adressieren werden?

Erik Händeler: Der Wandel erzeugt bei vielen Ängste, gerade durch die nassforschen Ellenbogenpropheten, die den Leuten erzählen, demnächst ginge uns die Arbeit aus. Dabei schafft jede Produktivitätssteigerung mehr Arbeit, die vorher weder rentabel noch möglich war. Der Wohlstand, der in Zukunft erarbeitet wird, hängt aber nicht von Technik ab, sondern von den Menschen hinter der Technik, die gemeinsam ihr Wissen anwenden. Mein Anliegen ist, die Zukunft nicht mit Angst, sondern vorsichtig optimistisch und vor allem realistisch zu betrachten, und den Fokus der Aufmerksamkeit zu verändern.

Wurde dem Menschen in den letzten Jahren des digitalen Wandels zu wenig Beachtung geschenkt?

Erik Händeler: Ja, es geht meist um technische Themen. Dabei ist Produktivität kaum ein Thema von Technik, sondern von Anwenden unscharfen, unstrukturierten Wissens zwischen unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen. Die Projekte sind so komplex geworden, dass sie der Einzelne gar nicht mehr überblickt. Wir waren historisch gesehen noch nie so angewiesen auf andere wie jetzt. Drei mittelmäßige, die gut zusammenarbeiten, sind bedeutend produktiver als der Super-Crack, bei dem es aber leider nicht gelingt, die Ergebnisse der Arbeitsteilung zusammenzuführen...

Warum ist gerade dieses Thema so wesentlich für den künftigen Geschäftserfolg von Systemhäusern, Service Providern und ISVs?

Erik Händeler: Softwareprojekte scheitern nicht an der technischen Machbarkeit, sondern daran, dass der Mittelständler sich nicht richtig ausdrückt und ihm ständig Neues einfällt, der Programmierer aber keine Ahnung hat von den Informationsstrukturen der Firma. Nachdem die elektronisch gesteuerten Maschinen die materielle Arbeit und die Computer die strukturierte Wissensarbeit abgenommen haben, geht es in der Wirtschaft um produktives Arbeiten mit unscharfer Information wie Beraten, Entwickeln, Probleme lösen. Und da sitzen die Systemhäuser mitten drin am Brennpunkt der künftigen Entwicklung.

Worüber stolpern Systemhäuser und Provider Ihrer Erfahrung nach immer wieder bei der Umsetzung dieses Themas?

Erik Händeler: Alles, was produktiven Umgang mit Wissen behindert: Zuviel Individualismus statt vom Gesamtzusammenhang her zu denken; schlechte Streitkultur, Intransparenz, Unehrlichkeit, das ganze Spektrum menschlichen Verhaltens, an dem wir jetzt aus ökonomischen Gründen gezwungen sind, zu arbeiten.

Welche Chancen eröffnen sich dadurch für Systemhäuser und Managed Service Provider?

Erik Händeler: Gewinner werden die Firmen und Branchen sein, die das Thema entdecken und gut lösen, wie Menschen als System miteinander produktiv Wissen anwenden. Ich bin da fröhlicher Marktwirtschaftler: Sich gegen technischen Wandel zu stemmen, ist aussichtslos. Aber Technik ist doch längst nicht mehr der Flaschenhals. Es sind die Menschen-Themen, die ökonomisch in den Vordergrund rücken. Da sind die Systemhäuser an der Schnittstelle zwischen vielen Interessen ganz vorne mit dabei.

Den genauen Termin und den Veranstaltungsort entnehmen Sie bitte der Agenda zum Systemhauskongress CHANCEN.

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