Systemhaus-Szene: Systematics verkauft das PC-Geschäft

11.01.2001
Die Systematics AG trennt sich von ihrer Hardware-Sparte. Die Hamburger liebäugeln verstärkt mit dem margensicheren Servicegeschäft. Potentielle Käufer für den Computerbereich scheinen vorhanden. Wer das Rennen macht, steht aber noch nicht fest.

Der Januar ist Saure-Gurken-Zeit. Die Branche kommt - nach einem kräftezehrenden Vorweihnachtsgeschäft - erst langsam wieder in Schwung. Die Gerüchteküche brodelt dennoch: Diesmal ranken sich die Spekulationen um die Systemhauskontrahenten Systematics und Bechtle.

Fakt ist, dass Systematics sein PC-Geschäft verkaufen will. An wen, steht allerdings noch in den Sternen. Von Marktbeobachtern wird Bechtle als heißer Kandidat gehandelt. "Wir stehen in Verhandlungen mit verschiedenen Unternehmen. Namen können wir allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen", ließ die Systematics-Geschäftsführung durch ihren Unternehmenssprecher Thomas Wedrich ausrichten. Vom Vorstand wollte sich dazu in Hamburg niemand äußern.

"Stand heute: Wir haben mit Systematics keine Gespräche geführt und es läuft auch nichts hinter den Kulissen", erklärt Bechtle-Vertriebsvorstand Ralf Klenk gegenüber ComputerPartner in der ersten Januarwoche. "Sollte Systematics allerdings an uns herantreten, würden wir uns das Angebot gut überlegen", fügt der Manager hinzu. Es kann also weiter spekuliert werden.

Spekulationen ranken sich um Neuausrichtung

Der offizielle Grund für den Verkauf lautet: "Das Hardware-Geschäft passt nicht mehr in unsere strategische Ausrichtung. Wir werden künftig verstärkt auf Business-Integration setzen, wobei der Schwerpunkt dann im margenstärkeren Servicebereich liegt", führt Systematics-Mann Wedrich aus. Komplettsysteme will das Unternehmen seinen Kunden zwar auch weiter anbieten, die Hardware soll dann aber ein "strategischer Partner" betreuen.

Ein Beobachter der Systemhaus-Szene sieht im Verkauf des Hamburger PC-Geschäfts allerdings andere Hintergründe: "Systematics hat Schwierigkeiten: Die Integration von MSH läuft nicht wie erwartet. Der Verkauf des Hardware-Bereichs soll wohl eine neue Ära einläuten." Ein Wettbewerber kommentiert: "Systematics bereitet damit eine völlig neue Ausrichtung vor. Immerhin ist der Vorstandsvorsitzende Detlef Fischer dafür bekannt, dass er gerne alles auf eine Karte setzt." M+S-Chef Hans-Ulrich Mahr äußerte sich bereits andernorts skeptisch: Der Kunde wolle nach wie vor Hardware und Service aus einer Hand. Auch wenn der Profit hier nur gering ausfalle, halte Mahr es für keine gute Idee, das Hardware-Geschäft zu verkaufen.

Erste Zeichen für seine Neuausrichtung setzte Systematics-Chef Fischer bereits mit dem Kauf der drei Unternehmensberatungen Citag, SIL (Systematics Integration Limited in London) und SPMV (Business Solution und Implementierung von SAP-Software). Durch die Übernahmen soll ein höherer Consulting-Anteil am Gesamtgeschäft erreicht werden. 2001 ist ein Gesamtumsatz der drei Firmen von mehr als 25 Millionen Euro geplant.

Die Hamburger Systematics AG setzte in den ersten neun Monaten 2000 nach eigenen Angaben 434,4 Millionen Mark um (Gesamtum-satz 1999: 289,4 Millionen Euro). Derzeit beschäftigt das Unternehmen über 2.700 Mitarbeiter in zehn Ländern. (ch)

www.systematics.de

www.bechtle.de

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