Systemhausgruppe Bechtle: Frisches Kapital für weiteres Wachstum

12.12.1997
HEILBRONN: Um die weitere Expansion finanzieren zu können, hat die Bechtle-Systemhausgruppe eine Kapitalgesellschaft in den Eigentümerkreis aufgenommen. Mit internem Wachstum und weiteren Firmenakquisitionen will Bechtle den Umsatz von 230 Millionen Mark 1997 auf rund 500 Millionen Mark bis zum Jahr 2000 verdoppeln.Am 4. Dezember erhielten die über 400 Mitarbeiter der Bechtle-Gruppe ein E-Mail von der Geschäftsführung mit besonderem Inhalt: "Ein weiterer, für die Entwicklung unserer Gruppe sehr wichtiger Meilenstein konnte gesetzt werden. Die BW-Kapitalbeteiligungsgesellschaft hat sich als zusätzlicher Gesellschafter an unserer Gruppe mit einem Drittel beteiligt... Die Familien Klenk/Schick bleiben mit zwei Drittel beteiligt. Durch den Eintritt unseres neuen Gesellschafters ändert sich nichts an der operativen Führung der Gruppe... Damit bleibt die Kontinuität der Führung absolut gewahrt", schrieben die geschäftsführenden Gesellschafter Ralf Klenk und Gerhard Schick ihren Angestellten.

HEILBRONN: Um die weitere Expansion finanzieren zu können, hat die Bechtle-Systemhausgruppe eine Kapitalgesellschaft in den Eigentümerkreis aufgenommen. Mit internem Wachstum und weiteren Firmenakquisitionen will Bechtle den Umsatz von 230 Millionen Mark 1997 auf rund 500 Millionen Mark bis zum Jahr 2000 verdoppeln.Am 4. Dezember erhielten die über 400 Mitarbeiter der Bechtle-Gruppe ein E-Mail von der Geschäftsführung mit besonderem Inhalt: "Ein weiterer, für die Entwicklung unserer Gruppe sehr wichtiger Meilenstein konnte gesetzt werden. Die BW-Kapitalbeteiligungsgesellschaft hat sich als zusätzlicher Gesellschafter an unserer Gruppe mit einem Drittel beteiligt... Die Familien Klenk/Schick bleiben mit zwei Drittel beteiligt. Durch den Eintritt unseres neuen Gesellschafters ändert sich nichts an der operativen Führung der Gruppe... Damit bleibt die Kontinuität der Führung absolut gewahrt", schrieben die geschäftsführenden Gesellschafter Ralf Klenk und Gerhard Schick ihren Angestellten.

Mit dem neuen Gesellschafter, einer Tochter der Baden-Württembergischen Bank und der Württembergischen Versicherungsgruppe (vgl. Kasten) fließen der Heilbronner Systemhausgruppe (bisheriges Stammkapital: zehn Millionen Mark) rund elf Millionen Mark zusätzliche Mittel zu. Mit diesem frischen Kapital will das Systemhaus die weitere Expansion finanzieren. "Die Alternative für uns besteht darin, entweder zu konsolidieren oder die Marktchancen zu nutzen. Wir haben uns aus guten Gründen für die letztere Option und damit für weiteres Wachstum entschieden. Allein aus dem operativen Geschäft ist das aber nicht zu finanzieren. Mit der BWK ist die langfristige Perspektive gesichert, ohne daß wir die unternehmerische Führung aus der Hand geben müssen", erläuterte Bechtle-Chef Klenk im Gespräch mit ComputerPartner diesen Schritt. Auch die Erfahrungen der Stuttgarter Beteiligungsgesellschaft bei der Vorbereitung von Unternehmen für den Börsengang, der für die Bechtle-Gruppe in den nächsten Jahren geplant ist, spielte in diesem Zusammenhang eine Rolle.

Die Bechtle-Führung ist davon überzeugt, daß der Konzentrationsprozeß auch bei den Systemhäusern weiter fortschreiten wird. Wer stehen bleibt, so die Überlegung, läuft Gefahr, von den Mitbewerbern überholt zu werden. Daher gönnen sich die Schwaben keine Verschnaufpause. Weitere Zukäufe sind geplant. Bereits in den letzten zwei Jahren hat Bechtle das Geschäftsvolumen neben dem inneren Wachstum durch Übernahmen und Beteiligungen kräftig ausgeweitet. Jeweils kräftige Schübe nach vorn brachten vor allem die Übernahme von Pazdera in Karlsruhe (jetzt Bechtle Karlsruhe) Ende 1995 sowie die Beteiligung an Kühn & Weyh in Freiburg neun Monate später (vgl. ComputerPartner Nr. 1/96, Seite 1 und Nr. 17/96, Seite 1). Der letzte Coup war der Kauf der Dr. Hoffmann EDV-Beratung GmbH in Ingolstadt (25 Mitarbeiter, 13 Millionen Mark Umsatz).

"Alle Unternehmen, die wir übernommen haben, entwickeln sich positiv und erwirtschaften einen Gewinn", freut sich Klenk. Allerdings: Der Versuch eines 50-Prozent-Joint-ventures mit Kumatronik in Stuttgart ist wieder beendet worden. Bechtle hat seine Anteile wieder zurückgenommen. Aber vielleicht gibt es hier im nächsten Jahr ja eine große Lösung.

Die Umsatzentwicklung verlief in den letzten Jahren entsprechend in großen Schüben. Noch 1994, also vor vier Jahren, setzte Bechtle 61 Millionen Mark um (vgl. Grafik). In diesem Jahr wird das Volumen bei rund 230 Millionen Mark (+ 35 Prozent) und damit um 20 Millionen Mark höher als ursprünglich geplant liegen. Also fast eine Vervierfachung des Umsatzes in vier Jahren. In diesem Tempo soll es weitergehen: Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen die Heilbronner die Erlöse noch mal auf rund 500 Millionen Mark verdoppeln. Für das kommende Geschäftsjahr liegt die Vorgabe bei 300 Millionen Mark.

Einen substantiellen Beitrag zum Umsatz steuert inzwischen auch das Kataloggeschäft der Schwaben bei. Bereits Ende November konnte Katalogchef Jürgen Schäfer mit 21 Millionen Mark der Geschäftsführung der Bechtle-Gruppe die Überschreitung des Jahresziels melden. Interessant in diesem Zusammenhang: Rund zehn Prozent der Umsätze der für diesen Bereich zuständigen Bechtle Direkt GmbH stammt bereits aus Bestellungen übers Internet.

Inzwischen läuft auch die im Frühjahr 1997 gegründete schweizer Tochter nach einem Austausch in der Geschäftsführung gut, versichert Klenk. Seit kurzem haben die Schwaben mit der Bechtle Ltd. in Plymouth (ein Joint-venture mit einem lokalen Partner) auch die Fühler nach Großbritannien ausgestreckt. Diese britische Dependance soll zudem als Speerspitze in den skandinavischen Markt fungieren. "Wir wollen in Großbritannien zunächst vor allem lernen und Erfahrungen sammeln", hängt Klenk die Erwartungshaltung tief. Wohl sehr zurecht. Immerhin ist der Direktmarkt in England im Vergleich zu Deutschland bereits sehr etabliert, und mit dem Unternehmen Action gibt es hier einen Kraftmeier, der allein im Kataloggeschäft rund 800 Millionen Mark umsetzt. Im nächsten Jahr wollen die Schwaben mit dem Kataloggeschäft nach Österreich gehen, auch Frankreich steht bei den Reiseplänen von Direktchef Schäfer ganz oben.

Mit dem neuen Gesellschafter im Boot hat die Bechtle-Gruppe den finanziellen Spielraum, der für ein wachstumsorientiertes Unternehmen das A und O darstellt. Allerdings: Die Schwaben haben durch ihre bisherige Wachstumspolitik und die Ausdehnung ihres Aktionsradius gezeigt, daß sie alles andere als tollkühn sind. Es gibt keine Anzeichen dafür, daß sich dies nun geändert hat.

Die Realisierung eines ihrer Ziele, nämlich an jedem Standort, wo sie sind, die Nummer 1 sein zu wollen, schließt indes auch weiterhin die bundesweite Expansion aus. So dürften etwa München und Frankfurt aufgrund der jeweils starken Stellung der Platzhirsche Debis PCM beziehungsweise m+s auch auf längere Sicht kein Thema für Bechtle sein. Auf der anderen Seite: In dieser Branche ist alles möglich. (sic)

Bechtle-Geschäftsführer Ralf Klenk: "Wer stehen bleibt und pausiert, wird von den anderen überholt."

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